Türme, Türme, lauter Türme

Konz/Saarburg · "Babylon gestern und heute" heißt die Ausstellung von Adolf Kuborn im Saarburger Amüseum. Sie dokumentiert die lebenslange Beschäftigung des Konzer Künstlers mit dem Thema "Turm", aber auch mit verwandten Themenfeldern.

 Adolf Kuborn inmitten seiner Werke im Amüseum in Saarburg. TV-Foto: Martin Möller

Adolf Kuborn inmitten seiner Werke im Amüseum in Saarburg. TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Konz/Saarburg. Der erste Eindruck ist etwas irritierend. Zwischen Schreibtischen und Regalen, zwischen Garderobenständer und Sitzgelegenheiten hängt irgendwo anspruchsvolle Kunst. Die Bilder und Objekte von Adolf Kuborn müssen sich im Erdgeschoss des Saarburger Amüseums die Aufmerksamkeit mit bürokratischem Alltagsmobiliar teilen. Aber im Treppenhaus und in den Ausstellungsräumen oben wird deutlich: Hier geht es um die originelle und höchst anspruchsvolle Kunst, für die der emeritierte Fachhochschul-Professor Kuborn mit seinem Namen steht.
Der Titel "Babylon gestern und heute" ist Programm. Er steht für die lebenslange Beschäftigung des 79-jährigen Künstlers mit dem Themenkomplex "Turm" und all den zugehörigen Assoziationen: himmlische Visionen und irdisches Machtstreben, imposante Siege über die Schwerkraft und schmachvolle Niederlagen. Manche Objekte dokumentieren Verfall, Zerstörung und Verlust. Andere recken sich stolz und unbekümmert nach oben - "Kontaktstation zu den Göttern" hat er eins genannt.
Bei etlichen Gemälden stand Pieter Breughels berühmter "Turmbau zu Babel" Pate. Kuborn greift dieses Motiv auf und variiert es ideenreich. Mehr noch. Er überträgt die mythenhaft-religiöse Thematik der biblischen Erzählung von Menschenwerk und Sprachverwirrung auf aktuelle Themenfelder: reale oder imaginäre Stadtansichten, Industriesilhouetten, optische Reiseeindrücke. Im Gemälde "Treppenhäuser in Matera" lässt er die optimistisch aufsteigenden Treppen einer südländischen Stadtansicht gezielt ins Leere laufen - Aufstieg ins Nirgendwo.
Bei den Materialien legte sich Kuborn keine Beschränkungen auf. Häufig hat der professionelle Fotograf, der in Trassem geboren wurde und in Konz lebt, Aufnahmen zur Basis seiner Arbeiten genommen, hat sie ergänzt und neu geformt. In der "Höhlenbehausung" hat er Fundstücke aus dem Wald in einen Foto-Abzug eingebaut und erzielt damit eine seltsam fremdartige Vision von Wohnungen im Gestein. Eins seiner Turm-Objekte besteht aus Dia-Rahmen und Fliesen-Montagekreuzen.
Und doch ist die Stimmung, die diese Ausstellung verbreitet, nicht angestrengt provokant, sondern originell und dezent zugleich. Es ist eine Schau der leisen Töne, der sanften Assoziationen, der undramatischen Gesten. Sie strahlt eine sympathische Gelassenheit aus. In einem Bild hat sich Kuborn selber porträtiert und sein Gesicht ins gezeichnete Ambiente von Ägyptens "Tal der Könige" versetzt. "Unverkäuflich" heißt es in der Preisliste. Unter allen 46 Exponaten ist dieses fraglos das persönlichste. mö
Die Ausstellung ist bis zum 13. September zu sehen im Saarburger Amüseum am Wasserfall. Mehr Infos: <%LINK auto="true" href="http://www.saarburg.de" class="more" text="www.saarburg.de"%>

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