Vom Bauerndorf zur Wohngemeinde

OLK. Seit mehr als 1000 Jahren ist die Existenz Olks belegt, jahrhundertelang prägte die Landwirtschaft das Dorfgeschehen. Das 20. Jahrhundert veränderte vieles, wie TV-Leserin Barbara Weiter-Matysiak berichtet:

Die Postkartenaufnahme aus den 1950er-Jahren zeigt den nordöstlichen Ortsrand von Olk. Das Dorf duckt sich in die nach Westen geöffnete Quellmulde des Olker Bachs, die in ein Hochplateau der Südeifel eingeschnitten ist. So geschützt vor rauen Ost- und Nordwinden, gruppierte es sich bis zur Dorfsanierung in den 1960er Jahren um den Dorfbrunnen. Olk, heute keine eigenständige Gemeinde mehr, sondern zur Sauergemeinde Ralingen gehörend, wurde 1023 in der Grenzbeschreibung des dem Erzstift Trier von Kaiser Heinrich II. verliehenen Bannforstes als "villa ulca" erstmals schriftlich erwähnt. Siedlungsbelege finden sich aber schon aus vorrömischer, römischer und fränkischer Zeit. Die verwinkelte Dachlandschaft auf diesem Bild weist noch auf das alte kleinräumige Dorfgefüge hin. Neben dominierenden, teils mehrseitigen Höfen stehen ihnen beigeordnete, kleinere Anwesen. Aufgrund dieser Struktur lässt sich die siedlungsgeschichtliche Entwicklung aus wenigen Einzelhöfen vermuten, die infolge von Erbteilung und Bevölkerungswachstum im Laufe der vergangenen Jahrhunderte immer wieder durch Neu- und Umbauten den Erfordernissen angepasst wurden. Von acht Haushalten im 17. Jahrhundert, das entsprach etwas mehr als 50 Einwohnern, verdoppelte sich die Bevölkerung bis 1787 auf 106 Personen. Die Einwohnerzahl steigerte sich dann bis 1871 auf 218, stagnierte danach und war bis 1950 auf 181 zurückgefallen. Mittlerweile hat sich - auch durch Ausweisung von umfangreichen Neubaugebieten südlich und südwestlich der alten Ortslage - die Bevölkerungszahl wieder mehr als verdoppelt. Während früher steigende Bevölkerungszahlen durch Siedlungsverdichtung aufgefangen wurden, werden heute die Siedlungsgebiete ausgeweitet. Im Zuge der Dorfsanierung in den 60er-Jahren sind zahlreiche alte Gebäude durch Neubauten ersetzt oder ersatzlos abgerissen worden. Seit den 70er-Jahren existiert eine Ortsumgehung (L 42) als Verbindung vom Sauertal auf die Hochfläche. Damals wie heute bildet die Kapelle am nördlichen Ortsrand den zentralen Blickfang des Ortes. Der Ostchorturm der romanischen Kleinkirche aus dem 11. bis 12. Jahrhundert trug früher eine eiförmige Schieferkuppel mit Laterne. Sie war durch Kriegsereignisse von 1944/45 schwer beschädigt und wurde 1953 durch den auf dem Bild sichtbaren vierseitigen gebrochenen Pyramidenhelm ersetzt. Das alte Bild ist im Sommer entstanden, rechts, unterhalb der Ausläufer der "Brandenbüsch" sind Getreidegarben zum Trocknen aufgestellt - noch haben die modernen Mähdrescher keinen Einzug in die Bauerngemeinde gehalten. Noch hat keine Flurbereinigung das reizvolle, durch Obstbäume und Sträucher strukturierte Landschaftsbild gestört. Diese folgte in den 60er-Jahren und schuf die Voraussetzung, dass es heute nur noch einer Handvoll Bauern bedarf, um das Land, das vor 50 Jahren fast noch die ganze Gemeinde ernährt hat, bewirtschaften zu können. Die restlichen Bewohner verdienen ihren Lebensunterhalt außerhalb der Landwirtschaft - das Dorf hat sich vom Bauerndorf zur Wohngemeinde gewandelt. Wenn auch Sie eine Dorfgeschichte kennen, schreiben Sie unter dem Stichwort "Dorfgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an trier@volksfreund.de.

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