Viele Hände helfen den Mooren

Morbach/Hinzerath · Etwa 70 Freiwillige sind für drei Wochen um Morbach unterwegs, um Stauwerke zu bauen und so die Moore zu renaturieren. So sollen besondere Tiere und Pflanzen erhalten bleiben.

 Anpacken für die Moore: Sina Waidelich aus Bonn nimmt ein Stück Gras, um damit den neuen Staudamm abzudichten. TV-Foto: Hannah Schmitt

Anpacken für die Moore: Sina Waidelich aus Bonn nimmt ein Stück Gras, um damit den neuen Staudamm abzudichten. TV-Foto: Hannah Schmitt

Morbach/Hinzerath. Ohne Gummistiefel und Eimer geht nichts. Knöcheltief steht Isabell Naguib zwischen Hinzerath und Morbach im Oberluderbruch und schippt Wasser aus einer der etwa anderthalb Meter tiefen Gruben. Denn die Schächte, in denen kleine Stauwerke entstehen, laufen wieder und wieder zu. "Heute Morgen waren sie randvoll", erzählt die 22-Jährige aus Mönchengladbach.
Sie ist eine von 23 Freiwilligen, die in dieser Woche beim Naturschutzprojekt "EU Life" in den Mooren, auch Hangbrücher genannt, rund um Morbach arbeiten.
Ziel des Projekts ist es, einige dieser feuchten Gebiete wiederherzustellen. Denn die Moore haben sich in den vergangenen Jahrhunderten stark verändert - wegen Erosion und auch durch Menschenhand. "An vielen Stellen wurden die Moore entwässert, um Fichten zu pflanzen", erklärt Projekt-Koordinator Jan Hoffmann von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Zudem hätten die Menschen damals Wege mitten durch die Brücher geführt und so den Wasserzufluss abgeschnitten. Die ursprüngliche Pflanzenvielfalt finde man nur noch selten.
Nachdem im vergangenen Jahr bei Hinzerath bereits Fichten abgeholzt wurden, sollen nun viele kleine Staudämme in den Mooren helfen, die gesamte Fläche wieder zu bewässern. Drei Wochen sind dafür in diesem Jahr angesetzt. Hilfe bekommt die Stiftung Natur und Umwelt dabei vom Bergwaldprojekt, das sich seit mehreren Jahrzehnten für den Schutz und den Erhalt der Waldökosysteme einsetzt und die Freiwilligen stellt.
Und die Helfer haben viel zu tun: Sie heben Gräben aus, hämmern Staudämme aus Holz zusammen, dichten sie mit Gras ab. So soll das Wasser, das momentan noch abgeleitet wird, im Moor gestaut und über den kompletten Hang verteilt werden. "Derzeit fließt das Wasser gerade durch das Moor", sagt Hoffmann. Deshalb werde nur ein schmaler Streifen Torf bewässert. Durch die Staudämme fließe das Wasser dann später nicht mehr so schnell ab und gelange auch in die ausgetrockneten Bereiche.
Ökosystem wiederherstellen


Dadurch soll die Artenvielfalt erhalten bleiben. Denn: Werde das empfindliche Ökosystem wiederhergestellt, könne das Moor seine Aufgabe als Wasser- und Kohlenstoffspeicher wieder besser erfüllen, heißt es vonseiten der Stiftung Natur und Umwelt. Zudem seien die Hangbrücher für die Gegend ein sehr seltenes Biotop, sagt Hoffmann.
In gut ausgeprägten Mooren wachsen beispielsweise wasserspeichernde Torfmoose, der fleischfressende Sonnentau und die Moosbeere. Sie ist die einzige Futterpflanze der Raupe des vom Aussterben bedrohten Hochmoor-Perlmutterfalters. Diesen möchte die Stiftung im Hunsrück wieder ansiedeln.
Insgesamt 70 Menschen aus den unterschiedlichsten Gebieten und mit den verschiedensten Hintergründen arbeiten dafür über drei Wochen in den Mooren. Von Geografie-Studenten wie Isabell Naguib, die das theoretisch Gelernte "auch praktisch umsetzen möchte", bis hin zu spanischen Praktikanten und "typischen" Büromenschen, die wie der 43-jährige Münchner Jörg Edam "auch mal was anderes kennenlernen wollen" - sie alle erleben die Ökologie des Waldes und der Moore rund um Morbach hautnah.
Genau das ist für Armin Sachs, Koordinator des Bergwaldprojekts, ein wichtiger Aspekt der Aktion: "Wir wollen allen ein Verständnis für okölogische Zusammenhänge - auch für den Alltag - näherbringen."
Das sieht auch Isabell Naguib in ihren dunklen Gummistiefeln so: "Irgendwo sollte jeder Mensch auch Verantwortung für die Umwelt übernehmen."Extra

Das Projekt EU Life zur Renaturierung der Moore wird von der Stiftung Natur- und Umwelt Rheinland-Pfalz, dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium, dem Landesamt für Geologie und Bergbau, den Landesforsten und dem Naturschutzbund Nabu getragen. In Hunsrück und Eifel sind es insgesamt elf Projektgebiete in sieben Forstämtern, in denen gearbeitet wird. Im Hunsrück zählen dazu Teile des Naturschutzgebiets Hangbrücher bei Morbach, der Ortelsbruch und Auerhahnbruch, die Hangbrücher bei Hochscheid (alle Flora-Fauna-Habitat-Gebiet Idarwald, Forstamt Dhronecken) und Teile des Naturschutzgebiets Engelswasgeswiese (FFH-Gebiet Hochwald, Forstamt Idarwald). Mitinitiierer des Projekts sind dort Biotopbetreuerin Margret Scholtes und Hansjörg Dröschel, Leiter des Forstreviers Dhronecken. Das Projekt läuft bis Ende 2015 und kostet insgesamt etwa 2,75 Millionen Euro. Die Europäische Union fördert das Projekt zu 50 Prozent. hsc

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