Unterrichten als Lebensaufgabe

TAWERN. (jka) Als Christiane Prinz 1960 in Tawern ihre erste Stelle als Grundschullehrerin antrat, ahnte sie noch nicht, dass der Ort ihre Heimat werden sollte. Bis 1997 hat sie mehreren Generationen das ABC beigebracht, und heute ist sie als Französischlehrerin aktiv.

"Das war meine erste Stelle, und ich wäre nie auf die Idee gekommen, Tawern zu verlassen", blickt sie zurück. Sie ist vom Miteinander im Ort begeistert: "Das Engagement ist so groß hier, jeder hilft dem anderen, das macht das Leben hier sehr schön." Dass sie nach ihrem Studium in den Ort kam, war Zufall. "Ich fuhr von Fellerich auf Tawern zu, und da sah ich den Ort, der so schön vor mir lag. Da wusste ich, wohin ich gehen möchte", erzählt sie. Dass sie dann auch nach Tawern zog, war selbstverständlich, denn: "Zu dieser Zeit musste man als Grundschullehrerin an dem Ort wohnen, an dem man unterrichtete." Ihre eigene Grundschulzeit verbrachte sie in Luxemburg, bevor die Familie nach Trier kam. Die Tochter einer Französin und eines Deutschen ist zweisprachig aufgewachsen, mit Gleichaltrigen sprach sie zudem Luxemburgisch. "Und dann habe ich auch noch Italienisch gelernt, weil ein Teil unserer Familie in Italien lebte. So war Sprachen lernen für mich immer einfach, weil es im Alltag passierte." Die Leichtigkeit des Sprachenlernens ist es auch, die sie vermitteln möchte. Sie bringt Kindern Französisch bei. "Durch Spiele, Bewegung, durch Lieder und ohne Druck versuche ich, den Kindern die Fremdsprache näher zu bringen. Das Wichtigste ist, Spaß daran zu haben", erklärt sie. 1997 wechselte sie als Konrektorin an die Grundschule St. Nikolaus nach Konz. Auch als Pensionärin unterrichtet sie dort Französisch. "Die Kinder sind so begeistert bei der Sache, sie begrüßen mich auf dem Schulhof immer mit ‚Bonjour, Madame Prinz'", lächelt sie. Auch die Nachmittage widmet sie dem Sprachenlernen: Dann unterrichtet sie auch Kinder aus Tawern. Dass die Kinder mit Begeisterung dabei sind, verdankt Christiane Prinz einem treuen Begleiter, der sie seit Jahren "unterstützt": Rénette, eine Frosch-Dame. "Sie spricht ausschließlich Französisch", sagt die Lehrerin über die Handpuppe, die ihrer jüngsten Tochter gehörte. "Und ohne Rénette darf ich gar nicht erst zum Unterricht kommen." In ihrem Beruf hat Christiane Prinz auch die Erfüllung gefunden, die sie im Privatleben nicht immer hatte. Als ihr Mann sehr früh tödlich verunglückte und sie mit kleinen Kindern alleine dastand, gab ihr der Beruf den Halt, den sie brauchte. Heute noch könne sie sich einen Alltag ohne Kinder und Jugendliche nicht vorstellen. So ist sie auch in der Pfarrei aktiv, gibt Kommunions- und Firmunterricht, übt mit Kindern Theaterstücke und Krippenspiele ein. Ihre Französisch-Kurse sind so beliebt, dass sie auch in anderen Orten unterrichtet. Die Jüngsten sind gerade mal vier Jahre alt, aber auch Ältere, die in Luxemburg arbeiten, nehmen an Kursen teil. Sie ist Mitgründerin des Fördervereins des Gymnasiums Konz und dort immer noch tätig, obwohl alle vier Kinder längst die Schule beendet haben. Daneben leitet sie die Außenstelle der VHS in Tawern. Zu Hause warten zwei zugelaufene Katzen und eine 35-jährige Schildkröte namens Niki auf sie. "Und ansonsten wandere ich gerne und bin in meinem Garten." Die Zeit dafür wird wohl noch eine Weile knapp bleiben, denn, so Christiane Prinz: "Ohne zu unterrichten wäre ich ein sehr unglücklicher Mensch."

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