Über zwei kleine Brücken zur Luxemburger Autobahn

Trier/Konz · Die Diskussion um die Verkehrssituation im Moseltal geht in die nächste Runde. Der SPD-Gemeindeverband Konz bringt einen neuen Vorschlag ein. Über zwei Brücken soll der Verkehr aus dem Raum Konz zur luxemburgischen A 1 geführt werden. In der Kreisverwaltung wird schon Kritik an dem Vorschlag laut.

Trier/Konz. Die SPD-geführte Landesregierung hält den Moselaufstieg für "verzichtbar" (der TV berichtete). Der Brückenschlag von der B 51 bei Konz-Könen samt Auffahrt zur A 64 wird deshalb immer unwahrscheinlicher. Die SPD im Kreis Trier-Saarburg hat sich hingegen immer hinter das Straßenbauprojekt gestellt, weil es die Verbandsgemeinden Konz und Saarburg an die Autobahn anbinden würde.
Über Mosel und Sauer zur A 1



Aus diesem Dilemma will Egon Sommer, Vorsitzender des SPD Gemeindeverbands Konz, ausbrechen. Er will die Debatte um die Verkehrssituation im Moseltal mit einem SPD-Alternativvorschlag weiterbringen, der bisher noch nicht veröffentlicht wurde.
Mitglieder der luxemburgischen sozialistischen Arbeiterpartei (LSAP) und SPD-Politiker aus der Verbandsgemeinde Konz haben diesen Vorschlag schon am 11. Februar 2010 entwickelt - bei einem Gespräch über die grenzübergreifende Verkehrssituation im Haus der Fischerei in Oberbillig. Einig war man sich vor allem in einem Punkt: "Es fehlt eine Brücke über die Mosel zwischen Trier und Grevenmacher", macht Gust Stefanetti (LSAP) Bürgermeister der verkehrsgeplagten luxemburgischen Gemeinde Wasserbillig deutlich. Die einzigen Brücken in diesem Bereich sind die zwischen Wellen und Grevenmacher sowie die Konrad-Adenauer-Brücke in Trier. Laut Stefanetti reichen die nicht für den Pendlerverkehr zwischen Deutschland und Luxemburg aus.
Deshalb wurde in Oberbillig über mögliche neue Brückenstandorte diskutiert. Ein möglicher Brückenschlag zwischen Oberbillig und Temmels über den Merterter Hafen zur Autobahn (der TV berichtete) verwarf die länderübergreifende Arbeitsgruppe wegen einer mangelhaften Kosten-Nutzen-Rechnung.
Interessanter fanden die SPD- und LSAP-Mitglieder laut Sommer eine Variante mit zwei Brücken - ein Vorschlag der eigentlich aus den 60er Jahren stammt. Eine Brücke würde die B 419 zwischen Wasserliesch und Oberbillig mit der B 49 auf der Igeler Seite verbinden. Der Verkehr würde dann auf deutscher Seite über Wasserbilligerbrück weiter aufdie B 418 geleitet. Kurz vor Langsur soll eine Brücke den Verkehr nach Luxemburg auf die N 10 und zur Autobahn bringen (siehe Grafik).
Diese Variante könne "als kleine Lösung mit großer Wirkung und ökologisch und ökonomisch vertretbarem Aufwand als neue Planungsgrundlage Beachtung finden", heißt es in einem SPD-Diskussionspapier, in dem Argumente für die Zwei-Brücken-Lösung gesammelt sind. Ökonomisch spreche für diese Lösung, dass sie günstiger als der Moselaufstiegs sei. Im Gegensatz zu den geplanten 45 Millionen Euro für den Moselaufstieg rechnet Sommer mit etwa 30 Millionen Euro Gesamtkosten. Eine Beteiligung der luxemburgischen Regierung sei wahrscheinlich.
Ökologisch sei das Modell vertretbar, weil die es auf vorhandener Straßeninfrastruktur aufbaue. Hinzu kämen Verkehrsentlastungen für die Gemeinden Oberbillig, Temmels, Grevenmacher und Wasserbillig. Auch Igel könne durch eine Verkehrssplittung profitieren. Weil über die Sauer ein neuer Weg zur A 1/64 geschaffen werde, würde die Stadt Trier von dem Güterverkehr aus der Region entlastet.
Scharfe Kritik an SPD-Vorschlag


Kritik an dem SPD-Vorschlag kommt vom Landrat des Kreises Trier-Saarburg. "Das sind keine ausgereiften Vorschläge", sagt Günther Schartz (CDU) (siehe Interview). "Damit wäre Wasserliesch weiter voll im Fokus des Verkehrs." Zwischen Oberbillig und Wasserliesch sei zudem überhaupt kein Platz für eine Brücke. Gleiches gelte vermutlich auf Luxemburger Seite an der Sauer. Im Gegensatz zum Moselaufstieg und der Nordumfahrung gebe es für die Zwei-Brückenvariante auch keine komplette raumplanerische Voruntersuchung.
Sommer hingegen fordert, dass der Vorschlag zumindest in Betracht gezogen und von Verkehrsexperten geprüft wird. Er ist sich sicher: "Der Platz ist für beide Brücken vorhanden."
Auf strikte Ablehnung stößt der Vorschlag im Langsurer Ortsteil Wasserbilligerbrück. Der kleine Grenzort wird schon heute täglich vom Tanktourismus-Verkehr ins benachbarte Luxemburg überrollt. Ortsbürgermeister Rüdiger Artz (Freie Wähler): "Diese Idee ist ein Hirngespinst nach dem Motto ,man kehre den Dreck von der eigenen Tür vor die Nachbartür\'. Die haben wohl eine rege Fantasie. Wasserbilligerbrück ersäuft heute schon im Verkehr!" Er plädiert zur Lösung der Verkehrsprobleme für die von der SPD-Arbeitsgruppe verworfene Moselbrücke bei Temmels.

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