Umgehung rückt näher

KONZ-KÖNEN. Heute vor zehn Jahren, am 9. Januar 1996, hat sich die Bürgerinitiative für eine Ortsumgehung um Konz-Könen gegründet. Seitdem ist die Realisierung des Projekts ein gutes Stück näher gerückt, es sind aber noch planerische und finanzielle Hürden zu überwinden.

"Wir haben hier Steine als Tore auf die Straße gelegt und dann Fußball gespielt", erzählt Erwin Carl. "Alle halbe Stunde kam mal ein VW-Käfer vorbei, dann wurde das Spiel unterbrochen." Carl steht an der Bundesstraße 51 in Konz-Könen. Dass dort Kinder auf der Fahrbahn spielen konnten, ist ein halbes Jahrhundert her. Rund 15 000 Autos fahren nach einer Zählung aus dem Jahr 2000 jeden Tag durch den Ort - und Erwin Carl ist Schriftführer einer Bürgerinitiative, die seit zehn Jahren den Bau einer Ortsumgehung um Könen fordert. Rund 50 Könener kamen am 9. Januar 1996 zur Gründungsversammlung der Initiative, auf etwa 20 schätzt Erwin Carl den "harten Kern" der Aktiven. Zehn Jahre lang haben die nicht locker gelassen. "Wir sind parteipolitisch neutral", betont Carl. Das hat die Mitglieder der Initiative allerdings nicht davon abgehalten, Politiker verschiedener Parteien für ihr Vorhaben einzuspannen. So erschienen die Bürger ebenso zur Sprechstunde von Ministerpräsident Kurt Beck in dessen Heimatort wie im Bundestag zur Beratung des Bundesverkehrswegeplans. Ihre Forderungen stellen die Mitglieder der Bürgerinitiative auch auf Spruchbändern und dutzenden Schildern entlang der Ortsdurchfahrt dar. "Risse an fast jedem Haus - Schwerverkehr raus" heißt es etwa auf einem Schild, "Mehr Schutz für uns - Umgehung sofort" auf einem vor dem Kindergarten. "Moment, das steht schief", sagt Erwin Carl beim Rundgang durch den Ort und bringt den Holzpfahl, an dem das Schild hängt, wieder ins Lot. Durch ihren Einsatz haben die Könener einiges erreicht: Seit Sommer 2004 ist die Ortsumgehung im Bundesverkehrswegeplan als "vordringlicher Bedarf" klassifiziert. Doch damit die Straße gebaut werden kann, sind noch zwei größere Hürden zu überwinden: Zum einen muss das Planfeststellungsverfahren eingeleitet und abgeschlossen werden, zum anderen muss die Finanzierung sichergestellt sein. In ein paar Jahren, Ende des Jahrzehnts, kann nach Meinung der Initiative die Umgehungsstraße möglicherweise gebaut werden. Das Schreiben, das der Bürgerinitiative im Dezember zuging, lässt Carl hoffen. Ziel der Landesregierung sei es, die Umgehung Konz-Könen im Fünfjahresplan des Bundes zu verankern, schreibt Landes-Verkehrsminister Hans-Artur Bauckhage als Antwort auf eine Anfrage der Bürgerinitiative. Wenn das Projekt in diesen "Investitionsrahmenplan von 2005 bis 2010 für die Verkehrsinfrastruktur des Bundes" aufgenommen wird, ist die Finanzierung sichergestellt. Dafür, dass dies so sein wird, spricht auch ein Schreiben aus dem Bundesverkehrsministerium. Die Maßnahme B 51 Ortsumgehung Konz-Könen werde nach den bisherigen Planungen in den Investitionsrahmenplan aufgenommen, heißt es da. Erwin Carl zeigt die Schreiben mit Freuden - und legt sie in einem der sieben Aktenordner ab, in denen er das Material zur Ortsumgehung sammelt. "Wir lassen nicht locker", sagt er. "Erst wenn die Straße gebaut wird, kommen die Schilder im Ort weg." Vielleicht werden dann auch wieder Kinder auf der Straße spielen können.

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