Vergleich im Ockfener Streit

SAARBURG. Der Streit um einen tätlichen Angriff des Ockfener Ortsbürgermeisters Hubert Krewer auf den Leiter der örtlichen Feuerwehr, Bernd Kirf, ist nun auch zivilrechtlich beigelegt. Krewer stiftet dem Roten Kreuz als symbolische Geste 100 Euro, beide Seiten erklären die Angelegenheit damit für erledigt.

Das kleine Saarburger Amtsgericht verhandelt zivilrechtliche Angelegenheiten normalerweise im Viertelstunden-Rhythmus. Doch diesmal hat Amtsrichter Schmitz-Jansen in seinem Zeitplan zwei Stunden "Luft" gelassen und sogar Bürgermeister Günther Schartz als Zeugen eingeladen. Anwälte sorgen für Einigung

Allerlei Publikum bevölkert den wohnzimmergroßen Verhandlungssaal, auf dessen blank gewienerten Zuschauerstühlen sich sonst wohl selten eine menschliche Sitzfläche niederlässt. Der Richter ist gerade noch dabei, im ersten Verfahren des Tages einen handgreiflichen Streit unter Geschwistern nachträglich zu schlichten; der plötzliche Andrang der Öffentlichkeit fördert offenbar die Bereitschaft der Streithähne, einen Vergleich zu schließen. Derweil lotst Rechtsanwalt Franz Schlöder seinen Mandanten Krewer noch einmal vor die Saaltür, wo sich gerade auch Kläger Bernd Kirf mit seinem Rechtsvertreter Anton Jakobs aufhält. Die beiden Trierer Anwälte, mit der nötigen Distanz zum Ockfener Dorfstreit ausgestattet, nehmen ihre Mandanten ins Gebet, und zwei Minuten später marschieren alle gemeinsam in den Saal. "Diesmal wird die Presse nicht viel zu berichten haben", amüsiert sich Schlöder und trägt vor, worauf sich beide Parteien geeinigt haben: Hubert Krewer zahlt 100 Euro an den Kreisverband des Roten Kreuzes, ohne Anerkennung einer Rechtspflicht, wie sein Anwalt betont. Kirf zieht seine Klage im Gegenzug zurück, beide Seiten erklären die Angelegenheit damit für erledigt. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt

Genauer gesagt sind es die Anwälte, die eine Erklärung abgeben - die ehemaligen Streithähne wechseln vor Gericht kein Wort. Nach frisch erblühter Freundschaft sieht das nicht aus, wohl aber nach dem beiderseitigen dringenden Wunsch, die leidige Angelegenheit aus der Welt zu schaffen. Richter Schmitz-Jansen kleidet den Vergleich in juristische Formulierungen, spielt anschließend seinen Text vom Diktaphon noch einmal ab - das Thema ist immer noch sensibel genug, um jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Die Anwälte schauen fragend zu ihren Mandanten, ein unmerkliches Kopfnicken, und der Fall ist beendet. Keiner hat sein Gesicht verloren

Die Anwälte verlassen blendender Laune das Amtsgericht, der Richter kann sich über zwei unerwartete "Freistunden" freuen - und die beiden Kontrahenten dürften erleichtert sein, dass keiner sein Gesicht verloren hat. Ob in Ockfen kommunalpolitische Ruhe einkehrt, ist freilich noch nicht ausgemacht: Gerichtsverfahren um verbale Auseinandersetzungen im Gemeinderat stehen noch an.

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