Verein will Nationalpark mitgestalten

Birkenfeld · Selbstbewusst drängt der Freundeskreis Nationalpark nach der im Dezember erfolgten Grundsatzentscheidung für das Projekt Nationalpark Hunsrück darauf, dass er jetzt auch an dessen Gestaltung mitwirken kann. "Wir halten eine Mitbestimmung unseres Vereins im weiteren Prozess für wichtig und sinnvoll", betonen Vorsitzender Ulrich Sommer und der stellvertretende Vorsitzende Hans-Joachim Billert.

Birkenfeld. Das Ziel des Freundeskreises Nationalpark, einem inzwischen fast 400 Mitglieder starken Verein, lautet: "Wir wollen nicht nur als Dekoration dienen, sondern mit Mitspracherecht und Stimmberechtigung in den Gremien unseren Beitrag dazu leisten, dass der Nationalpark der Region möglichst viel bringt."
"Aussagen des Landes zu vage"


Die bisherigen Aussagen des Landes zur aktiven Mitarbeit sind dem Vorstand "zu wenig konkret und zu vage. Es handelt sich durchweg um Kann-Bestimmungen. Das ist uns zu wenig."
Schon im bisherigen Prozess habe man viele Anstöße gegeben, von denen sich etliche auch im Landeskonzept wiederfinden - zum Beispiel, dass es kein Wegeverbot geben wird: "Das war nicht unumstritten."
Sommer und Billert fordern, dass die Bürgerbeteiligung als zentrales Element verankert wird - "als logische und konsequente Fortführung des bisherigen Verfahrens". Sie verweisen darauf, dass sie mit ihrer betont sachlichen Aufklärungs- und Informationsarbeit mit zum Erfolg beigetragen haben. "Unser Anliegen war es, den Dialog in zahllosen persönlichen Gesprächen aufrechterhalten." Nach ihrer Einschätzung geht es jetzt zunächst vor allem darum, zu viel Klein-klein-Politik und Kirchturmdenken einzudämmen.
Das beginnt bereits beim Namen: "Nationalpark Hunsrück - das reicht", meinen beide zu Begehrlichkeiten und Forderungen von saarländischer Seite. Sie hoffen, dass auf politischer Ebene nicht zu viel taktiert wird. "Das führt letztlich nur dazu, dass die Bevölkerung verunsichert wird." Am Herzen liegt ihnen auch, dass jetzt nicht durch immer mehr Windräder im Umfeld des Nationalparks eine spätere sinnvolle Erweiterung verhindert wird. "Es wäre fatal, wenn man die Grenzen des Parks an den Windkraftanlagen erkennt."
Der Soonwald ist für sie als Ergänzung nicht erste Wahl. "Er ist ein reizvolles Gebiet, aber damit der Park nicht zu sehr zerschnitten wird, sollte vorrangig auf angrenzende Flächen zurückgegriffen werden", meint Ulrich Sommer, der bis zu seiner Pensionierung das Forstamt Birkenfeld geleitet hat.
Nach seinem frühen Bekenntnis zum Nationalpark sah sich der 69-Jährige Kritik und auch Anfeindungen aus den eigenen Reihen ausgesetzt: "Da ging es teilweise ganz schön heftig zur Sache." Aber Sommer war und ist fest davon überzeugt, dass der Nationalpark der Region nur helfen kann: "Sie verliert immer mehr an Attraktivität. Der Park kann dazu beitragen, dass sie lebenswert bleibt." "Nationalparke sind, wenn sie erst einmal etabliert sind, Juwele", betont Hans-Joachim Billert, der nicht nachvollziehen kann, warum es in Deutschland solche Widerstände gegen diese besonderen Schutzgebiete gibt.
"Andere Länder wie Polen, aber auch Frankreich sind uns da weit voraus." Beide Aktivisten betonen, dass mit der Eröffnung des Nationalparks ein Prozess beginnt, der Jahrzehnte dauert. "Diese lohnende Aufgabe gehen wir weniger für uns, sondern für unsere Kinder und Kindeskinder an."
Umweltbildung als Chance


Allerdings gebe es gerade in der Anfangsphase etliche Herausforderungen und Chancen. Dazu gehört die Umweltbildung: Kindergärten und Schulen sollten frühzeitig in den Nationalpark-Prozess eingebunden werden. "Es gibt dazu schon Anfragen und Kontakte."
Die noch auszuwählenden Tore und Infostellen wie beispielsweise die Wildenburg müssten zwingend mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. "Beim Öffentlichen Personen-Nah-Verkehr gibt es deshalb noch einiges zu tun."
Das gilt auch für Themen wie die Service-Mentalität und die Rolle als Gastgeber. "Da hat die Region noch Nachholbedarf." Auch mit Blick auf die vorhandenen historischen Schätze beispielsweise der Kelten unterstreicht der als Lufthansa-Pilot weit gereiste Billert aber generell: "Wir haben hier mehr, als viele meinen.
Unsere Region hat ein sehr großes Potenzial. Wie schön und wertvoll unsere Landschaft ist, weiß man erst, wenn man viel von der Welt gesehen hat", betont der 54-Jährige. kuk

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort