Unnötiger Stress im Berufsverkehr

Konz/Trier · Bauarbeiten sind notwendig, um die Straßen in Schuss zu halten. Aber sind kleine Wartungsarbeiten in Stoßzeiten nötig? Das hat ein Pendler den TV gefragt, und eine Recherche ergibt: Nein! Auch die Straßenbaubehörde will sie eigentlich in verkehrsarme Zeiten legen. Oft seien die ausführenden Firmen schuld.

 Diese Arbeiten hat das Unternehmen in der vergangenen Woche außerhalb des Berufsverkehrs auf der B 51 zwischen Konz und Trier ausgeführt. So blieben Verzögerungen aus. TV-Foto: Christian Kremer

Diese Arbeiten hat das Unternehmen in der vergangenen Woche außerhalb des Berufsverkehrs auf der B 51 zwischen Konz und Trier ausgeführt. So blieben Verzögerungen aus. TV-Foto: Christian Kremer

Foto: (h_ko )

Konz/Trier. Es sind die kleinen Dinge, die den Alltag definieren. So können sie auch den ganzen Alltag durcheinanderbringen. Vor allem, wenn es sich dabei um Baustellen oder Hindernisse auf der Straße handelt, die man morgens zur Arbeit fährt. Diese Erfahrung machen Tausende Berufspendler jeden Tag. Manchmal wollen sie dann wissen, was da los war. Manche stellen Fragen in Verkehrsgruppen auf Facebook, manche bitten die örtliche Tageszeitung um Recherchehilfe. Das hat zum Beispiel Rudolf Hemmerling aus Ayl getan.
Stau zwischen Konz und Trier


Der Polizeibeamte fährt jeden Morgen aus der Verbandsgemeinde Saarburg über die B 51 an Konz vorbei nach Trier. Sein Weg führt also über eine der wichtigsten Bundesstraßen in der Region Trier. Trotzdem kam es dort in den vergangenen Wochen zweimal mitten in der morgendlichen Rush Hour zu Verzögerungen.
Hemmerlings erstes Beispiel hat sich am 27. September abgespielt. Zwischen Konz und Trier war zwischen 8.30 und 9.15 Uhr eine Baustellenampel aufgebaut, weil an der Merzlicher Brücke bei Karthaus Leitplanken repariert werden mussten. "Ergebnis: Rückstau bis Möbel Martin, habe für etwa 30 Minuten im Stau gestanden und mit mir mindestens 1000 weitere Arbeitnehmer. War die Einrichtung der Baustelle zu diesem Zeitpunkt unabweisbar wichtig?", fragt Hemmerling.
Nur zwei Wochen danach kommt es wieder zu Verzögerungen wegen Arbeiten in der Stoßzeit. "Da fährt ein Riesenunimog an der Leitplanke vorbei, um dort zu mähen", schildert Hemmerling. "Das ist aus meiner Sicht nicht notwendig während der Hauptverkehrszeiten."
Bäume in Stoßzeiten beschnitten


Hemmerling ist nicht alleine, auch andere Pendler regen sich über Verkehrshindernisse in den Stoßzeiten auf. Zuletzt kam es zum Beispiel auch in der Luxemburger Straße, B 49, zwischen den Trierer Stadtteilen Euren und Zewen zu Verzögerungen. Tagelang liefen dort Baumschnittarbeiten mitten in der Rush Hour zwischen 8 und 9 Uhr.
Nach Hemmerlings Anregung hat sich die TV-Redaktion mit seiner Beschwerde an den Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Trier gewandt. LBM-Sprecher Hans-Michael Bartnick erklärt: "Generell versuchen wir bei allen Hauptverkehrsachsen, für die wir verantwortlich sind, regelmäßig außerhalb der Hauptstoßzeiten zu agieren." Das könne man unzähligen Beispielen der Vergangenheit entnehmen. "Schwierig verhält es sich bei Fremdunternehmern mit Jahresverträgen", führt Bartnick weiter aus. So werden laut LBM zum Beispiel unvorhersehbare Reparaturarbeiten erledigt, die zum Beispiel nach Unfällen notwendig sind, wenn eine Leitplanke beschädigt wurde. Trotz laufender Verträge seien die Firmen da oft unzuverlässig, meint Bartnick. "Wenn wir sie brauchen, kommen sie nicht. Und wenn wir sie nicht gebrauchen können, tauchen sie unangemeldet auf." Eine ständige Bauüberwachung für Schutzplankenarbeiten könne der LBM personell nicht gewährleisten.
Die dem LBM untergeordneten Straßenmeistereien sind zuständig dafür, kleinere Instandsetzungsarbeiten zu koordinieren - auch wenn Unternehmen im Auftrag des LBM handeln. Um die B 51 bei Konz kümmert sich die Straßenmeisterei Saarburg. Sie verspricht auf TV-Anfrage: "Wir werden die Beschwerde zum Anlass nehmen, die Firmen nochmals grundsätzlich darauf hinzuweisen, die Hauptstrecken möglichst im Berufsverkehr zu meiden." Vorrangig bleibe aber das Ziel der Verkehrssicherheit.
Positivbeispiele gibt es ebenfalls: So hat ein Arbeitstrupp am Dienstag sich nicht nur um die Verkehrssicherheit gekümmert, sondern auch nicht den Verkehr aufgehalten.
Zumindest in diesem Fall wurden Grünschnittarbeiten auf der B 51 zwischen Konz und Trier nach dem morgendlichen Ansturm erledigt.Meinung

Arbeitszeiten an Verkehr anpassen
Während der Stoßzeiten muss auf Hauptverkehrsstrecken nicht gemäht werden. Und Markierungen oder Leitplanken an Bundesstraßen können auch erneuert werden, wenn sich der Berufsverkehr aufgelöst hat. Denn unnötige Staus verärgern nicht nur die Autofahrer. Sie verpesten auch die Umwelt durch überflüssig ausgestoßene Abgase. Und letztlich schaden sie auch der Volkswirtschaft durch Arbeitnehmer, die nicht nur zu spät, sondern auch gestresst zur Arbeit kommen. Das sollte jede Firma und jede Behörde bedenken, bevor sie in den Stoßzeiten eine Ampel oder eine Fahrbahnverengung aufbaut. c.kremer@volksfreund.de

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