Unabhängig von den "Müll-Multis"
TRIER. Kurz vor 23 Uhr fiel am Montagabend die Entscheidung: Auch der Kreistag Trier-Saarburg sprach sich mehrheitlich dafür aus, den Müll in den nächsten beiden Jahren verbrennen zu lassen, und folgte damit den Beschlüssen der Kreistage Daun, Bernkastel-Wittlich und Bitburg-Prüm. Das letzte Wort hat der heute tagende Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft.
Die vier Kreistage und der Stadtrat Trier befassten sich am Montag mit der Vergabe der Müllentsorgung (der TV berichtete). Nach einer turbulenten und lauten öffentlichen Sitzung, die dreieinhalb Stunden dauerte, fiel die Vergabeentscheidung im Kreistag Trier-Saarburg unter Ausschluss der Öffentlichkeit erst am späten Abend. Dennoch ließen sich die Fraktionen eine grundsätzliche Debatte über die Herhof-Pleite, deren Zustandekommen und die Frage, ob man diesen Gau hätte verhindern können, nicht entgehen. Ein Antrag der SPD brachte das Thema "Müllentsorgung in der Region Trier" auch auf die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung. Fraktions-Chef Alfons Maximini forderte, "Gebietskörperschaften und Endverbraucher vor weiterem Schaden zu bewahren" und warf Landrat Richard Groß vor, dem Landkreis "ein schweres Erbe" zu hinterlassen. Groß geht zum Jahresende nach 22 Jahren im Amt in den Ruhestand. Groß stellte sich der Diskussion. "Es gab vor fünf Jahren absolut keine Gründe, der Firma Herhof, die der günstigste Anbieter war, den Auftrag der Müllentsorgung nicht zu erteilen. Wir haben alles überprüft, was überprüft werden konnte." Rudolf Müller, Vorsitzender der CDU-Fraktion, räumte ein, dass "eine Gebührenerhöhung langfristig nicht zu verhindern sein wird. Ich möchte jedoch den sehen, der eine Alternative hat." Gestern stellte sich Landrat Groß den Fragen des TV und legte das Ergebnis der nicht öffentlichen Sitzung vor. "Eine deutliche Mehrheit war dafür, den Müll in den nächsten zwei Jahren zu höheren Gebühren als bisher verbrennen zu lassen." Über eine mögliche zukünftige Nutzung der zu 70 Prozent fertigen Anlage in Mertesdorf wird der Zweckverband entscheiden, über erste Alternativen wurde bereits Ende Juni diskutiert (der TV berichtete).Stadtrat Trier wurde informiert
Der Stadtrat Trier musste am Montag keinen Beschluss fassen, ließ sich aber ausgiebig in nicht öffentlicher Sitzung über das Vergabeverfahren informieren und nahm die Vorlage zur Kenntnis. Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch plädierte dafür, in den kommenden 24 Monaten darüber nachzudenken, mit welchen Verfahren, welcher Technologie und unter welcher Trägerschaft sich die Region in Sachen Abfallentsorgung unabhängig machen kann von den "Müll-Multis".