Vom Kirchlein zum mächtigen Dom

Helfant · Mehr als 60 Jahre hat die Helfanter Kirche ohne Turm dagestanden. Für die Dorfbewohner ein unhaltbarer Zustand. Und weil vom Bischof kein Geld zu erwarten war, packten sie halt selbst an. 1912 weihten sie zwei mächtige Türme ein. Am kommenden Wochenende feiert der ganze Ort das Jubiläum.

Helfant. In Helfant hat einst eine kleine Kirche gestanden, wie sie in vielen Dörfern zu finden war. Sie ruhte auf einer kleinen Anhöhe. Ein Friedhof säumte das alte Gemäuer. Doch den Helfantern fehlte etwas: Türme. Und deswegen sammelten die Bürger Geld, um aus ihrer Dorfkirche St. Bartholomäus einen Dom zu machen. 100 Jahre ist das her.
"Die Bezeichnung ‚Dom\' hat keine kirchenrechtliche Bedeutung. Aber sie zeigt, dass viele die Kirche als beeindruckendes Bauwerk wahrnehmen", sagt Pfarrer Manfred Tüx. Tatsächlich ist der Sakralbau kaum zu übersehen. Kommt man von Wincheringen durch die Weinberge nach Helfant, fällt sie sofort auf. Beim Blick von der Friedhofsmauer nach oben wirken die gut 30 Meter hohen Türme auf dem Kirchberg besonders imposant.
Vom Bistum war 1910 nichts zu holen. Etliche Helfanter spendeten Geld. "Federführend war ein Peter Dondeldinger", sagt Peter Boesen. Boesen hat sich intensiv mit der Geschichte der Kirche befasst. Und er ist der Einzige im Dorf, der die Gründungsurkunde noch aus eigener Anschauung kennt. "Nach einem Granattreffer Ende des Zweiten Weltkriegs lag das Messingrohr, in dem die Urkunde bei der Grundsteinlegung verschlossen wurde, frei", erinnert sich der 74-Jährige. Jemand habe die schwerbeschädigte Büchse 1945 zur Reparatur in die Schmiede seines Vaters gebracht. So habe er als Sechsjähriger das Dokument gesehen.
In der Urkunde taucht der Name Feltes auf. Baumeister für das Turmprojekt war Matthias Feltes, Großvater der Brüder Feltes, die bis heute ein Bauunternehmen im Familienbetrieb leiten. Boesen hat im Archiv des Bistums gestöbert und Interessantes zutage gefördert. 71 500 Mark kostete der Bau der beiden Türme. Der Stundenlohn für die Maurer lag bei 38 Pfennigen. Zum Vergleich: In Bonn mussten die Menschen 1910 für eine Flasche Bier 11 Pfennige hinlegen, für ein Kilo Salz 25 Pfennige und für das Kilo Brot 30 Pfennige.
Die Helfanter mussten immer wieder ran. Amerikanisches Artilleriefeuer setzte dem Dom heftig zu. Nachdem die Dorfbewohner das Gotteshaus nach dem Krieg in Eigenregie wieder geflickt hatten, waren zuletzt in diesem Jahr umfangreiche Bauarbeiten zu erledigen. Rechtzeitig zum Jubiläum haben Handwerker die Kirche saniert. Während vieler Jahre war Feuchtigkeit eingedrungen. Die Kirche hat nun ein abgedichtetes Dach, neuen Putz, neue Fenster, eine sanierte Glockenstube und neue Turmaufstiege. Von den 70 000 Euro Baukosten übernimmt das Bistum 42 000 Euro. Den Rest trägt die Pfarrgemeinde.
Von Samstag, 25. August, bis Montag, 27. August, feiern die Helfanter mit einer Kirmes (siehe Extra). "Alle Vereine haben sich ins Zeug gelegt, um ein gutes Programm auf die Beine zu stellen", sagt Ortsvorsteher Franz-Josef Reuter.Extra

Samstag, 25. August:19 Uhr Eröffnung Festgelände, 20 Uhr Festansprache Pastor Manfred Tüx, Musik: Kirchenchor St. Bartholomäus, Männergesangverein Nittel-Wincheringen, Musikverein Harmonie Palzem. Sonntag, 26. August:10 Uhr Feierliches Hochamt mit Feltes-Chören, 11.30 Uhr Frühschoppen, Musik: Mosellandkapelle Wincheringen und Turmbläser Ensemble, 12 Uhr Mittagessen, 14 Uhr Kaffee und Kuchen im Haus Helifelt, ab 14 Uhr stündliche Führungen durch die Kirche, 14.30 Uhr Kinderprogramm Kita Palzem, 15.30 Uhr Puppentheater im Haus Helifelt, 16 Uhr "Die neue Generation" Chorgesang (Leitung Egon Altenhofen), 17.30 Uhr Bauchredner Andreas Fuchs, tagsüber Hüpfburg und Kinderschminken Montag, 27. August:16 Uhr Eröffnung Festgelände, 17 Uhr Kirmeshamm, 20 Uhr Livemusik mit Manni Während der Kirmes wird die Brückenstraße stellenweise gesperrt. redExtra

1036: Historiker vermuten eine erste Kirche in Helfant zu dieser Zeit 1528: Die Kirche ist dem hl. Martinus geweiht. Kurz danach wird der Hl. Bartholomäus Patron 1792: Helfant wird selbstständige Vikarie 1849: Segnung einer neuen Kirche am alten Standort 1874: Neuer Kreuzweg 1899: Kauf einer dritten Glocke 1902: Bau der beiden Türme, Neugestaltung Friedhof 1945: Reparatur der Kirche nach dem Krieg 1975 bis heute: Mehrfache Sanierung red

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