Diskussion „Viele ehrliche Lokalpolitiker, aber…“

Konz · Politischer Salon in Konz beleuchtet das Misstrauen gegen die herrschenden Eliten.

„Brauchen wir Eliten?“ Das war das Thema des zweiten Politischen Salons in Konz. Sehr schnell fanden die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer heraus, dass auch in ihrer Runde ein weitverbreitetes Misstrauen gegenüber den herrschenden Eliten in Politik und Wirtschaft vorherrscht.

Einer brachte es auf den Punkt: „Es läuft etwas total schief!“ Thomas Zuche, einer der Mitorganisatoren dieser Diskussionsreihe, nannte als Beispiel Fälle von Steuerhinterziehung von sehr Vermögenden aus Sport, Wirtschaft und Journalismus sowie den nahtlosen Wechsel von Politikern in Spitzenpositionen von Unternehmen.

Der Moderator dieser Sonntagsvormittags­runde, Werner Grünewald, auch er einer der Organisatoren des Politischen Salons, wandte sich gegen eine pauschale Verurteilung der Angehörigen von Eliten: „Es gibt auch ehrliche Politiker, gerade auf der lokalen Ebene.“ Das freute Manfred Wischnewski,  Ehrenbürger der Stadt Konz, der seinerseits bei manchem  Jungpolitiker Träume und Visionen für eine friedliche und menschlichere Zukunft vermisst. Wir brauchen Eliten – so der Tenor mehrerer Wortmeldungen – als Vorbilder und Orientierung, aber manche, die sich selbst für „Elite“ halten und so auch in der Gesellschaft wahrgenommen werden, taugen nicht als Wegweiser „in unübersichtlichen Zeiten“. Ängste, Gefühle der Hilflosigkeit und der Ungerechtigkeit nehmen immer mehr zu. Es gibt – so argumentierte Ingrid Kurz-Scherf, auch eine Mitorganisatorin der Diskussionsreihe, eine verbreitete Angst vor Kontrollverlust über das eigene Leben. Daraus wachse die Gefahr, dass die „Vereinfacher“ wieder mehr Zulauf bekommen und die Sehnsucht nach einem neuen Führer („deutsch, männlich, klug“) wachse.

Demokratische Kontrolle – so einer der Diskutanten – sei nicht nur wichtig im Hinblick auf das Treiben von Politikern, sondern auch von sogenannten Fachleuten – beispielsweise im IT-Bereich oder im Finanzsektor. Menschen erlebten aktuell, dass Demokratie an wichtigen, für die Zukunft der Menschheit zentralen Punkten nicht gut funktioniert. Dagegen gebe es kein Wundermittel bzw. dagegen helfe nur das „Wundermittel: Demokratie“ – auch in der Form, die jetzt mit dem Politischen Salon Konz ausprobiert werde.

Einige Teilnehmer und Teilnehmerinnen beklagten allerdings auch eine pauschale Elitenfeindlichkeit, die zum Teil auch zu absurden Ergebnissen führe –  wie etwa der Zunahme von Volksbefragungen zu Randthemen, wie in Trier geschehen beim Thema Tankstelle im Grüngürtel („Ja zur Blauen Lagune“). In der Diskussion wurde auch der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill mit dem Satz zitiert „Demokratie ist die schlechteste Regierungsform, die wir kennen – außer allen anderen“. Zur Demokratie gehöre auch „ein gesundes Misstrauen gegenüber den Herrschenden“.

Letztendlich gelte es aber, Demokratie auch und gerade „vor Ort“ durch Engagement zu stärken und nicht nur zu klagen und zu jammern. Martin Wenzel, Augenarzt in Trier und besonderer Gast dieser Matine, hatte die Veranstaltung mit Thesen zum Bedeutungswandel von Eliten eröffnet. In seinem Schlusswort lobte er die Konzer, die zu der Veranstaltung gekommen waren: „Sie alle sind ein Stück Elite, die bei wunderschönem Wetter hier Visionen entwickeln!“

Wer interessiert ist, kann sich an Dorothee Malburg, 06501/9627522, wenden oder an  Thomas Zuche, 06501/94571-16 oder zuche.thomas@caritas-region-trier-de. Der nächste Politische Salon findet am Sonntag, 10. Juni, statt.

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