Über die Krankheit zu sprechen tut gut

Hermeskeil · Jeden zweiten Mittwoch im Monat trifft sich in Hermeskeil die Gruppe "Frauenselbsthilfe nach Krebs". Betroffene tauschen seit fünf Jahren ihre Erfahrungen aus und bauen sich gegenseitig auf. Außerdem profitieren sie von kostenlosen Vorträgen und Kursen, die sich nicht nur auf Fachthemen beziehen.

 Auffangen, informieren, begleiten: Die Selbsthilfegruppe trifft sich jeden zweiten Mittwoch im Monat im Hermeskeiler Johanneshaus. TV-Foto: Ursula Schmieder

Auffangen, informieren, begleiten: Die Selbsthilfegruppe trifft sich jeden zweiten Mittwoch im Monat im Hermeskeiler Johanneshaus. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. Gegen 18.30 Uhr trudeln die Frauen im Mehrgenerationenhaus Johanneshaus ein. Und schon beginnt im gemütlichen Raum neben dem Café Don Camillo das große Hallo. Denn sie alle freuen sich, einander nach vier Wochen wiederzusehen. Lässt das doch hoffen, dass es denen, die hergekommen sind, verhältnismäßig gut geht. Die derzeit etwa 15 Frauen der Gruppe "Frauenselbsthilfe nach Krebs" wissen, dass die Krankheit jede von ihnen jederzeit erneut treffen kann. Daher sind sie froh, mit dieser Sorge nicht alleine sein zu müssen.
Fünf Jahre ist es her, dass sich die Selbsthilfegruppe in Hermeskeil gründete. Seither sind die Frauen noch näher zusammengerückt und bauen sich gegenseitig auf. Besonders wertvoll ist das, wenn - wie in fünf Jahren dreimal geschehen - eine aus der Gruppe stirbt. "Das zieht einen dann wieder runter", räumt Monika Kuhn (55) ein. Doch in aller Regel geht es bei den Treffen (siehe Extra) locker und fröhlich zu.
"Wir sagen uns immer, uns geht\'s gut, und sind meistens gut gelaunt", sagt Emmi Stüber (68) die die von ihr mitgegründete Gruppe zu schätzen weiß: "Man hat Höhen und Tiefen - und wenn man ein Tief hat, wird man aufgefangen." Waltraut Schmitt (59) pflichtet bei: "Ich fühle mich hier gut aufgehoben." Es gebe neue Informationen und die Gespräche würden ihr sehr helfen. Das gilt insbesondere für neu erkrankte Frauen, denen der erste Schritt in die Gruppe meist schwerfällt. "Da muss man ja selber mal drüber weg - man hat so einen Klotz im Hals", bringt es eine Betroffene, die ungenannt bleiben will, auf den Punkt. Noch wisse nicht jeder, wie krank sie sei: "Und das brauchen auch nicht alle zu wissen."
Gruppenleiterin Rosemarie Lorang weiß um die Hemmschwelle: "Krebs ist noch so ein Tabuthema." Anfangs falle es mitunter schon schwer, allein das Wort auszusprechen. Daher seien die Gruppe und der Schritt in die Öffentlichkeit ja so wichtig. "Es tut doch schon gut, wenn man darüber spricht", gesteht die Neue in der Gruppe ein.
Lorang freut sich über jede Frau, die den Weg zu ihnen findet, was über die Kreis- und Landesgrenzen hinweg nicht immer einfach sei. Denn informiert über die Treffen wird meist in den amtlichen Mitteilungsblättern. Wer Glück hat, erhält beim Arzt den entscheidenden Tipp.
Denjenigen, die von der Gruppe wissen, sich aber scheuen herzukommen, macht sie Mut - schließlich seien sie ja alle Betroffene. Außerdem seien sie "kein Kaffeekränzchen - aber auch keine Trauerredner".
Extra

Die kostenlosen und unverbindlichen Treffen der Frauenselbsthilfe nach Krebs, einer bundesweiten Initiative mit 440 Gruppen, sind jeweils am zweiten Mittwoch im Monat. Willkommen sind alle Betroffenen - auch akut erkrankte oder Frauen, die gerade erst die Diagnose erhalten haben. Nächster Termin: Mittwoch, 9. Mai, 18.30 Uhr im Mehrgenerationenhaus Johanneshaus, Martinusstraße 5a, Hermeskeil. Im Sinne des Mottos "Auffangen, informieren, begleiten" werden Erfahrungsaustausch und Fachvorträge angeboten. Ärzte und Therapeuten referieren über Krebsvorsorge oder Mammografiescreening. Und es gibt Aktivitäten ohne unmittelbaren Krankheitsbezug. So stehen auch mal ein Kräutergartenbesuch oder eine Wanderung auf dem Programm, Vorträge oder Gymnastik- und Erste-Hilfe-Kurse. urs Weitere Informationen bei Rosemarie Lorang, Telefon 06503/99258, E-Mail rosemarie@lorang.de

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