Über Umwege zum Patienten

Konz/Saarburg · Der Weg zum Patienten ist bisweilen lang: Die Karten in den Navigationssystemen von Rettungswagen sind selten auf dem neuesten Stand. So finden die Helfer gerade Straßen in Neubaugebieten oftmals nur mit Mühe.

 Das Navi zeigt im Wincheringer Neubaugebiet die „Weinbergstraße“ an, unser Test-Auto steht allerdings in der Mainzer Straße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Das Navi zeigt im Wincheringer Neubaugebiet die „Weinbergstraße“ an, unser Test-Auto steht allerdings in der Mainzer Straße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Konz/Saarburg. "Sie haben ihr Ziel erreicht" - wenn das Navigationssystem diesen Satz ausspuckt, heißt das für Autofahrer jedoch nicht immer, dass sie auch tatsächlich angekommen sind. Jeder kennt das: Statt vor Omas Haus steht man plötzlich am Ufer eines Flusses. Denn gerade wenn Oma ihr Häuschen erst vor ein paar Monaten in einem Neubaugebiet gebaut hat, gibt es in der Regel keine Hausnummer und keinen Straßennamen. Der Grund: Die Karten in den Navigationssystemen sind nie ganz aktuell.

Die Retter arrangieren sich



Ein Problem für Autofahrer, aber auch ein Problem für die, bei denen es auf jede Sekunde ankommt - die Rettungsdienste. "Das passiert uns bei rund 100 Einsätzen im Monat etwa acht Mal. Vor allem in Neubaugebieten", sagt Mario Schölzel, Leiter der DRK-Rettungsdiensstelle in Saarburg. Und Neubaugebiete gibt es rund um Saarburg zu Hauf - wegen der Grenznähe. Wirklich brenzlig sei es aber bislang nie geworden. "Wir sind immer pünktlich angekommen", sagt Schölzel. Denn die Rettungsdienste hätten sich mit der Situation arrangiert. "Im Rettungsfahrzeug gibt es immer auch Karten auf Papier. Von den Neubaugebieten haben wir in der Regel die Bebauungspläne. Und die Straßen, die wir nicht kennen, fahren wir in den Pausen ab. Dann machen wir uns unsere eigenen Karten." Zudem sei mindestens ein Ortskundiger jeden Tag im Dienst.

"Trotzdem ist es nicht auszuschließen, dass wir mal nicht rechtzeitig kommen", sagt Christian Feld, Abteilungsleiter EDV und Technik bei der für die Rettungswachen im Kreis Trier-Saarburg zuständigen Leitstelle in Trier. In der Leitstelle werden eingehende Notrufe angenommen. Der Ort des Vorfalls wird von Trier aus direkt in Form von Adressdaten an die Navigationssysteme der Rettungswagen geschickt. Ob diese Daten tatsächlich auch ans Ziel führen, hängt von der Aktualität des digitalen Kartenmaterials in den Fahrzeugen ab. "In der Leitstelle werden die Daten halbjährlich aktualisiert, auf den Navigationssystemen in den Rettungswagen meistens jährlich", sagt Feld.

Daten liefert das Landesamt für Vermessung



Grundlage der Einsatzkarten für die Rettungsdienste sind die Daten des Landesamts für Vermessung und Geobasisinformationen in Koblenz. "Den nördlichen und den südlichen Teil von Rheinland-Pfalz überfliegen wir jeweils einmal im Jahr, einmal im Winter und einmal im Sommer, um Veränderungen der Vegetation einzuschließen. So haben wir alle zwei Jahre eine komplette Aktualisierung des ganzen Landes.", sagt Helmut Noack, Leiter der Abteilung Geobasisinformation. Die Daten aus den Luftbildern werden für die Navigationssysteme allerdings nicht in Koblenz, sondern bei einer privaten Firma in Karten fürs Auto und die Rettungswagen umgewandelt. "Dort kann es manchmal aufgrund der Datenverarbeitung zu Verzögerungen kommen." Noack sieht aber noch ein anderes Problem: "Die Gemeinden sind nicht verpflichtet, uns neu ausgewiesene Neubaugebiete zu melden. Erst wenn dort Gebäude stehen, besteht nach einem halben Jahr Messungspflicht. Dann bekommen wir Meldung." Im Falle der Neubaugebiete im Kreis Trier-Saarburg wolle man daher noch einmal genauer hinschauen - um das Risiko möglicher Verspätungen bei Einsätzen von vornherein zu minimieren.

Ob das reicht? Für Christian Feld von der Leitstelle ist die stete Aktualisierung eine philosophische Frage: "Klar könnte es helfen, die Karten häufiger auf den neuesten Stand zu bringen. Die Frage ist aber: Wie viel ist uns unsere Sicherheit wert?"

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