Tu den Mund auf für die Stummen

SCHWEICH. Mit einer meditativen Andacht in der voll besetzten Schweicher Synagoge gingen die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer zu Ende.

"Tu den Mund auf für die Stummen. Wer weiß denn heute noch in der Kirche, dass dies die mindeste Forderung der Bibel in solchen Zeiten ist?" Das alttestamentliche Bibelwort, von Bonhoeffer 1943 in einem Brief aufgegriffen, stand im Mittelpunkt der bewegend gestalteten Gedenkstunde, zu der das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium gemeinsam mit dem Dekanat Schweich-Welschbillig eingeladen hatte. Im Wechsel ließen die Pastoralreferenten Alfried Rempe und Matthias Schmitz das Leben des habilitierten Theologen und NS-Widerstandskämpfers anhand seiner vielen Briefe, Publikationen und niedergeschriebenen Gedanken Revue passieren. Bonhoeffers vehementes Eintreten für die Juden und seine kritische Haltung gegenüber dem Staat ("Dem Rad selbst in die Speichen fallen"), sein Weg vom Pazifismus zum Widerstand ("Die Maskerade des Bösen offenbaren") und seine intensive Auseinandersetzung mit der Bergpredigt ("Die einzige Kraftquelle") untergliederten die Andacht gedanklich. Mit seinen Überlegungen, ob es ethisch zu rechtfertigen sei, Aktionen zu fördern, die den Tod Hitlers zum Ziel haben und dem Ruf nach der "Notwendigkeit der freien, verantwortlichen Tat, die auf einem Gott beruht, der das freie Glaubenswagnis verantwortlicher Tat fordert, und der dem, der darüber zum Sünder wird, Vergebung und Trost zuspricht", endete die atmosphärisch sehr dichte Stunde in der Synagoge. Die behutsame musikalische Gestaltung übernahmen Bernd Bleffert auf klingenden Steinen und Martin Sons am Cello.

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