Wetter „Ich bin mit dem Wetter verheiratet“

Konz/Trier · Alle reden übers Wetter. Der Konzer Andreas Wagner beschäftigt sich jeden Tag dienstlich damit, denn er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der TV hat mit dem 50-Jährigen über Hitze, Gewitter und Hochwasser gesprochen.

 Auf den Bildschirmen im heimischen Konzer Wetterbüro sichtet Andreas Wagner die neuesten Grafiken und Daten für seine Vorhersagen.

Auf den Bildschirmen im heimischen Konzer Wetterbüro sichtet Andreas Wagner die neuesten Grafiken und Daten für seine Vorhersagen.

Foto: Julia Faber

Über kaum ein Thema reden die Menschen so oft wie übers Wetter und seine Auswirkungen. Geld verdienen aber nur die wenigsten damit. Andreas Wagner gehört dazu.

Der gebürtige Trierer schrieb schon als 13-Jähriger seine ersten Wetteraufzeichnungen. Später lernte er den Beruf Wasserbauwerker beim Wasser- und Schifffahrtsamt Trier (heute Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt). Das Wetter ließ ihn nicht los: Wagner erstellte eine eigene private Website dazu. Inzwischen hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet für den Wetterdienst Meteogroup mit Sitz in Berlin.

Aber wieso gerade Wetter? „Ich komme aus Trier und wohnte direkt an der Mosel. Mit kräftigen Hochwasserphasen bin ich aufgewachsen. Irgendwann habe ich angefangen, mich dafür zu interessieren, woher das ganze Wasser kommt.“

Hochwasser, dann wochenlange Dürreperioden. Die Hitzewelle zieht über Deutschland und scheint gar nicht mehr enden zu wollen. Das Wetter steht kopf. Andreas Wagner, Wetterfan aus Leidenschaft, erklärt die Hintergründe: „Ein anhaltendes Hoch über Skandinavien blockiert Tiefdruckgebiete vom Atlantik, die deswegen Umwege machen müssen und uns so nicht erreichen können. Das führt zu einem heißen Sommer ohne Niederschlag, so wie wir ihn gerade erleben.“

Wie sehr das Wetter Wagners Alltag prägt, zeigt er eindrucksvoll in seinem Konzer Zuhause. Blaue, rote und gelbe Wetterkarten, Grafiken und Statistiken auf zwei Bildschirmen leuchten Besuchern entgegen, die sein kleines Wetterbüro betreten. Der 50-Jährige ist ledig und sagt lächelnd: „Ich bin mit dem Wetter verheiratet.“

Seine beiden Steckenpferde Gewitter und Hochwasser beschäftigten nicht nur den naturliebenden Menschen, sondern seien von weit größerem Interesse, erklärt Wagner. „Vor allem die Energiewirtschaft, die mittlerweile zu großen Teilen aus erneuerbaren Energiequellen besteht, baut auf Wettervorhersagen. Solarenergie ohne Sonne geht schlecht – dann muss man auf Wasser oder Wind umschwenken.“ Zudem seien auch Versicherungen an den Wetterdaten interessiert, die in einem Zusammenspiel von Satellitenbildern und Messstationen am Boden ermittelt werden. Blitzeinschläge könne man auf die exakte Stelle zurückverfolgen – „da wird Versicherungsbetrug schwierig“, sagt der 50-Jährige.

Die Wettervorhersage erfolgt anhand von Radaren. In Deutschland gibt es 15 solcher Radare. Aber wie funktioniert das genau? „Der Radar strahlt auf Wolken, die mit Regentropfen gefüllt sind. Diese reflektieren zurück. Je stärker die Reflexion, desto mehr Regentropfen befinden sich in der Wolke. Anhand dieser Daten kann man erkennen, wie groß die Niederschlagsmenge sein wird“, erklärt Wagner.

Wie viele Menschen stellt auch der Wetterexperte fest, dass Unwetter mittlerweile schlimmere Auswirkungen haben als früher. Der Grund dafür liege zum Teil beim Menschen: „Durch die ständige und großflächige Bebauung kann das Wasser nicht mehr versickern. Das führt dann dazu, dass die Mosel schneller ansteigt und Hochwasser führt“, sagt Wagner. Der Klimawandel sei darüber hinaus dafür verantwortlich, dass mehr Wasserdampf in der Atmosphäre gespeichert werde und dadurch vermehrt Unwetter mit großen Regenmengen auftreten.

Zu der oft gehörten Frage, was passieren würde, wenn ein Hurrikan wie Harvey über Trier zöge, sagt Wagner lachend, dass die starken Stürme, die in den USA regelmäßig ganze Städte verwüsten, an warmes Klima gebunden seien. „Hurrikans können in Deutschland nicht entstehen, da sie eine Wassertemperatur von 27 Grad Celsius benötigen. Unser Wasser kommt aber ja vom Atlantik – das ist zu kalt.“

Der Wetterexperte erklärt aber, dass solch starke Stürme durchaus auch in Deutschland entstehen können, „nur dass wir dann hier von einem Orkan sprechen“, verriet er. Orkane entstehen durch Temperaturgegensätze, die im Herbst am größten sind. Für die Zukunft möchte sich Wagner unter anderem auf die Winterdienstvorhersage spezialisieren, um auch hier für genauere Wetterdaten zu sorgen. Auch wenn es auf dem Trierer Petrisberg bereits eine Wetterstation gibt: Ein großer Wunsch von Wagner ist eine Wetterstation in der Trierer Talstadt, um das Wetter noch genauer vorhersagen zu können. Sein größter Traum ist, irgendwann mal einen eigenen Wetterdienst zu betreiben.

Auf seiner privaten Internet-Seite
www.pegeldeutschland.de informiert Andreas Wagner regelmäßig über Flusspegelstände, Hochwasser, Unwetter und mehr.

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