Verhör im Gewölbekeller

Zwei Szenen für einen Winzer-Tatort des Saarländischen Rundfunks sind gestern im Keller des Saarburger Weinguts Zilliken entstanden. Der TV hat den Filmemachern dabei über die Schulter geschaut.

Saarburg. Mit einem lauten Rumms kracht die mit allerlei Gerät beladene Gitterbox an die Bruchsteinwand. Schrecksekunde bei den Technikern, die mit dem Lastenaufzug im Keller des Saarburger Weinguts Geltz-Zilliken das schwere Film-Zubehör in den tiefer gelegenen Gewölbekeller befördern wollen. Doch die provisorisch zusammengeschnürte Ton- und Kameratechnik ist offenbar heil geblieben. Der Aufbau des "Sets" - das den Drehort Weinkeller mit Technik und Licht in eine kamerataugliche Szenerie verwandelt - kann weitergehen.

Ein ganzer Drehtag für dreieinhalb Minuten Film



Bild-, Ton- und Lichttechniker inklusive einer ganzen Armada an Gehilfen, Aufnahmeleiter, Kameramann, Regisseur, ebenfalls alle mit mehreren Assistenten, Maskenbildnerin und Garderobiere: Rund 40 Filmleute wuseln durch die drei engen Kellerräume. Von der Bruchsteindecke tropfendes Kondenswasser sorgt für typisches Gewölbekeller-Klima: Bei konstant elf Grad Celsius und 98 Prozent Luftfeuchtigkeit reifen die Rieslinge in den feuchten Eichenholzfässern. "An so einem außergewöhnlichen Ort drehen wir nicht alle Tage", sagt Aufnahmeleiter Mike Sauer. "Aber Nässe und Kälte machen der Kamera nichts aus", erklärt Kameramann Andreas Doub.

Das Team verlegt Kabel und Schienen, auf denen Doub die Kamera wackelfrei führen kann. Gedreht wird auf 16-Millimeter-Film. "Insgesamt machen die beiden Szenen im Film rund 3,5 Minuten aus", sagt Doub. Gefilmt werden muss dafür rund 40 Minuten Material. Die besten Einstellungen werden dann auf die wenigen Minuten zusammengeschnitten.

Inzwischen sind die Schauspieler Maximilian Brückner alias Kommissar Franz Kappl und Thomas Sarbacher, der einen Winzer unter Mordverdacht spielt, am Set angekommen. Die Proben beginnen. In der Szene verhört Kappl auf der Suche nach der Tatwaffe, mit der Tage zuvor ein Weinkontrolleur umgebracht wurde, den verdächtigen Winzer in dessen Keller. "Irgendwie wirkt der Satz komisch", krittelt Brückner am Drehbuch herum. Nach kurzer Diskussion mit Regisseur Hannu Salonen wird der Text kurzerhand geändert.

Als die Szene sitzt, gibt Regieassistent Robert Obermair das Kommando für die letzten Dreh-Vorbereitungen: "Zehn Minuten Pause für die Technik." Erst jetzt werden die flachköpfigen Riesenscheinwerfer aufgebaut. Der Tontechniker rollt sein Mini-Studio heran, sein Assistent postiert sich in einer Kellerecke mit der "Angel" - einem langen Stab, mit dem das Mikrofon unsichtbar für die Kamera von oben in die Szene gehalten wird. "Raus und Ruhe! Danke schön!", kommandiert Obermair freundlich, aber bestimmt. Keine Nebengeräusche dürfen die Aufnahme stören.

Winzerin Dorothee Zilliken kontrolliert sicherheitshalber, ob die Scheinwerfer die kostbaren Wein-Raritäten nicht zu sehr erhitzen. Dann heißt es "Kamera läuft" - und im Saarburger Weinkeller entstehen die "Tatort"-Szenen, die am 26. April 2009 in Millionen deutschen Wohnzimmern über den Bildschirm flimmern werden.

Der nächste Saarland-Tatort mit Kommissar Kappl läuft am Sonntag, 14. September, um 20.15 Uhr in der ARD. Der Krimi spielt im saarländischen Bergwerks-Milieu.

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