Unverbaubarer Blick auf Reben und Mosel

LONGEN. Ortsbürgermeister Hermann Rosch ist Herr über ein verhältnismäßig kleines Reich. Gerade einmal 80 Einwohner mit erstem Wohnsitz (Stand 1. Dezember) zählt die Gemeinde Longen. Sie ist damit der zweitkleinste eigenständige Ort im Kreis Trier-Saarburg.

In die Schlagzeilen gerät eine kleine Gemeinde wie Longen nur selten. Immerhin war der Ort im August 2001 Schauplatz eines nicht alltäglichen Diebstahls. Damals wurden zwei jeweils sechs Meter lange Fahnenmasten nebst den daran hängenden Bundes- und Rheinland-Pfalz-Flaggen gestohlen. Der Mast mit der Longener Ortsfahne blieb dagegen unberührt. Das Diebesgut ist bis heute verschollen. Die Gemeinde musste 1600 Mark aufwenden, um sich Ersatz zu beschaffen. Immerhin sind die neuen Masten fest im Boden verankert. Longen hat etwas, was viele andere Orte nicht mehr haben: Geld. Die Rücklagen belaufen sich auf rund 60 000 Euro. "Wir haben über Jahre hinweg gut gehaushaltet", sagt der Bürgermeister. Dabei liegt der Etat der Gemeinde immer nur im Bereich von 100 000 Euro. Hermann Rosch, der seit 1999 Ortsbürgermeister ist, lehnt sich aber nicht zufrieden zurück. Er will dass der Ort wieder neues Leben bekommt. Unterhalb der B 53, am Wirtschaftsweg zwischen Mehring und Longuich, möchte er zehn bis zwölf Bauplätze ausweisen. "Anfragen gibt es genug", sagt er. Immer wieder erhalte er Anrufe mit der Frage, ob es Bauplätze gibt. Im Oberdorf wurden einige Wünsche erfüllt, an dem Wirtschaftsweg könnte in hochwasserfreiem Gelände eine durchgehende Bebauung erfolgen. Mehr als maximal 70 Euro soll der Quadratmeter Baugrund (voll erschlossen) nicht kosten. "Wasser und Kanal-Leitungen liegen bereits unter dem Wirtschaftsweg", erläutert Rosch. Mit einigen Grundstücks-Eigentümern habe er bereits geredet. Anfang kommenden Jahres möchte er bei einer Bürgerversammlung seine Pläne darlegen. Longen ist gefragt, glaubt Rosch, auch wenn man den Ort für jede Besorgung verlassen muss. Schweich, Mehring und Longuich seien aber in wenigen Minuten zu erreichen. An Longen locke unter anderem die Lage mit unverbaubarem Blick auf Reben und Mosel. In einem weiteren Schritt kann Rosch sich vorstellen, über eine Bebauung des Geländes zwischen Longen und dem Mehringer Ortsteil Lörsch zu verhandeln. Hinter all dem Tun steckt natürlich der Gedanke, den Altersdurchschnitt im Ort zu senken und wieder Kinder ins Dorf zu bekommen. Derzeit gibt es in Longen kein einziges Grundschulkind. Dabei gäbe es mit der neuen Mehringer Grundschule für sie so einen richtig schönen Bildungs-Ort. Bis dato gingen die Kinder in Longuich zur Schule. Da Longen aber zur Mehringer Kirchengemeinde gehört und die Leute auch eher zu den Mehringer Vereinen tendieren, war auch der Weg in die Mehringer Schule vorgezeichnet. In Longen selbst gibt es nur die Feuerwehr und den Kulturverein. Ein reines Winzerdorf ist Longen längst nicht mehr. Einen Vollerwerbswinzer gibt es noch. Rosch selbst kennt diese Branche als Weinhändler und Kommissionär gut. Er hat die Veränderungen auf dem Fassweinmarkt hautnah erlebt. Mitte der 70er-Jahre seien viele der kleineren Kellereien, die vorher noch ganz gut bezahlt hätten, auf der Strecke geblieben. Übrig geblieben sei eine "Handvoll großer Kellereien", die den Markt beherrschen. Folge: Die Preise sind meist vorgegeben - unabhängig von der Qualität. Eine eigene Weinlage hat Longen nicht, ist aber Anrainer an die guten Mehringer Lagen, die gleich hinter dem Ort aufsteigen. Eine Zukunft für Fasswein-Winzer sieht Rosch nicht mehr. Die gebe es nur für Flaschwein-Vermarkter, die gute Qualitäten produzieren, gleichzeitig aber auch bei den Kunden präsent sind, konstatiert Rosch.Am Montag in der Serie Kreis ganz nah: Wie Detzemer und Thörnicher zu Freunden wurden.

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