Visionär oder Analytiker?
KONZ. Die Qual der Wahl haben die Wähler in der Saar-Mosel-Stadt nicht: Zu unterschiedlich sind die beiden Stadtbürgermeisterkandidaten - persönlich und politisch. Wer sie bislang noch nicht kannte, dürfte nach dem TV -Forum zumindest etwas schlauer sein.
Schon die Antworten auf die Eingangsfragen der TV -Redakteure Susanne Windfuhr und Dieter Lintz waren aufschlussreich. Zum einen der 62-jährige Bündnis-Grüne: Verliebt ins Detail sei er, analytisch gehe er vor, beschrieb sich Hertel. Mit ihm als Stadtoberhaupt würden endlich die "kleinen Probleme", die unter Manns "auf die lange Bank geschoben werden" angegangen werden. Und der Amtsinhaber? Zunächst einmal Mehrheiten bekommen für Projekte, die die Stadt entscheidend nach vorne bringen, charakterisierte Christdemokrat Winfried Manns (54) seinen politischen Stil - ausgerichtet eher an der großen Linie. Ansonsten gebe es nicht viel, was er rückblickend anders machen würde. Visionär kontra Analytiker? Im Verlauf des TV -Forums im Kloster Karthaus, zu dem rund 60 Zuhörer gekommen waren, bestätigte sich der beiden Selbsteinschätzung. Beispielsweise beim Thema Verkehr: Während Hertel auf bessere Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer in der Stadt und auf eine Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) abstellt, hat Manns eine andere Prioritätenliste: Zunächst die großen Verkehrswege, wie Moselaufstieg oder Umgehung Könen, realisieren. Dann den innerstädtischen ÖPNV verbessern, um den sich die Stadt ohnehin in der Vergangenheit gekümmert habe. Umbau des Schwimmbades: Obwohl die Verbandsgemeinde zuständig ist, war die Meinung der beiden Kandidaten gefragt. Mit Blick auf eine konkurrenzfähige Anlage warb Manns für die bereits beschlossenen Umbaupläne in ein Wellness- und Freizeitbad. Für den Vertreter der Öko-Partei ein falscher und viel zu teurer Weg: "Rausgeworfenes Geld", kritisierte er, acht Millionen des rund elf Millionen Euro teuren Wellness-Bades sollte man lieber in Maßnahmen zur Energieeinsparung stecken. Die erste Publikumsrunde spiegelte schiedlich-friedlich die Positionen der Kandidaten wieder. "Es ist vernünftig, das Bad umzubauen und damit eine tragfähige Anlage für die nächsten 20 bis 30 Jahre zu bekommen", sagte Franz-Josef Geltz (Oberemmel). Christa Gestrich (Roscheid) sieht es anders: "Wellness und Sauna finden wir an allen Ecken und Enden, aber keine Trainingsmöglichkeiten für Schwimmer." Gemeinsamkeiten offenbarten die Kandidaten an diesem Abend auch: Beispielsweise befürworten beide eine Schulturnhalle für Karthaus oder den geplanten Kreisel an der Saarbrücke. Nur Außenseiter-Chancen habe er, räumte Hertel ein, aber die Grünen und er würden sich dem Votum der Wähler stellen, sagte der Professor für Maschinenbau mit einem kleinen Seitenhieb auf die Konzer SPD, die dieses Mal auf einen eigenen Kandidaten verzichtet hat. Für solcherlei grünes Engagement hatte sogar Amtsinhaber Manns ein Lob parat. Doch Hertels Kritik, im Rathaus werde vieles auf die lange Bank geschoben, was der Herausforderer am fehlenden Zebrastreifen in der Schillerstraße exemplarisch festgemacht hatte, wollte er nicht unkommentiert lassen. Einen Zebrastreifen könne nur die Straßenbauverwaltung anlegen, nicht die Stadt. So gesehen verfügt auch der Amtsinhaber über eine Liebe zum Detail.