Übungssache: Arbeiter bauen Stahlkoloss

Konz · Seit 33 Jahren wurde keine doppelstöckige Schaper-Krupp-Bundesbahn-Brücke zusammengebaut. Im Ernstfall könnte der 374 Tonnen wiegende Koloss freischwingend 120 Meter überschlagen. Die Brückenbau-Fachgruppen des THW haben den Zusammenbau einer solchen Brücke nun in Konz geübt.

 Stahlkoloss: Diese Brücke ist in Konz Übungsobjekt für 50 Brückenbau-Experten des Technischen Hilfswerks.

Stahlkoloss: Diese Brücke ist in Konz Übungsobjekt für 50 Brückenbau-Experten des Technischen Hilfswerks.

Foto: Frank Auffenberg

Viele Monate dauert es, bis eine festinstallierte Brücke fertig gebaut ist. Im Katastrophenfall fehlt dafür die Zeit. Brückenbau-Fachgruppen des Technischen Hilfswerks (THW) sollen im Katastrophenfall das scheinbar Unmachbare ermöglichen. Die THW-Brückenbauer können in nur wenigen Tagen beeindruckend große Stahlkonstruktion über Täler und Flüsse schlagen.

Die Einzelteile der Behelfsbrücken lagern bis zum Ernstfall wohlsortiert und zerlegt in Depots. Mitten in Konz, auf einem solchen Depotgelände der Deutschen Bahn, endet am Sonntag eine Übung, bei der 50 Brückenbau-Fachleute aus 14 Fachgruppen den Katastrophenfall probten.

Seit drei Jahren findet jährlich eine Übung in Konz statt. "Wir haben zweimal hier Erfahrungen im Bau kleinerer Konstruktionen gesammelt, diesmal geht es aber um ganz andere Dimensionen", sagte der THW-Pressesprecher Michael Walsdorf. Geprobt wurde der Bau einer sogenannten Schaper-Krupp-Bundesbahn-Brücke (SKB-Brücke) in Doppelstock-Bauform. Freischwingend kann sie bis zu 120 Meter überbrücken, ausreichend für die Querung großer Flüsse wie des Rheines, der Oder oder der Elbe. Komplett installiert würde die Gesamtkonstruktion etwa 374 Tonnen wiegen.

Studierten die THW-Spezialisten bisher hauptsächlich bewährte Arbeitsabläufe ein, ging es diesmal um grundlegendere Probleme. 33 Jahre hat niemand von uns versucht, diesen Brückentyp zu bauen.

"Wir kamen nicht so schnell voran wie gedacht. Die Verfahrenstechnik musste erst erprobt werden", sagte Übungsleiter Kai Pietsch. Über 42 Meter habe man die Brücke ursprünglich bauen wollen: "Im Vorschubverfahren, das heißt, sie wird erst zusammengebaut und dann stückweise auf Rollen über den Fluss geschoben", erklärte er.

Fertig installiert kann eine SKB-Brücke nicht nur Autos und Lastwagen tragen, selbst ein ICE-Zug könnte das Gerüst problemlos überqueren.

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