Vom Liebhaberverein zur Privatbahn

Hermeskeil · Was als Verein von Eisenbahnenthusiasten begann, ist heute ein profitables privates Transportunternehmen. Nun feierte die Hochwaldbahn ihren 20. Geburtstag. Mit einem 51 Jahre alten Schienenbus ging es auf Jubiläumsfahrt: von Hermeskeil ins saarländische Türkismühle.

Hermeskeil. Bernd Heinrichsmeyer nimmt am Führerstand des Schienenbusses Platz und startet den 300 Pferdestärken starken Achtzylindermotor. Ein tiefes Dieselbrummen durchströmt den über ein halbes Jahrhundert alten Schienenbus VT 51. "Die Maschine muss ein wenig laufen, damit die Bremsen genug Druckluft haben", erklärt der Chef der Hochwaldbahn GmbH (HWB) seinen Fahrgästen.
Dann geht es los zur Jubiläumsfahrt, denn die HWB feiert heute ihren 20. Geburtstag. Vom Hermeskeiler Bahnhof setzen sich die 21 Tonnen des "Roten Brummers" mit maximal 50 Kilometern pro Stunde in Richtung Türkismühle in Bewegung. "Bis zu 90 Kilometer pro Stunde würde er schaffen. So schnell dürfen wir auf dieser Strecke jedoch nicht fahren", erklärt der 37-Jährige. Auf den 23 Kilometern sind der 240 Meter lange Bierfelder Tunnel und das Nonnweiler Viadukt mit einer Höhe von 28 Metern die eisenbahnromantischen Höhepunkte.
Keine Fahrten nach Morbach


"Über die drei Viadukte in Geisfeld, Deuselbach und Hoxel in Richtung Morbach dürfen wir weiterhin nicht fahren", bedauert Heinrichsmeyer. Die landschaftlich reizvolle Strecke zwischen Hermeskeil und Morbach mit den Schienenbussen irgendwann wieder in Betrieb zu nehmen, ist Ziel der HWB.
Der Verein Hochwaldbahn wurde am 10. Oktober 1991 in Trier gegründet. Er war die Keimzelle der heutigen HWB, deren 32 Mitarbeiter heute mit mehr als 100 Schienenfahrzeugen bundesweit den Transport von Gütern anbieten. Heinrichsmeyer war es, der im Jahr 2003 aus dem Verein ein Unternehmen machte.
Die Tourismusfahrten sind da nur ein Nebengeschäft. Doch die sechs Schienenbusse sind das Erkennungsmerkmal der HWB. Bereits elf Tage nach der Vereinsgründung wurde ein erstes Gespann angeschafft.Wartung und Instandsetzung wurden anfangs in einem improvisierten Zelt durchgeführt. Das wurde im 2003 von der Eisenbahnaufsicht verboten. Die HWB musste deshalb 28 Leute entlassen. Einen ersten Höhenflug erlebte die HWB dann mit dem Nahverkehrsbetrieb mit Schienenbussen in Sachsen, den sie zwischen 2002 und 2010 durchführte.
Die Wirtschaftskrise und damit der Einbruch bei den Transporten war ein Tiefschlag für die Eisenbahner. "Wir mussten die Hochwaldbahn-Service GmbH in die Insolvenz schicken und rund 60 Leute entlassen", bedauert Heinrichsmeyer. Die heutige Auftragslage sieht aber wieder rosiger aus. Und seit 2009 darf die HWB sogar Gefahrgut transportieren.
Das für den Touristenverkehr extrem wichtige Teilstück zwischen Hermeskeil und Morbach mit den drei Viadukten ist aber immer noch nicht freigegeben. "Da muss man eine gewisse Zähigkeit mitbringen", beschreibt der Bahnbetreiber seine Strategie. Trotz der Riesenlücke konnte die HWB in dieser Saison aber rund 8500 Touristen an Bord der Schienenbusse begrüßen.Mit der ganzen Familie dabei ist Sonja Israel (35) aus Gusenburg. Sie war eine der letzten 100 Fahrgäste am Jubiläumstag. Fasziniert stellt sie fest: "Bei einem Schienenbus kann man vorne rausgucken, und so erst die tolle Strecke richtig genießen."
Wieland Eßling (45) aus Beu ren findet: "Eisenbahn in Alt macht Spaß, in Neu ist sie nur noch ein Transportmittel." Für die HWB steht der Ankauf der Hunsrückbahntrasse von den Anrainerkommunen weiter auf der Tagesordnung. Attraktiver soll die Bahn auch durch die Aufwertung des Hermeskeiler Bahnhofs mit Gastronomie und Hotel werden (der TV berichtete).
Einen Wunsch äußert Bernd Heinrichsmeyer noch zum Saisonende: "Der Förderverein Hunsrückbahn sucht dringend weitere Mitglieder." 30 sind es derzeit. Davon sind allein zwölf bei der Instandhaltung der Strecke aktiv.
Der Erlös der Jubiläumsfahrten von rund 1000 Euro wird von der HWB verdoppelt und an den Weißen Ring, die Hilfsorganisation zur Unterstützung von Gewaltopfern, gespendet. In diesem Jahr finden noch am dritten und vierten Dezember Adventsfahrten statt. Reisegruppen können sich mit der HWB quer durch Deutschland fahren lassen. Und es gab auch schon Hochzeiten an Bord - darunter die des HWB-Chefs. Information und Buchung unter www.hochwaldbahn.de oder Telefon 06503/ 921490. doth

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