Vom Küsterdienst hinter die Theke

BEUREN-PROSTERATH. (urs) In beispielhafter Einmütigkeit setzten sich vor acht Jahren Prosterather Bürger für den Erhalt ihrer Felsenschänke ein. Ein Lokal, das für den Beurener Ortsteil viel mehr als nur eine Wirtschaft ist.

Im Winter 1995/1996 ging es in Prosterath heiß her. Bürger des 180 Einwohner zählenden Beurener Ortsteils liefen damals Sturm gegen den beabsichtigten Verkauf der Felsenschänke. Dieser war der Gemeinde wegen ihrer Verschuldung und der Unterdeckung dieses Anwesens seitens des Kreises zur Auflage gemacht worden. Doch die Prosterather nahmen den schon gefassten Ratsbeschluss zum Anlass, der Verwaltung zu zeigen, dass sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht hatte. Denn den machten sie nun künftig selbst. Mehr als 50 Bürger waren damals zu einer Diskussion gekommen, zu dem Gemeinderatsmitglied Hans Klein eingeladen hatte. Was diesen bewogen hatte, war die Geschichte des Gebäudes. Mit hohem finanziellen Aufwand hatte die bis Anfang der 70er Jahre eigenständige Gemeinde Prosterath 1968/69 die ehemalige Volksschule abgerissen, um dort ein Kommunikationszentrum für die Bürger, eben die Felsenschänke, zu bauen. Absicht der "Interessengemeinschaft Felsenschänke", heute der Verein "Dorfgemeinschaft Prosterath" mit 60 Mitgliedern, war es, die Schankwirtschaft zu erhalten. Was ihnen durch die vom Gemeinderat bewilligte Anpachtung mit dem Recht der Untervermietung von Lokal und Wohnung im April 1996 auch gelang. Den Bürgern blieb so ein Raum für Vereine, Versammlungen, Veranstaltungen an Kirmes oder Fastnacht sowie zur privaten Nutzung erhalten. Von den Vereinsmitgliedern, die sich wochenweise im Schankdienst abwechselten, verlangte das Einiges ab. Manchmal sei das wie beim Beichten gewesen, erinnert sich Vorstandsmitglied Elfriede Nisius, die Küsterin des Dorfes, an die Zeit, als sie abends noch in die Wirtschaft musste. Anfangs hätte sie sich ja gewehrt, aber hinterher gehörte das irgendwie zum Alltag dazu. Dass der Verein die Felsenschänke dann über drei Jahre betrieb, bevor ein Pächter gefunden wurde, überraschte die Mitglieder teils selbst. "Das geht höchstens ein halbes Jahr lang gut", hätten ihnen viele anfangs prognostiziert, wie Erich Feller erzählt, der zuvor mehr als 100 Unterschriften gegen den Verkauf gesammelt hatte. Zumal es ja mit dem Engagement als Wirte allein nicht getan war. Denn seit Anpachtung haben die Vereinsmitglieder auch viel zum Erhalt und zur Verbesserung des Anwesens getan. Als erstes schafften sie mit hohem Anteil an Eigenleistung sowie finanzieller Beteiligung den Einbau einer neuen Ölheizung. Später waren Anschaffungen für die Küche erforderlich sowie eine Teil-Eindeckung des Daches und die Neugestaltung der Außenanlage. Wie die Prosterather sind auch die Beurener zufrieden. "Die Ortsgemeinde hat keine Kosten", stellt Bürgermeister und Vereinskollege Manfred Köhl fest. Außerdem laufe die Felsenschänke gut und kostendeckend und auch der Pächter hätte sein Auskommen.

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