Verwirrung der Gefühle

Da sagenoch einer, Politiker seien nicht flexibel. Noch am letztenSamstag bei der Verkehrskonferenz erweckte die CDU den Eindruck,die Einstufung der Meulenwald-Autobahn im "weiteren Bedarf" führezwangsläufig binnen weniger Jahre zu einem Total-Kollaps desVerkehrs rund um Trier - vier Tage später schlägt man faktischselbst vor, das Projekt frühestens in 15 Jahren anzugehen. DieHoffnung, wenigstens den Moselaufstieg zu retten, macht'smöglich. Über Realitätssinn, auch wenn er spät kommt, soll man nicht spotten. Es könnte nur sein, dass er sich zu spät eingestellt hat, nachdem man mit der bisherigen Maximal-Forderung nach einem teuren Paket aus beiden Projekten den Planern die Ablehnung leicht gemacht hat.

Die kleine Wende der CDU ist aber durchaus vermittelbar, gemessen an der totalen Havarie, die die SPD im Kreis Trier-Saarburg hingelegt hat. Dass man in einer einzigen Sitzung zwei völlig verschiedene Positionen vertritt, kommt einer politischen Bankrott-Erklärung gleich.

Aber der peinliche Auftritt im Kreisausschuss ist noch die weniger brisante Seite des Vorgangs. Viel gravierender ist der Flurschaden für die SPD-Großkopferten der Region. Seit Wochen weisen die SPD-Abgeordneten in Bund und Land diskret darauf hin, dass die Prioritätensetzung im Bundesverkehrswegeplan auf ihren politischen Einfluss zurückgeht. Sie tun das mit einem gewissen, durchaus berechtigten Stolz, haben sie doch Etliches durchgesetzt. Und dass dabei der ohnehin ungeliebte Moselaufstieg den Bach runter geht, haben sie einkalkuliert, wohlwissend, dass das Projekt beim Volk nicht annähernd so populär ist, wie seine Befürworter immer suggerieren.

Aber offenbar haben sie dabei die verwirrten Gefühle ihrer eigenen Parteibasis übersehen. Die hat ihnen nun eine Ohrfeige versetzt, so schallend, dass der Lärm möglicherweise bis nach Mainz und Berlin dringt. Die Rede von Wolfgang Schäfer war ein einziger geballter Affront gegen die Genossen Diller und Leonhard, Grimm und Nink. Sie hätte als Einzel-Meinung keine Rolle gespielt, wäre nicht die gesamte Fraktion darauf eingeschwenkt.

So dürfte die Kreistags-SPD ab sofort als hoch geschätzter Kronzeuge für die Kritiker des Bundesverkehrwegeplans dienen.

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