Unter dem "Schwert der Zuschüsse"

TAWERN. Zuschüsse können sich auch nachteilig auswirken. Diese Erfahrung machte jedenfalls der Ortsgemeinderat Tawern. Glücklicherweise fand man für das Problem eine elegante und einleuchtende Lösung.

Der Begriff "Eigenleistung" ist positiv besetzt. Wer allerdings umstandslos darauf vertraut, kann sich finanzielle Nachteile einhandeln. So hätte es auch dem Ortsgemeinde Tawern ergehen können. Absprachegemäß hatte das Architekturbüro Schaack die Kosten für die Dachsanierung und einen Innenausbau des Tawerner Kindergartens aufgeteilt - in Auftragsarbeiten, Kosten 97 750 Euro, und Eigenleistungen von rund 41 500 Euro. Wobei unter Eigenleistung zu verstehen ist, dass die Gemeinde mit ihren Arbeitern die Angelegenheiten erledigt. Rasch zu einem Paket verschnürt

Kaum war der Vorschlag vorgetragen, kam die Frage nach den Zuschüssen auf. Tatsächlich unterstützt der Kreis die Sanierung mit 28 Prozent der Kosten, allerdings sind nur Auftragsarbeiten zuschussfähig und nicht die Eigenleistungen. Im Klartext: Wenn eine Gemeinde selbst Aufgaben übernimmt und damit der öffentlichen Hand unterm Strich Geld spart, kann sie am Ende finanziell schlechter dastehen, weil Zuschüsse ausbleiben. Das mochten nicht alle im Rat widerspruchslos akzeptieren. Karla Kroon (SPD) regte an, durchzurechnen, ob sich die Eigenleistung nicht auch ohne den Zuschuss lohnt. Kroon wörtlich: "Das Schwert der Zuschüsse hängt über uns". Als aber klar wurde, dass die Gemeindebediensteten gar nicht in der Lage sind, die Dacharbeiten auszuführen und überdies im Sommer alle Hände voll zu tun haben, verschnürte man die beiden Teilbereiche mit einem einstimmigen Beschluss zu einem Paket von 135 250 Euro und erwartet jetzt 28 Prozent Zuschuss vom Kreis Trier-Saarburg. Überhaupt zeigte sich der Rat wieder ausgeprägt diskussionsfreudig. Um die Menge an Tagesordnungspunkten überhaupt abarbeiten zu können, hatte Ortsbürgermeister Josef Weirich eine zusätzliche Ratssitzung anberaumt. Die ging thematisch über Stock und Stein, wobei der Rat zwar jeweils einstimmig entschied, aber mehrfach ausgeprägten Diskussionsbedarf demonstrierte. Was sich beispielsweise harmlos als "Ausbau der L 136 zwischen Tawern und Temmels, Anlegung von Radwegen" präsentierte, berührte die nach wie vor brisante Frage nach der Realisierung des Golfplatz- und Wohnprojekts "Fellericher Plateau". Der Ausbau eines weiteren Kreisels hängt selbstverständlich von der Realisierung des Vorhabens ab, was den SPD-Fraktionsvorsitzenden Egon Sommer zu der Frage "Was kommt da auf uns zu?" motivierte. VG-Bürgermeister Winfried Manns erklärte jedenfalls, dass die Straße nach Temmels in jedem Fall erneuert werden müsse ("Die Zustände sind ja jetzt schon lebensgefährlich"). Schließlich einigte man sich auf einen Radweg an einer Seite, und zwar bis zum geplanten Kreisel.Fledermäuse als Politik-Faktor

Schließlich sind auch die römischen Relikte nicht nur touristisches Kapital, sondern bringen auch Hindernisse für die Ortsplanung. Unter dem Fellericher Baugebiet "Wenigwies" liegen nach Überzeugung der Experten vom Trierer Landesmuseum die Überreste einer römischen Villa. Diese Vermutung dürfte den privaten Baueifer nicht gerade fördern. Darum beschloss der Rat eine so genannte "Geoprospektion". Die grenzt die Lage der Überreste genauer ein und verhindert, dass beim Ausschachten unvermutet Römerziegel auftauchen und die Bauarbeiten erst einmal ruhen müssen. Die "Untersuchung der Avifauna", also das Studium des fliegenden Getiers, das Bürgermeister Weirich im selben Antrag unterbrachte, löste allerdings einiges Kopfschütteln aus. Ein Ratsmitglied: "Ich höre nur noch das Wort Fledermäuse."

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