Unermüdlicher Schaffer

Kurz nach Vollendung seines 86. Lebensjahrs ist der CDU-Politiker Michael Kutscheid gestorben. Er hatte als Konzer Bürgermeister, Landtagsabgeordneter und Mitgründer der Lebenshilfe viele Akzente gesetzt.

 2007 wurde in Konz eine Straße nach Michael Kutscheid (rechts, mit dem ehemaligen Konzer Bürgermeister Winfried Manns) benannt. Bereits seit 1994 war er Ehrenbürger der Saar-Mosel-Stadt. TV-Foto: Archiv/Karl-Peter Jochem

2007 wurde in Konz eine Straße nach Michael Kutscheid (rechts, mit dem ehemaligen Konzer Bürgermeister Winfried Manns) benannt. Bereits seit 1994 war er Ehrenbürger der Saar-Mosel-Stadt. TV-Foto: Archiv/Karl-Peter Jochem

Konz. In der Riege der großen CDU-Nachkriegspolitiker aus dem Trierer Land, mit klangvollen Namen wie Holkenbrink, Theisen, Schartz, Langes und Wagner, war Michael Kutscheid vielleicht der unauffälligste - aber sicher einer der einflussreichsten. Kein Volkstribun, eher ein Schaffer, beharrlich, bisweilen stur, unermüdlich in der Verteidigung der Interessen seiner Stadt, seines Kreises, seiner Institutionen. Und jederzeit für "Normalbürger" ansprechbar, wenn sie Sorgen und Nöte hatten.

Im Eifelort Gillenfeld als ältestes von neun Kindern in der Landwirtschaft groß geworden, startete er nach dem Krieg, dessen Verwundungen sichtbare Spuren hinterließen, aus denen er aber nie viel Aufhebens machte, beim Amt Klüsserath seine Verwaltungslaufbahn.

1957, mit gerade mal 34 Jahren, wurde er hauptamtlicher Bürgermeister in Konz, wo bis heute die Verleihung der Stadtrechte 1959 und vor allem die Verhinderung der Eingemeindung nach Trier in den 60er Jahren mit seinem Namen verbunden werden.

1971 zog es ihn in den Landtag, weshalb er vier Jahre später aufgrund neuer gesetzlicher Regelungen sein Bürgermeisteramt, das inzwischen auch die Verbandsgemeinde Konz umfasste, abgeben musste. Er brachte es in Mainz bis zum parlamentarischen Geschäftsführer der CDU - auch da ein Mann für die zweite Reihe, aber einer, dessen Wort überall galt.

Zwei Jahrzehnte blieb er in der Landespolitik, dann wäre eigentlich Zeit für den Ruhestand gewesen. Aber Kutscheid, das Arbeitspferd, hatte noch seine "Lebenshilfe". 1969, als die gesellschaftliche Position behinderter Menschen noch weit hinter heutigen Vorstellungen zurückblieb, hatte er die Organisation auf regionaler Ebene gegründet. Ein Herzensanliegen, waren Michael Kutscheid und seine Frau Irma durch ihre schwerbehinderte, lebenslang pflegebedürftige Tochter mit dem Thema auch ganz persönlich konfrontiert.

37 Jahre engagierte sich der Politiker ehrenamtlich bei der Lebenshilfe - und hinterließ 2006, als er den Führungsstab endgültig abgab, eine sattelfeste, weithin anerkannte Institution. Die Konzer dankten ihm durch die Ehrenbürgerwürde und - seltene Ehrung - die Benennung einer Michael-Kutscheid-Straße noch zu Lebzeiten. Seine letzten Jahre waren, vor allem nach dem Tod seiner Frau, durch eine zunehmende Demenz-Erkrankung gezeichnet.

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