Ungewisse Zukunft fürs Schloss in Temmels

Temmels · Investor Vincenzo Logrillo ist mit großen Plänen für das Temmelser Schloss in den Obermosel-Ort gekommen. Nun kehrt Ernüchterung ein. Laut Ortsbürgermeister Herbert Schneider will der Luxemburger das Projekt aufgeben und samt der Ausbaupläne wieder verkaufen. Entschieden sei noch nichts, betont der Investor selbst.

 Einige Arbeiten sind am Herrenhaus in Temmels erledigt, aber es ist noch viel zu tun. TV-Foto: Friedemann Vetter

Einige Arbeiten sind am Herrenhaus in Temmels erledigt, aber es ist noch viel zu tun. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (VE._) ("TV-Upload Vetter"

Temmels. Es hätte so schön sein können: Ein Wellnesshotel statt Ruinen, ein hochwertiger Veranstaltungsbereich und ein Restaurant sollten in Temmels entstehen. Der luxemburgische Investor Vincenzo Logrillo präsentierte seine Pläne vor sieben Jahren dem Trierischen Volksfreund. Im Januar 2009 führte er eine TV-Redakteurin über das 1,2 Hektar große Gelände des Georgshofs, auch liebevoll Temmelser Schloss genannt. Das verfallene Herrenhaus samt Grundstück hatte Logrillo von einer Erbengemeinschaft gekauft. Vor Ort teilte er seine verlockenden Visionen mit dem TV. Die Temmelser sind 2009 hellauf begeistert, dass sich an der Ruine in ihrem Dorf endlich etwas tun soll. Sie hoffen darauf, dass Temmels dadurch attraktiver wird.
Heute ist von dieser Euphorie nichts mehr übrig. Der Temmelser Ortschef Herbert Schneider sagt auf TV-Anfrage: "Herr Logrillo wird das nicht mehr zu Ende bauen." Der Investor versuche derzeit, das Gesamtprojekt zu vermarkten. Das habe Logrillo der Ortsgemeinde nicht persönlich mitgeteilt. Einer seiner Vertreter habe mit ihm gesprochen, sagt Schneider.Keine Bestätigung von Investor


Der Investor selbst bestätigt die Aussagen Schneiders nicht. Auf die Frage, ob er den Georgshof samt seinen Plänen im Paket verkaufen wolle, meint er: "Nein - da kann ich keinen Kommentar abgeben." Es sei noch nichts entschieden, die Entscheidung falle erst in den nächsten Wochen.
Logrillos Pläne haben sich auch seit 2009 stark verändert. Das Hotel mit Wellnessbereich, Restaurant und Veranstaltungsräumen ist seit 2010 nur noch Beiwerk, denn der Luxemburger konzentriert sich seitdem auf die ehemaligen Nebengebäude. Er will auf dem Gelände vier Häuser mit insgesamt 42 Wohneinheiten bauen lassen - Wohnungen von 40 bis 150 Quadratmeter Größe.
Weil die neuen Voraussetzungen den Planungsprozess extrem verkomplizieren, dauert es bis Oktober 2014, bis alle erforderlichen Genehmigungen vorliegen. Als es soweit war, erklärte der Investor auf TV-Anfrage, dass die Gebäude innerhalb von drei oder vier Jahren fertig sein sollen.
Doch viel ist seitdem nicht passiert: Allerdings sind laut dem Konzer Architekten Franz Conen, der das Projekt für Logrillo geplant hat, schon einige Arbeiten erledigt worden. Es sei insgesamt etwa eine Million Euro im Temmelser Schloss verbaut worden, erklärt Conen im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund.
Neue Fenster und ein neues Dach wurden schon 2009 eingebaut. Nun seien auch ein Aufzugsschacht, Treppen und neue Decken fertig. Conens Einschätzung der Lage: "Wir müssen abwarten, wie es sich entwickelt.Meinung

Gelände doch nicht so attraktiv?
Es ist ein Rätsel, wenn Investoren aufkreuzen, Projekte planen, dann aber jahrelang offensichtlich kaum etwas passiert. Die Gründe dafür liegen oft in den scharfen Bauvorschriften in Deutschland. Diese haben vermutlich - gerade in Bezug auf den Ärger um die Zufahrt zu dem Gelände in Temmels - eine Rolle gespielt. Doch ein weiterer Grund könnte sein, dass die Attraktivität des Grundstücks von Anfang an überschätzt wurde. Schließlich liegt das Gut zwischen einer vielbefahrenen Bundesstraße und dem Hafen in Mertert auf der anderen Moselseite. Die Temmelser können da ein Liedchen singen vom Verkehrslärm aus Deutschland und dem Industrielärm aus Luxemburg. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass das schöne Herrenhaus mit großem Potenzial saniert und irgendwie genutzt wird. Wer das Projekt zu Ende führt, ist dabei egal. Es ist aber Zeit, dass endlich etwas passiert. c.kremer@volksfreund.deExtra

2010 wurde bekannt, dass der Fokus nicht mehr so auf dem Wellnesshotel liegt. Statt der früheren Nebengebäude sollten Mehrfamilienhäuser auf dem Gelände entstehen. Erst nach Bau dieser Gebäude könne sich der Investor, der insgesamt zwölf Millionen Euro ausgeben wolle, um die Planungen für das Hauptgebäude kümmern, hieß es. In das Hauptgebäude sind bis dahin neue Fenster eingebaut worden. Zudem wurde das Gebäudedach gesichert. Die Umplanungen verzögerten das Projekt. Vor allem die Erschließung einer Zufahrt zum Schlossgelände wurde zum Problem, das lange mit den verantwortlichen Behörden diskutiert werden musste. cmk

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