Mobilität Verbandsgemeinde Hermeskeil treibt Projekt Bürgerbus voran und informiert sich bei Nachbarn

Hermeskeil · In der Verbandsgemeinde Hermeskeil soll künftig ein Fahrzeug ältere Bewohner bei Bedarf zum Arzt oder Einkaufen bringen. Um das zu organisieren, haben sich die Politiker Rat bei Kommunen aus der Umgebung eingeholt, die erfolgreich Bürgerbusse betreiben. Die Suche nach freiwilligen Fahrern läuft bereits gut an.

 In der Verbandsgemeinde Wittlich-Land freuen sich seit März 2016 die älteren Bürger darüber, dass sie der Bürgerbus auf Bestellung kostenlos zum Supermarkt oder zum Arztbesuch fährt. So ein Angebot will nun auch die VG Hermeskeil einführen.

In der Verbandsgemeinde Wittlich-Land freuen sich seit März 2016 die älteren Bürger darüber, dass sie der Bürgerbus auf Bestellung kostenlos zum Supermarkt oder zum Arztbesuch fährt. So ein Angebot will nun auch die VG Hermeskeil einführen.

Foto: klaus kimmling

Bei einer Umfrage der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil im Mai haben sich viele ältere VG-Bewohner einen Bürgerbus gewünscht, um leichter vom Umland in die Stadt zu kommen. Seither treibt die Verwaltung das Projekt voran. Im Generationenausschuss stellten Vertreter der VG Wittlich-Land und Birkenfeld ihre Praxisbeispiele vor und gaben Tipps.

Modell Wittlich-Land Seit März 2016 fährt ein Bürgerbus durch die VG Wittlich-Land. Laut dem Bürgerbus-Beauftragten Horst Weber werden damit Menschen im Alter ab 65 Jahren zu Hause abgeholt und zu Ärzten, zum Einkaufen, zu Bank, Frisör oder Bekannten gebracht. Es gibt zwei Touren pro Tag – vormittags und nachmittags. Das Fahren des Busses und die Annahme der telefonischen Anfragen erledigen etwa 20 ehrenamtliche Helfer. Statt Fahrpreis gibt es eine Spendendose: „Die Nutzer geben zwischen 2,50 und fünf Euro“, berichtete Weber.

Bei dem Fahrzeug sei auf eine seniorengerechte Einstiegshöhe, genug Haltegriffe und Platz für Einkäufe und Rollatoren zu achten. „Wenn sich die Passagiere sicher fühlen, dann nutzen sie das Angebot auch“, sagte Weber. Enorm wichtig seien regelmäßige Besprechungen des Leitungsteams und Treffen mit den Ehrenamtlichen, um die Motivation zu fördern. „Da spendieren wir gern Kaffee und Kuchen.“ Die Fahrer seien aber ohnehin glücklich mit ihrem Job, denn: „Sie bekommen jede Menge Lob und haben schöne Erlebnisse.“ Von der Idee, eine Route mit festem Fahrplan einzurichten, riet Weber ab: „Mit dem Rollator sind auch 500 Meter zur Haltestelle zu weit.“

Modell Birkenfeld In der VG Birkenfeld befördert seit 2014 ein Bürgerauto mit Elektroantrieb Menschen, die nicht mehr mobil sind. Koordinator und VG-Klimaschutzmanager Viktor Klein lobte das Hermeskeiler Interesse an dem Modell: „Es ist sehr wichtig, sich unterschiedliche Lösungen anzuschauen und ein Gefühl dafür zu bekommen, was für Ihre Situation passt.“

Der Birkenfelder Raum sei ähnlich strukturiert, habe dieselben Probleme mit dem Öffentlichen Personennahverkehr. Der Einsatz des Bürgerautos habe sich dort bewährt. Auf telefonische Bestellung werden die Nutzer montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr zu ihren Wunschzielen gefahren. Telefon- und Fahrdienst übernehmen freiwillige Helfer. Die Zielgruppe habe man bewusst nicht festgelegt: „Es soll ein Bürgerauto für alle sein. Aber zu 80 Prozent nutzen es ältere Frauen, die meisten Fahrten gehen zu Ärzten.“ Seit Mai 2014 wurden laut Klein 9400 Nutzer gezählt. Für Spenden statt festem Fahrpreis spreche, dass die Fahrer dann keinen Personenbeförderungsschein benötigten.

Anfängliche Skepsis von Politikern habe sich inzwischen ins Gegenteil umgekehrt, sagte Klein. Der Elektroantrieb funktioniere bei einer Zwischenladung am Tag, auch im Winter im bergigen Gelände. Die Fahrer habe man schnell gefunden und mit ihnen in einem Workshop das Organisationsmodell erarbeitet: „Die Leute müssen es ja nachher auch umsetzen.“

Diskussion Bürgermeister Hartmut Heck (CDU) erkundigte sich, warum Birkenfeld keine Fahrten nach 18 Uhr anbiete. „Ältere Menschen zum Arzt fahren, dafür finden Sie leicht Helfer, weniger für das Abholen betrunkener Kneipengäste“, sagte Viktor Klein. Da sei die Gefahr größer, dass ein solcher Service ausgenutzt werde. Diskutiert wurde, ob ein Bus oder Auto die bessere Wahl sei. Theo Palm (CDU) fand, dass der „soziale Aspekt“, dass mehrere Fahrgäste miteinander ins Gespräch kämen, beim Auto wegfalle. Horst Weber relativierte, dass auch beim Bürgerbus selten mehr als drei Passagiere zeitgleich im Bus säßen. Mehrere Ausschussmitglieder hatten Bedenken, eine Konkurrenz zum örtlichen Taxi-Unternehmen zu schaffen. „Die leben eher nicht von diesen kurzen Fahrten“, vermutete VG-Chef Heck. Er wolle dies aber im Gespräch mit dem Hermeskeiler Unternehmen klären.

So geht es weiter Seit einem TV-Bericht vom 17. Oktober über die Bürgerbus-Pläne haben sich laut Verwaltung schon vier Freiwillige gemeldet, die das Fahrzeug ehrenamtlich steuern würden. Für die Annahme der Anrufe könnte das Mehrgenerationenhaus einen Raum bereitzustellen, sofern die VG Personal und Technik organisiere. Der Ausschuss empfahl einstimmig, ein Bürgerbus-Fahrzeug für die Verbandsgemeinde anzustreben. Die bisherigen Erkenntnisse sollen laut Heck zusammengefasst werden, damit der VG-Rat zeitnah über ein Modell entscheiden könne.

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