Unvergesslicher Heiligabend

HERMESKEIL. Weihnachten ist immer eine besondere Zeit, nicht nur für Kinder. Doch gab es in der Vergangenheit ein außergewöhnliches Weihnachten, das für immer im Gedächtnis bleiben wird? Diese Frage stellte der TV Menschen im Hochwald.

Manchmal bleibt ein Weihnachtsfest unvergesslich. Ob es ein Herzenswunsch war, der erfüllt wurde, oder ob es sich um besondere Umstände handelte, die die Zeit mit sich brachte - auch nach Jahrzehnten erinnert man sich noch gerne daran. Lange Wunschzettel hat Stadtbürgermeisterin Ilona König als kleines Mädchen für das Christkind aufs Fensterbrett gelegt. Aktentasche auf dem Wunschzettel

"Es war immer unheimlich spannend", erinnert sie sich noch heute an die knisternde Atmosphäre bis zur Bescherung. Nie vergessen wird sie ein Weihnachtsgeschenk: Eine schwarze Aktentasche - möglicherweise schon damals eine Andeutung ihres späteren Werdegangs - lag unterm Tannenbaum. "Ständig habe ich die heiß geliebte Tasche ein- und aus- und wieder eingeräumt", erzählt sie heute mit einem Schmunzeln. Enttäuschungen gab es nie, denn "sowohl in der Kindheit als auch heute steckt immer sehr viel Liebe und Gedankengut in den Geschenken", sagt Ilona König. Nie vergessen wird Claudia Fuchs, Unternehmerin und Vorsitzende des Fördervereins "Rettet unser Freibad", die entsetzten Blicke ihrer drei Schwestern und der Eltern unter den Weihnachtsbaum. Mit Hilfe eines Schraubenziehers hatte sie versucht, dem Innenleben der lang ersehnten Puppe auf die Spur zu kommen. Die Puppe war hinüber. "Ich war als Kind eher technisch interessiert und wollte daher wissen, wieso die denn sprechen kann", erinnert sich Claudia Fuchs. "Es hat mich eben mehr interessiert, als die Puppe an- und auszuziehen." In bester Erinnerung geblieben ist Pastor Ottmar Stertenbrink ein Heiligabend während des Krieges. Seine Eltern haben die Kinder auf Fahrrädern von Bad Kreuznach nach Pfaffenschwalbenheim transportiert. "Links und rechts schlugen die Granaten ein, und ständig sind wir durch den Luftdruck vom Fahrrad gefallen", erinnert sich Stertenbrink. Als Kind fand er die ungewollte Heiligabendfahrt prickelnd und interessant, "da ich die Lebensgefahr nicht verstanden und daher auch nicht empfunden habe." Als Gegenleistung für unentgeltliche Behandlungen des Vaters, der Arzt war, wurden die Stertenbrinks von einer Bauernfamilie sehr freundlich aufgenommen, und in der Stube wurde gemeinsam das Fest der Liebe gefeiert. Heiligabend bei der Bundeswehr

Nicht gerade in Weihnachtsstimmung war Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, als er damals zur Bundeswehr musste. Für ihn hieß es Wache zu schieben, statt Weihnachtslieder im Kreise der Familie unter dem festlich geschmückten Tannenbaum zu singen. Anstelle der Martinsgans gab es an Heiligabend Hähnchen, die ein Soldat organisiert hatte. "Es war das einzige Mal, dass ich Heiligabend ohne meine Familie war", sagt der Hermeskeiler Verwaltungs-Chef. Schade findet Michael Hülpes, "dass das Weihnachtsfest seinen mystischen Wert aufgrund der Kommerzialisierung von Jahr zu Jahr verliert. Weihnachten ist auch immer eine Wiederbelebung der eigenen Kindheit." "Als Kind hängt man gelegentlich sein Herz an ein Spielzeug und ist dann von seiner Faszination nicht mehr abzubringen", sagt Helmut Steinberg aus Hermeskeil. Auch er hatte als Kind einen besonderen Wunsch. "Ich träumte von einem Plattenspieler. Es erschien mir damals unglaublich, selbst Musik abspielen und meine Lieblingslieder immer wieder hören zu können, ohne auf das Radio angewiesen zu sein." Doch sein Vater, ein strenger Lehrer, hielt wenig von Zerstreuungen dieser Art. "Umso größer war meine Begeisterung, als ich den Plattenspieler unterm Weihnachtsbaum fand. Mein Vater lächelte, was er selten tat, und meinte, ich hätte ihn mir verdient." Heide Reichert aus Gusenburg hat Weihnachten 2002 noch sehr gut in Erinnerung. "Mein Mann und ich mussten allein feiern", erzählt sie. Sohn Jan studierte in den USA, ein Weihnachtsbesuch daheim war aus Zeit- und Kostengründen unmöglich. "Das dachte ich zumindest", sagt Heide Reichert. "Doch dann klingelte es an der Tür, und er stand davor. Eine schönere Überraschung hätte es nicht geben können."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort