VG Hermeskeil verzichtet auf Areale für Rotoren, um Rotmilane und alte Bäume zu schützen

Hermeskeil · Nun also doch: Brutplätze des Rotmilans bei Hinzert und Hermeskeil und ein plötzlich aufgetauchtes Gutachten eines Investors haben den Verbandsgemeinde-Rat Hermeskeil veranlasst, weitere Flächen aus der Windkraftplanung zu streichen.

Hermeskeil. Die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil verzichtet auf weitere Flächen, die für Windräder vorgesehen waren. Das hat der VG-Rat mehrheitlich beschlossen. Damit reagierte das Gremium auf Einwände von Bürgern und Behörden zu dem Ende Mai öffentlich ausgelegten Entwurf des neuen Flächennutzungsplans.

Ausgangslage: Über diese Stellungnahmen hatte der VG-Rat zu beraten und zu entscheiden, ob er sie berücksichtigt. Laut Walter Ruppert vom Büro BBP waren 45 Eingaben aus der Beteiligung der Öffentlichkeit eingegangen, 23 von Behörden. Der Planer ging zunächst auf Einwände von Bürgern ein, die ein Musterpapier der Interessengemeinschaft (IG) Rettet den Hochwald verwendet hatten. Die IG hatte im Vorfeld der Sitzung kritisiert, dass bislang der Schutz gefährdeter Vogelarten wie etwa des Rotmilans nicht ausreichend gewürdigt werde (der TV berichtete).

Artenschutz: Die von der Interessengemeinschaft nachgewiesenen Rotmilan-Horste bei Hinzert und bei Hermeskeil sind nun tatsächlich der Grund dafür, dass der Rat in diesen Bereichen Flächen aus der Planung streicht. Ruppert wies darauf hin, dass die empfohlenen 1,5-Kilometer-Schutzradien um die Vogelhorste nur "Vorsorgeabstände" seien, die man durch genauere Untersuchungen "reduzieren" könne. Solche, der VG bislang nicht bekannten, Gutachten habe der Windkraft-Investor Jade aber inzwischen vorgelegt. "Es wurde genau analysiert, wo sich die Tiere tatsächlich aufhalten", erläuterte Bürgermeister Michael Hülpes (CDU). "Wo der Milan nicht hinfliegt, kann man mit den Windrädern näher an die Horste heranrücken." Aufgrund dieser Gutachten, die laut Hülpes auf Beobachtungen von 2013 bis 2015 beruhen und "sehr fundiert" sind, streiche man Flächen, in denen sich die Tiere "mehr als 20 Prozent ihrer Lebenszeit aufhalten". Dies betreffe kleinere Areale bei Rascheid, Reinsfeld und Grimburg und eine große Fläche auf Gusenburger Gebiet.

Bestehende Windparks: Die kartierten Vogelhorste haben auch Folgen für die bestehenden Windparks an der A 1 bei Naurath/Bescheid und bei Hinzert-Pölert. Bislang waren die Planer laut Ruppert davon ausgegangen, dass der Artenschutz dort nachrangig zu behandeln sei, weil der übergeordnete regionale Raumordnungsplan dort Windkraft vorsehe. Diese "Auffassung" sei aufgrund "neuerer Erkenntnisse nicht mehr haltbar". Deshalb nehme man Flächen heraus. Dort bereits gebaute Windräder hätten "Bestandsschutz", betont Ruppert. Aber sie könnten nicht durch leistungsstärkere ersetzt werden.

Mopsfledermaus: Die IG Rettet den Hochwald hatte gefordert, dass die VG wie im Saarland eine Tabuzone von 1000 Metern um Wochenstuben der Mopsfledermaus akzeptiert. Damit fielen auch Flächen im Süden weg, die als "weiße Flächen" im Plan stehen und Windräder weder erlauben noch ausschließen. Laut Planer Ruppert will die VG an den Arealen festhalten. Wer dort ein Windrad bauen wolle, müsse ohnehin prüfen lassen, ob das Verhalten der Fledermäuse dem entgegenstehe. Auch das Saarland habe Investoren "nur davon abgeraten", auf diesen Flächen tätig zu werden, sie aber nicht zur "Ausschlusszone" erklärt.

Alte Bäume: Das Forstamt Hochwald weist auf einen Bestand von 121 Jahre alten Trauben eichen hin, die bei Beu ren wachsen. Weil die VG Buchenwälder ab 120 Jahren laut früherem Beschluss nicht antasten wolle, werde man mit den Eichen ebenso verfahren und 15 Hektar aus der Fläche Beuren herausnehmen, sagte Ruppert. Protest kam von dem Beurener Ratsmitglied Willi Seimetz (SPD). Er kritisierte, dass die Eichen "nie gepflegt worden" seien und ihr Bestand "von Kiefern dominiert" sei. "Wir müssen bei unseren Planungsgrundsätzen stringent bleiben", hielt Hülpes dagegen.

Weiteres Vorgehen: Durch die vom Rat beschlossenen Änderungen hat sich der Planentwurf wesentlich verändert. Das Verfahren gibt in so einem Fall vor, dass der Plan erneut für zwei Wochen öffentlich ausgelegt werden muss. Diese dritte Offenlage erfolgt laut Hülpes im September.Meinung

Es wird jetzt Zeit
Die Verbandsgemeinde Hermeskeil hat bei ihrer Windkraftplanung schon viele Abstriche gemacht. Allmählich wird es Zeit, dass sich diese Kompromisse auszahlen. Auf die berechtigten Hinweise der Bürger zu den Vogelhorsten hat die VG - wenn auch mit Verzögerung - reagiert und erneut Flächen gestrichen. Sie hat bereits mehrere Hunderttausend Euro und fünf Jahre Gremienarbeit investiert. Wenn der ganze Aufwand für die Ortsgemeinden überhaupt noch einen Nutzen bringen soll, dann muss es jetzt vorangehen. Das sollten auch die Kritiker bedenken und sich fragen, ob sie diesen neuen Kompromiss nicht doch akzeptieren können. c.weber@volksfreund.deExtra

Die Interessengemeinschaft Rettet den Hochwald reagiert am Dienstag per Mitteilung auf die neuen Beschlüsse des Verbandsgemeinderats Hermeskeil zur Windkraft-Planung. Sie begrüße die Entscheidung, "die von uns gefundenen Horste des Rotmilans anzuerkennen", teilt die IG mit. Unzufrieden sei sie jedoch damit, dass bei den von ihnen gemeldeten Horsten bei Hinzert und Hermeskeil nicht der volle Schutzradius von 1,5 Kilometern berücksichtigt wurde, wie es dagegen bei den für Rascheid, Nonnweiler und Mehring gefundenen Horsten der Fall sei. "Die gebotene Gleichbehandlung durch Schutzkreise hätte den Wegfall weiterer Windradstandorte zur Folge", schreibt die IG. Man werde daher "das von den Investoren bezahlte Gutachten überprüfen". Des Weiteren wird beklagt, dass Wanderer auf der Traumschleife Frau Holle bei Reinsfeld künftig unter dem "sich überlagernden Lärm vieler Windräder" leiden müssten. Darauf könne man allerdings durch die dritte Offenlage des Planentwurfs noch Einfluss nehmen. cweb

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