Justiz Vollblut-Juristin mit Gespür fürs Menschliche

Hermeskeil · Corinna Diesel ist seit Herbst Leiterin des Amtsgerichts in Hermeskeil. Bei einem Festakt am Freitag hat Justizminister Herbert Mertin ihren Amtsantritt formell besiegelt. Die 35-Jährige freut sich auf die Aufgabe. Einige Vorzüge der kleinen Behörde hat sie schon schätzen gelernt.

 Zur Amtseinführung von Corinna Diesel (Mitte, rote Jacke) als neuer Direktorin des Hermeskeiler Amtsgerichts gratulieren (von links): Geschäftsleiter Thorsten Kaup, die früheren Direktoren Berthold Biwer und Helmut Mencher, Justizminister Herbert Mertin sowie zwei weitere Amtsvorgänger Diesels, Claudia Stadler und Peter Sauer.

Zur Amtseinführung von Corinna Diesel (Mitte, rote Jacke) als neuer Direktorin des Hermeskeiler Amtsgerichts gratulieren (von links): Geschäftsleiter Thorsten Kaup, die früheren Direktoren Berthold Biwer und Helmut Mencher, Justizminister Herbert Mertin sowie zwei weitere Amtsvorgänger Diesels, Claudia Stadler und Peter Sauer.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Das Amtsgericht in Hermeskeil ist nicht nur das kleinste in Rheinland-Pfalz, sondern vermutlich auch das am höchsten gelegene. Das war während der Feierstunde im Sitzungssaal 1 mehrfach zu hören. Den Weg hinauf in den Hochwald hatte dennoch keiner der etwa 100 Gäste gescheut, die zur Amtseinführung der neuen Direktorin Corinna Diesel gekommen waren. Sogar vier Amtsvorgänger – Claudia Stadler, Berthold Biwer, Helmut Mencher und Peter Sauer – waren unter den Gratulanten.

Die 35-Jährige, die aus Gummersbach in Nordrhein-Westfalen stammt, führt das Gericht seit Oktober (siehe Zur Person). Den Amtsantritt nun auch offiziell zu machen, war Aufgabe von Justizminister Herbert Mertin (FDP). Er hieß die Juristin als „neue Mitkämpferin an der Front“ willkommen, wo es jeden Tag aufs Neue gelte, dem Bürger „die Unabhängigkeit der Justiz zu beweisen“. Diesel bringe dazu „das nötige Rüstzeug“mit aus ihren beruflichen Stationen am Amtsgericht Koblenz, am Landgericht Trier und zuletzt am Bundesgerichtshof in Karlsruhe, wo sie drei Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet habe. Trotz ihrer „noch jungen Dienstzeit“ habe die Richterin bereits gezeigt, dass sie eine „herausragende Juristin“ sei und „ein besonderes Geschick im Umgang mit Menschen“ habe. Ihre „auf Ausgleich bedachte Art“ zeige sich auch daran, dass sie in ihren Verfahren in Koblenz eine „sehr hohe Vergleichsquote“ erzielt habe.

Die „offene, zupackende Art“ der neuen Hermeskeiler Behördenleiterin lobte auch Manfred Grüter, Präsident des Landgerichts Trier. Die Glückwünsche der Anwaltschaft überbrachte Michaela Porten-Biwer, Tochter des ehemaligen Amtsgerichtsdirektors Berthold Biwer. Personalrätin Natalie Weber stellte fest, dass die neue Chefin mit ihrer Herzlichkeit „genau zu unserer Mentalität hier in Hermeskeil passt“.

Im Rahmen des Festakts wurde auch Claudia Meßer gedacht, die das Gericht ab November 2010 geleitet hatte und im März 2017 nach kurzer schwerer Krankheit gestorben war. „Sie hat ihren Beruf geliebt und mit voller Hingabe ausgeübt“, erklärte der Minister. „Ihr“ Amtsgericht in Hermeskeil habe Meßer stets am Herzen gelegen. „Wir werden sie als einzigartigen Menschen und engagierte Richterin in bester Erinnerung behalten.“ Claudia Vervy, die die Feier musikalisch begleitete, sang im Gedenken an Meßer eine berührende Version des Lieds „Fields of Gold“ von Sting. Ursula Epp, Richterin am Amtsgericht Trier, gab Diesel drei Leitsätze Meßers mit auf den Weg: „Mach dir keinen Kopf. Alles ist gut. Sorge nicht nur für andere, sondern auch für dich.“

Als Vertreter der örtlichen Politik gratulierten der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz und der Hermeskeiler Stadtbürgermeister Mathias Queck. Schartz betonte den besonderen Stellenwert des Amtsgerichts für die Region. Es sei wichtig, solche Strukturen für den ländlichen Raum zu erhalten. Queck erklärte, das Amtsgericht gehöre fest zum Mittelzentrum Hermeskeil. Mit der Neubesetzung der Direktorenstelle stehe auch das Land zu der Einrichtung. Sie ermögliche den wichtigen „direkten Kontakt zu den Bürgern“, die sich mit „ihrem Amtsgericht“ identifizierten. Der Zuständigkeitsbereich des Gerichts umfasst die drei Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell am See und Thalfang (siehe Info).

Corinna Diesel (siehe Zur Person) sagte, sie freue auf die neue Herausforderung, auch, weil es ihr großen Spaß mache, Richterin zu sein. Sie habe schnell bemerkt, wie viel „Flexibilität“ die Arbeit in einem kleinen Amtsgericht von allen Mitarbeitern verlange: „Hier sind Allrounder gefragt, und es packt jeder an.“ Dass sie sich in Hermeskeil wohlfühle, untermauerte die 35-Jährige mit einer kurzen Anekdote. Anfang Januar sei sie mit dem nicht ganz wintertauglichen Auto ihres Mannes zur Arbeit gefahren, später aber vom zugeschneiten Parkplatz nicht mehr weggekommen. „Die Mitarbeiter haben mein Auto mit vereinten Kräften freigeschaufelt.“ Solche Hilfsbereitschaft, die „nicht selbstverständlich“ sei, erlebe sie auch über das Gericht hinaus in der Zusammenarbeit mit anderen Behörden, der Polizei oder der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) in Hermeskeil. „Das Gefüge eines kleinen Gerichts funktioniert nur durch die Mithilfe aller.“

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