Vernünftige Waldwirtschaft als Hochwasserschutz

Kell am See · Hochwässer in Gemeinden mit Waldgebieten können zu einem großen Teil verhindert werden. Das beweist die Studie WaReLa (Water Retention by Land-Use), optimierter Wasserrückhalt in der Fläche durch angepasste Landnutzung. Wie der Wasserrückhalt in der Landschaft durch vorbeugende Maßnahmen der Waldwirtschaft funktionieren kann, erklärten Fachleute aus der Forstwirtschaft am Beispiel Staatswald Klink.

Kell am See. "Um besonders in kleinen und mittleren Einzugsgebieten die Hochwassergefahr zu reduzieren, werden angepasste und vorbeugende Landnutzungsmaßnahmen umgesetzt", sagte Oberforstrat Ernst Segatz von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft im Beisein von Forstdirektor Helmut Lieser und Forstamtsrat Hans-Adolf Reinert. Gemeinsam mit Oberforstrat Martin Gallus, Forsteinrichter der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt, kümmert Segatz sich um die Gestaltung und Erhaltung des Waldes. Bürgermeister Werner Angsten hatte Fachleute aus Forst und Naturschutz zu der informativen Exkursion eingeladen.
"Hochwässer in den Niederungen, wo oftmals auch Ortschaften mit ihren Menschen und Häusern betroffen sind, können zu einem Teil verhindert werden, wenn vernünftige Waldwirtschaft betrieben wird", behauptet Gallus. So dürfe man dem Grundwasser in den Wäldern nicht seinen freien Lauf lassen. Ein kontrollierter Bewuchs, der das Wasser als Nahrung aufnehme, reduziere die Gefahr, ungenutzte Wässer unterirdisch ins Tal strömen zu lassen. Damit dieser vorbeugende Hochwasserschutz auch in grenzübergreifenden Gebieten umgesetzt werden kann, sei eine Vernetzung der Rückhalte-Potenziale und eine abgestimmte Raumplanung notwendig, wobei nicht nur Fachleute, sondern auch Einzelpersonen wie Landwirte, Grundeigentümer oder Waldbesitzer angesprochen werden.
"Nicht nur Hochwasserkatastrophen an großen Flüssen führen zu erheblichen Schäden. Auch Ereignisse an mittleren und kleinen Flüssen können verheerende Folgen nach sich ziehen. Gerade in diesem Bereich kann eine dezentrale Hochwasservorsorge sinnvoll und erfolgreich ansetzen." In insgesamt acht Testgebieten, darunter das Revier Klink, werden Maßnahmen und Möglichkeiten zum Wasserrückhalt und zur Abflussverzögerung umgesetzt und bewertet.
Die Demonstrationsgebiete dienen insbesondere zur Aus- und Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch.
Vor Ort wird überschüssiges Wasser in den Flächen zurückgehalten und kann versickern. Die entstandenen Freiflächen wurden in den Randbereichen der Brücher mit Moorbirken aufgeforstet und gegen Wildverbiss geschützt.
Alles braucht seine Zeit", sagt Segatz. "Der Waldumbau soll schonend in einem Zeitraum von circa 30 Jahren vollzogen werden."

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