Kirche Unterwegs in zwei Welten – Pfarrer aus Nigeria hilft in Hermeskeil aus

Hermeskeil · Ohajuobodo Oko ist für ein Jahr Seelsorger in der Pfarrei St. Franziskus Hermeskeil, deren Leitung seit dem Abschied von Clemens Grünebach nicht mehr besetzt war. Der Nigerianer ist den Gläubigen im Hochwald nicht unbekannt.

 Pfarrer Ohajuobodo Oko im Büro der Pfarrei St. Franziskus Hermeskeil, wo er sich von den Menschen gut aufgenommen fühlt.

Pfarrer Ohajuobodo Oko im Büro der Pfarrei St. Franziskus Hermeskeil, wo er sich von den Menschen gut aufgenommen fühlt.

Foto: Ursula Schmieder

Neu im Hochwald und in der Pfarrei St. Franziskus Hermeskeil ist Ohajuobodo Oko nicht. Bereits seit 2013 übernimmt der Nigerianer regelmäßig Urlaubsvertretungen. Doch im August hat der 56 Jahre alte Priester nun erstmals für ein ganzes Jahr die Aufgaben des Kooperators im Hermeskeiler Pfarrteam übernommen. Hintergrund ist der Abschied von Dechant Clemens Grünebach, der im Zuge der vom Bistum geplanten Bildung von Großpfarreien nach Saarbrücken wechselt. Die leitende Pfarrstelle war daher seit Juli nicht besetzt, sodass es sich für den in Nigeria lehrenden Theologen angeboten hat, sein Sabbatjahr im Hochwald zu verbringen.

Er will da sein für die Menschen, die ihm von Anfang freundlich begegneten und das Gefühl gaben, herzlich willkommen zu sein, sagt Oko im Gespräch mit dem TV. „Ich fühle mich hier ganz wohl“, sagt der Afrikaner, für den dazu auch das gute Miteinander im Seelsorgeteam gehört. Andererseits will er seine Studierenden und weitere Aufgaben in Nigeria (siehe Hintergrund) nicht länger als erforderlich warten lassen: „Ich komme sehr gern hier her – aber mein Platz ist doch daheim.“ Inzwischen falle es ihm relativ leicht, sich „in zwei Welten“ zu bewegen. Wenn er ins Flugzeug einsteige, schalte er um, erklärt Oko.

Neben kulturellen Besonderheiten in beiden Ländern unterscheidet sich dort seiner Ansicht nach auch das christliche Leben. So fehle es beispielsweise in seinem Heimatbistum Awgu, 2005 mit wenigen Priestern gestartet, nicht an jungen Menschen, die Priester werden wollten.

Als wesentliche Voraussetzung nennt Oko das Verständnis von Familie „als eine Art Basiskirche“. Dort werde Glaube gelehrt und gelebt.

Kirche sei zudem in Schulen präsent, engagiere sich für Bildung wie im karitativen Bereich und, indem sie auf Belange von Jugendlichen eingehe, zeige sie diesen Perspektiven auf. Als ganz wichtig bei all dem nennt der Pfarrer den „Schutz der Kinder“. Ebenso brauche es aber auch „lebendige Gottesdienste“. Solche „Orte der Gottesbegegnung“ müssten lebhaft sein. Denn dort feiere die ganze Gemeinde – in einer Offenheit, die schon mal Mut erfordern könne, aber auch Vertrauen schaffe. Es sei wichtig, gerade junge Menschen dabei aktiv einzubinden. Die Zukunft liege schließlich in ihren Händen. Und ein solches Miteinander ermögliche es ihnen, sich zu engagieren, sich regelmäßig auch mit Älteren auszutauschen – und ganz ohne Scheu, Wünsche zu äußern.

Für die weltweit „eine Kirche“ wünscht sich der Nigerianer einen ähnlichen „Austausch auf Augenhöhe“. Warum sich nicht einmal helfen lassen – oder um Hilfe bitten, wenn vor Ort etwas weniger gut funktioniert oder es an pastoralen Mitarbeitern fehlt? „Und müssen es immer Priester sein, die Verstorbene beerdigen?“, fragt Oko. In Nigeria, mit der gut zweieinhalbfachen Fläche Deutschlands und mehr als 200 Millionen Einwohnern, wäre das kaum möglich.

Die Sorgen von Gläubigen angesichts der Reformpläne im Bistum Trier, die der Vatikan kürzlich ausgebremst hat, sind laut Oko zwar zu verstehen. Und Menschen dürften sich auch nicht überfordert fühlen. Doch wenn es weniger Priester gebe, brauche es ein Umdenken und „zukunftsfähige Lösungen“ – in der Seelsorge wie für die Verkündigung der christlichen Botschaft. Angesichts solcher Herausforderungen nützten Polarisierungen nichts. Es brauche neue Formen – mit möglichst viel pastoraler Feinfühligkeit und Begleitung, aber unterstützt von ausgebildeten Laien.

In einem Vortrag am Donnerstag, 12. Dezember, ab 19 Uhr im Franziskanerkloster, will Oko Nigeria vorstellen: ein Land mit etwa 450 verschiedenen Völkergemeinschaften und entsprechend vielfältigen Mentalitäten und Kulturen. Als „Riesenproblem“ des bevölkerungs- und rohstoffreichen Landes nennt er die ungleiche Verteilung der Mittel. 70 Prozent der Menschen lebten unter der Armutsgrenze.

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