Viel Rummel um die scheuen Wildkatzen

Das 113 000 Euro teure Wildkatzen-Informationszentrum an der Wildenburg ist eröffnet worden. Dort sollen verletzte oder Fundtiere aufgepäppelt und wieder ausgewildert werden. Umweltministerin Margit Conrad übernimmt die Patenschaft für drei dort untergebrachte Jungtiere.

Kempfeld. Einem der drei Jungtiere in der Auffang- und Quarantänestation im neuen Wildkatzen-Informationszentrum im Wildgehege bei Kempfeld ist der große Rummel nicht recht. Als es kurzzeitig von einem Kamerateam gefilmt wird, stellt es die Ohren auf und faucht. "Näher heran darf nur meine Frau", sagt der Leiter des Wildgeheges, Gisbert Geisler.

Denn Ehefrau Doris hat die Tiere, die später wieder ausgesiedelt werden sollen, aufgezogen. Bis zu sechs Mal in der Nacht hat sie die drei gefüttert. Heute gibt es nur zwei Mal am Tag Nahrung. Dafür ist der Appetit umso größer. Die Tagesration des Trios besteht aus zehn Mäusen, 20 Eintagsküken und drei Ratten.

Eine der drei Jungkatzen, die im Wald gefunden und wieder ausgewildert werden sollen, heißt ab sofort Margit. Der Vorsitzende des Hunsrückvereins-Dachverband Thomas Auler bittet als Gastgeber im Wildgehege bei der Eröffnung der Einrichtung die Umweltministerin Margit Conrad zudem darum, die Patenschaft für die drei Jungtiere zu übernehmen. Das sagt Conrad gern zu.

Bei der Wildkatze handelt es sich nach Angaben der Ministerin um eine so genannte "Verantwortungsart". Wo sie geeignete Lebensräume findet, profitieren davon auch andere Arten. Sie benötigt große Areale naturnaher Wälder. Vor Jahren sei die Art vom Aussterben bedroht gewesen, sagt Peter Sound, Artenschutzreferent im Umweltministerium. Das sei heute unter anderem dank des naturnahen Waldbaus anders.

In Deutschland gibt nach Angaben des ehrenamtlichen Gehege-Leiters rund 5000 Exemplare, 3000 in Rheinland-Pfalz. Die stärkste Population lebt im Hunsrück mit immerhin 1000 Tieren.

In freier Wildbahn bekommt man die Tiere nur selten zu sehen. Deshalb nutzen am Donnerstag viele Gäste die Gelegenheit, die insgesamt sechs Exemplare an der Wildenburg zu betrachten. Drei weitere Tiere leben nämlich im ebenfalls neuen Schaugehege. "Wir wundern uns, dass die Tiere viel größer sind als Hauskatzen", sagen Ursula und Klaus Kunze aus Morbach. Extra Wildkatzen-Infozentrum: Das neue Wildkatzen-Infozentrum an der Wildenburg ist eines von zweien, die im Rahmen eines Kooperationsprojekts. Beteiligt sind: Umweltministerium, Hunsrückverein, Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund), Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (Gnor) und Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank Südwest. Neben der Auffang- und Quarantänestation wurde ein Schau- und ein Auswilderungsgehege gebaut. In der Entstehung ist das eigentliche Info-Zentrum. (iro)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort