Viele Fragen vor der Ankunft der Flüchtlinge

Reinsfeld · Die Reinsfelder erwarten die Unterbringung von 40 Flüchtlingen in einer früheren Pension mit gemischten Gefühlen. Bei einem Infoabend äußerten am Dienstag einige der knapp 300 Zuhörer Bedenken. Es gab aber auch Bürger, die für ein herzliches Willkommen und die schnelle Integration der Asylbewerber ins Dorfleben warben. Dazu zählte auch ein Mann, dessen Wort wegen seiner beruflichen Position Gewicht hat.

Viele Fragen vor der Ankunft der Flüchtlinge
Foto: (h_hochw )

Reinsfeld. Schon nächsten Monat soll es so weit sein. Im November wird der Kreis Trier-Saarburg 40 ihm zugewiesene Asylbewerber in einer Gemeinschaftsunterkunft in Reinsfeld unterbringen. Diese wird in der früheren Pension Zum Rösterkopf eingerichtet (der TV berichtete).
Vor der Ankunft der Flüchtlinge gab es dazu am Dienstagabend eine Einwohnerversammlung. Ausführliche Informationen zum Thema erhielten die knapp 300 Zuhörer in der Kulturhalle von Vertretern der Ortsgemeinde, des Kreises Trier-Saarburg, der Verbandsgemeinde Hermeskeil sowie des Caritasverbandes Trier, der die Betreuung der Asylbewerber in der Reinsfelder Unterkunft übernimmt.
Besitzer nicht anwesend


Die Bürger hatten zudem die Möglichkeit, Fragen zu stellen, wobei es bei der Diskussion weitestgehend sachlich und ohne größere Polemik zuging. Deutlich wurde aber auch, dass das Stimmungsbild unter den anwesenden Bürgern gemischt war.
Die Haltung der Gemeinde hatte Ortsbürgermeister Rainer Spies gleich zu Beginn deutlich gemacht. Er betonte, dass der Infoabend dazu diene, "den Bürgern ihre möglichen Ängste und Bedenken zu nehmen, und sie aufzuklären, was auf uns zukommt".
Die Aufnahme von 40 Asylbewerbern sei für den Ort verkraftbar. Er plädierte dafür, dass die Dorfgemeinschaft die Flüchtlinge "mit offenen Armen empfängt". Ratsmitglied Uwe Roßmann merkte im weiteren Verlauf des Abends an, dass sich zu früheren Glanzzeiten des Campingparks in den Sommermonaten die Einwohnerzahl des Orts (aktuell 2300) um noch einmal rund 2000 Urlauber erhöhte. "Wieso soll also jetzt die Aufnahme von 40 Flüchtlingen ein Problem sein, das Reinsfeld nicht bewältigen könnte?", fragte Roßmann und bekam dafür Applaus aus dem Publikum.
Die neuen Privatbesitzer der früheren Pension, eine aus drei Personen bestehende Gesellschaft, waren übrigens nicht zur Einwohnerversammlung gekommen, was das Publikum mit deutlichem Missfallen aufnahm.
Der Trierische Volksfreund hat die wichtigsten Fragen und Antworten des Abends gesammelt.
Woher kommen die Flüchtlinge? Die Herkunftsländer der Asylbewerber, die in Reinsfeld untergebracht werden, sind noch nicht klar. Das erfährt der Kreis selbst erst mit kurzer Vorlaufzeit, wie Detlef Schmitz von der Kreisverwaltung sagte. Die Flüchtlinge werden dem Kreis aus den Erstaufnahmestellen des Landes zugewiesen.
Dort sind zurzeit Menschen aus Syrien die größte Gruppe. In der Reinsfelder Unterkunft werden Menschen einziehen, deren Asylverfahren noch läuft und nicht entschieden ist. Wird ihr Antrag anerkannt, können sich die Menschen ihren Wohnraum frei suchen. Sie werden dann vom Kreis auch dazu aufgefordert, die Gemeinschaftsunterkunft zu verlassen, um Platz für andere Asylbewerber mit laufendem Verfahren zu machen.

Wie werden die Flüchtlinge betreut? In der früheren Pension Zum Rösterkopf wird ein Büroraum für einen Sozialarbeiter des Caritasverbandes eingerichtet. Er soll den Asylbewerbern helfen, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden, damit ihnen schnell eine möglichst eigenständige Lebensführung gelingt. Zugleich ist er Vermittler zu den Bürgern vor Ort, wie Andreas Flämig vom Caritasverband sagte.
Er warb bei den Reinsfeldern dafür, ehrenamtliche Hilfe zu leisten - zum Beispiel in Form von Fahrdiensten für Flüchtlinge oder indem sie Sprachkurse organisieren. In der Reinsfelder Unterkunft wird es aber keine 24-Stunden-Betreuung und auch keinen Wachdienst geben. Die Flüchtlinge, die eine finanzielle Regelleistung erhalten, verköstigen sich selbst. In der früheren Pension gibt es dafür zwei Küchen.

Kommt noch ein zweites Flüchtlingsheim? Zwei Bürger wollten wissen, was an den Gerüchten dran ist, dass eventuell auch das leestehende Hotel Haus am Park zur Unterkunft für Flüchtlinge umfunktioniert wird. Schmitz sagte dazu, dass dem Kreis in der Tat ein Vermietungsangebot der privaten Besitzer vorliegt. Ob sich das frühere Hotel als Gemeinschaftsunterkunft eignet, werde nun - genauso wie aktuell bei rund 40 anderen Gebäuden im Kreis - geprüft. In Bezug auf Brandschutzauflagen weise das Hotel Haus am Park aber deutlich größere Mängel auf als die Pension Zum Rösterkopf, so Schmitz. Entscheidung also noch offen.

Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Eine Reinsfelder Bürgerin meldete sich zu Wort, weil in ihrem Freundeskreis darüber diskutiert werde, ob zum Beispiel Frauen noch bedenkenlos durch den Ort gehen können. So sei ja in Hermeskeil zu beobachten, dass die zumeist männlichen Flüchtlinge oft in Gruppen unterwegs sind. Bei diesem Punkt war Michael Wahlen gefragt.
Der Leiter der Hermeskeiler Polizeiinspektion ist selbst Reinsfelder. Er verwies auf die bisherigen Erfahrungen in Hermeskeil (siehe Extra), um zur Einschätzung zu kommen: "Wir werden in Reinsfeld kein Sicherheitsproblem bekommen." Er wandte sich zudem an seine Mitbürger mit dem Appell: "Ich kann Sie nur dazu ermuntern, die Leute zu integrieren."

Extra

 Ab November Heim für 40 Asylbewerber: die frühere Pension Zum Rösterkopf. TV-Fotos (2): Axel Munsteiner

Ab November Heim für 40 Asylbewerber: die frühere Pension Zum Rösterkopf. TV-Fotos (2): Axel Munsteiner

Foto: (h_hochw )

In der Notunterkunft an der früheren Hermeskeiler Kaserne sind seit Mitte August Flüchtlinge untergebracht. Aktuell leben rund 750 Menschen in fünf Zelten. In dieser Zeit hat es laut Michael Wahlen, Leiter der Polizeiinspektion Hermeskeil, außerhalb der Aufnahmestelle (Afa) genau eine Straftat eines Asylbewerbers gegeben. Der Mann habe in einem Discounter eine Unterhose im Wert von 1,29 Euro mitgenommen, ohne sie zu bezahlen. Bei der Polizei sind bisher nach Auskunft von Wahlen noch keine Meldungen eingegangen, dass außerhalb der Afa Frauen in Hermeskeil belästigt wurden oder es zu Handgreiflichkeiten gekommen wäre. Innerhalb der Notunterkunft habe es aber schon einige Fälle gegeben, in denen Handys gestohlen wurden. ax

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