Viele gute Ideen, keine konkreten Pläne

Saarburg · Das ehemalige französische Casino in Saarburg bleibt möglicherweise als Konzertsaal erhalten. Die Stadt hat ein Vorkaufsrecht, das sie geltend macht. So könnten das Gebäude und das angrenzende Wohnheim zukünftig für Kultur, Bildung und Tourismus genutzt werden.

 Das alte Casino in Saarburg gehört bald der Stadt. Konkrete Pläne für eine Nutzung gibt es aber noch nicht.TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Das alte Casino in Saarburg gehört bald der Stadt. Konkrete Pläne für eine Nutzung gibt es aber noch nicht.TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Die Stadt Saarburg ist bald stolze Besitzerin eines französischen Offizierscasinos. Der Stadtrat hat während seiner Sitzung am Donnerstagabend beschlossen, sein Vorkaufsrecht geltend zu machen. Die Stadt muss nun dem ursprünglichen Käufer, dem Stuckateurbetrieb Braun aus dem Saarland, die Kaufsumme von 500.000 Euro erstatten. Hinzu kommen für die Stadt etwa 100.000 Euro an Notarkosten, Steuern und Gebühren. Konkrete Pläne, wie das Casino in Zukunft genutzt wird, gibt es noch nicht. Ideen dafür um so mehr.
"Der Investor aus dem Saarland hatte dichte Wohnbebauung geplant. Das passt nicht zu unseren Vorstellungen, wie wir das Gebiet entwickeln wollen", sagt Stadtbürgermeister Jürgen Dixius. Die Schadallerstraße sei außerdem nicht für den zu erwartenden Verkehr ausgelegt. "Mit dem Kauf erhalten wir uns einen Gestaltungsspielraum für die weitere Konversion, die bisher sehr erfolgreich gelaufen ist", sagt Dixius. Gemeint sind damit das neue Stadtteilzentrum Beurig rund um die ehemalige französische Grundschule, das Maison de France (ehemaliges Kino) an der Schodener Straße und die Cité Sud, in der bereits 56 von 88 Baugrundstücken vergeben sind. Außerdem verhandelt die Stadt mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) über den Teilkauf von Kasernengebäuden, um so an weitere Grundstücke zu kommen.
Hartmut Braun vom Stuckateurbetrieb ist wenig erfreut: "Wir wissen erst seit zwei Tagen davon. Man hätte uns auch früher informieren können. Jetzt müssen wir erst einmal die Rechtslage prüfen lassen."Auch wenn es noch keinen genauen Plan für das Casino gibt, hat Dixius bereits Vorstellungen, was in dem Gebäude passieren könnte. "Kultur, Bildung und Tourismus wären denkbar", sagt der Stadtchef. So könnten Gesellschaften den Saal für Feiern nutzen, Bildungsträger Seminare abhalten, Konzerte veranstaltet werden oder die Saarburger Serenaden einen angemessenen Konzertsaal bekommen. Das Wohnheim könnte zur günstigen Unterkunft, etwa für Schulklassen werden.
Es sind Ideen, welche grundsätzlich bei den Oppositionsfraktionen von SPD und Grünen Anklang finden. "Wünschenswert wäre etwas für die Jugend oder Kinder. Wir müssen auch berücksichtigen, dass wir in Beurig noch mehr junge Familien haben werden, für deren Kinder wir weitere Kita-Plätze brauchen", sagt Edith van Eijck (SPD). Michael Keil (Grüne) sagt: "Platz für Kulturangebote wäre sinnvoll. Wir stehen aber noch ganz am Anfang der Überlegungen."
Konzertveranstalter Christoph Kramp macht aus seinem Interesse keinen Hehl. "Ich würde gerne langfristig im Casino bleiben, weil ich dort mit Erfolg sowohl Konzerte als auch größere Feiern organisiert habe", sagt Kramp. Die Stadthalle sei für etliche Konzerte zu groß. Das Casino biete Platz für 100-200 Besucher und sei so ideal. Derzeit plane er aber nur von Termin zu Termin. Ziel sei, 2013 ein Singer-Songwriter-Festival im Casino zu machen. Im vergangenen Jahr gab es zehn Konzerte mit durchschnittlich 100 Besuchern, sagt Kramp. Sein letztes Konzert in diesem Jahr hat er allerdings vom Casino in die Stadthalle verlegt (siehe Extra). Meinung

Stadt behält alle Optionen
Von Tobias Thieme
Mit dem Kauf von Casino und Wohnheim halten sich die Saarburger alle Optionen offen. Der ehemalige Saal für französische Offiziere ist bereits heute ein attraktiver, mit Dekoration sogar repräsentativer Veranstaltungsort. Konzerte und Gesellschaften sind dort bestens aufgehoben. Deswegen ist die Entscheidung des Rates gut.Trotzdem: 600.000 Euro sind kein Pappenstiel. Hinzu kämen viele Tausend Euro für Sanierung oder Umbau, wollte man die Räume langfristig behalten. Denn die Sanierung ist, unabhängig von der Nutzung, auf jeden Fall nötig. Investoren hatten sich bisher nicht gerade um das Ensemble an der Schadallerstraße gerissen. Die Entscheidung im Rat ist zwar einstimmig ausgefallen. Manch einem Ratsmitglied dürfte aber etwas flau im Magen sein. Nun müssen Bürgermeister und Ratsleute ihre Köpfe rauchen lassen, damit es zügig konkrete Pläne für den Neuerwerb gibt. Das Letzte, was die Stadt gebrauchen könnte, wäre eine Bauruine. t.thieme@volksfreund.de
Extra

Das Konzert von Stoppok am Sonntag, 16. Dezember, ist vom Casino in die Stadthalle verlegt worden. "Das Interesse war so groß, dass das Casino vermutlich nicht ausgereicht hätte", sagt Veranstalter Christoph Kramp. Einlass ist um 18.30 Uhr, Konzertbeginn um 19.30 Uhr. Stoppok, mit Wurzeln im Ruhrpott, bietet Blues, Folk und Rock - auf Deutsch. thie

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