Vom Saarbogen nach Mainz: Ein roter Ortschef will in den Landtag

Wiltingen · Lothar Rommelfanger möchte als Direktkandidat der Sozialdemokraten in den nächsten rheinland-pfälzischen Landtag einziehen. Im Gespräch mit dem TV verrät der Wiltinger, dass er in Mainz vor allem eine soziale Politik für die Dörfer durchsetzen will. Und: Für große Koalitionen hat er nicht viel übrig.

 SPD-Landtagskandidat Lothar Rommelfanger liest gerne – Zeitungen und Romane gehören für ihn zum Leben. TV-Foto: Christian Kremer

SPD-Landtagskandidat Lothar Rommelfanger liest gerne – Zeitungen und Romane gehören für ihn zum Leben. TV-Foto: Christian Kremer

Foto: (h_ko )

Wiltingen. Der Weg zu Lothar Rommelfanger führt durch Wiltingen, einen 1400-Seelen-Ort in der Verbandsgemeinde Konz. Das Dorf ist berühmt für seine Rieslinge aus den Steillagen am naturbelassenen Wiltinger Saarbogen. Rommelfanger wohnt in der Scharzhofstraße, der Hauptverkehrsader des Orts. Dort hat er ein Forsthaus, Baujahr 1920, saniert.Landtagswahl 2016


Rommelfanger ist gebürtiger Wiltinger und seit 1989 Ortsbürgermeister. Damals war er der erste SPD-Orts-Chef in der CDU-dominierten Verbandsgemeinde Konz. Inzwischen hat Rommelfanger fünf Ur-Wahlen für sich entschieden. Sein Beruf und seine Herkunft prägen seine politischen Ansichten. Einerseits ist er durch und durch Dorfbewohner. Andererseits ist als Sohn einer Arbeiterfamilie überzeugter Sozialdemokrat. Hinzu kommt, dass er sich im Auftrag der Lebenshilfe Trier-Saarburg um die Eingliederung behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt kümmert.

Fragen sozialer Gerechtigkeit sind deshalb für ihn keine Theorie, sondern tägliche Praxis.
Auch an der politischen Basis hat der 58-Jährige viel Praxiserfahrung gesammelt: Seit 1981 ist er Mitglied in der Partei, seit 1984 in kommunalen Gremien aktiv. Nun will er das Direktmandat für den rheinland-pfälzischen Landtag gewinnen.

Ihm gehe es vor allem um seine bildungs- und sozialpolitischen Ziele, sagt Rommelfanger. "Ich bin ein Befürworter der freien Bildung von der Kita bis zum Studium." Auch Fortbildungen im Handwerk oder Ausbildungen müssten gebührenfrei angeboten werden, sagt er. Nur so könne der Fachkräftemangel bekämpft werden. Rommelfanger: "Wir brauchen gerade im Pflegebereich qualifiziertes Personal - da sollte man es den Leuten nicht erschweren, indem man Geld für die Ausbildung verlangt."

Der SPD-Mann sieht sich auch als Verfechter des ländlichen Raums. Er wolle Grundschulen flächendeckend erhalten und auch dafür sorgen, dass pädagogische Fachkräfte eingestellt würden. Die Lehrer brauchten Hilfe bei der Betreuung verhaltensauffälliger Kinder.
Die Inklusion hält Rommelfanger ebenfalls für wichtig. Er gibt aber zu bedenken: "Ich habe das Gefühl, dass sie an dem Tag aufhört, wenn der Betreffende ins Arbeitsleben einsteigt." Deshalb müssten sowohl private Unternehmen als auch öffentliche Einrichtungen mehr Arbeitsplätze mit einfachen Tätigkeiten schaffen.

Ein Thema, an dem zurzeit niemand vorbeikommt, sind die vielen Flüchtlinge in Deutschland. Rommelfanger plädiert für mehr Sprachkurse und den Ausbau der psychosozialen Betreuung. Schließlich kämen fast alle Flüchtlinge aus Kriegsgebieten und seien traumatisiert. Wie das finanziert werden soll? "Der Sparkurs von Finanzminister Wolfgang Schäuble ist absolut falsch", erklärt Rommelfanger. Die immensen Steuereinnahmen des Bundes müssten investiert und nicht in die Sanierung des Haushalts gesteckt werden, sagt er und bringt auch eine Reichensteuer ins Gespräch ein.

Nicht nur bei der Integration von Flüchtlingen, auch im ländlichen Raum seien Investitionen bitter notwendig, stellt der Sozialdemokrat fest. Geld werde benötigt etwa für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Schaffung neuer Wohnformen für ältere Menschen, die Unterstützung des Handwerks und des Vereinslebens sowie für den Erhalt von Schulen.Mit AfD auseinandersetzen


Skeptisch betrachtet Rommelfanger den derzeitigen Erfolg rechtspopulistischer Gruppierungen. Einen Grund dafür macht er in der aktuellen Bundesregierung aus: "Ich bin kein Freund großer Koalitionen." Die SPD in Rheinland-Pfalz unterscheide sich stark von der CDU - zum Beispiel in der Frage des Beibehalts der gebührenfreien Kindergärten. Zu einem möglichen Wahlerfolg der AfD sagt Rommelfanger zähneknirschend: "Man muss sich mit denen auseinandersetzen und ihre Anhänger zum Umdenken bringen."Extra

Privates: Lothar Rommelfanger ist 58 Jahre alt und lebt in Wiltingen (Saar) in der Verbandsgemeinde Konz. Er ist in zweiter Ehe verheiratet, hat einen erwachsenen Sohn sowie eine erwachsene Stieftochter. Hobbys: Rommelfanger liest gerne Krimis und wandert gerne auf den Traumschleifen in der Region. Seine Urlaube verbringt er meist in Südeuropa (Portugal, Griechenland oder Kroatien). Beruf: Nach dem Realschulabschluss Ausbildung zum Erzieher, später sonderpädagogische Zusatzausbildung. Jetzt arbeitet Rommelfanger bei der Lebenshilfe Trier-Saaburg mit behinderten Menschen. Politische Karriere: Ortsbürgermeister in Wiltingen seit 1989, Mitglied im Ortsgemeinde- und Verbandsgemeinderat Konz (zurzeit Fraktionssprecher) seit 1984, Kreistagsmitglied und stellvertretender Fraktionssprecher seit 2014. Listenplatz: Rommelfanger ist auf Platz 49 der SPD-Landesliste. Auf diesem Weg hat er nur eine kleine Chance, in den Landtag zu kommen. Schließlich stellt die SPD zurzeit nur 42 Abgeordnete in Mainz. cmkExtra

Der Wahlkreis 26 umfasst die Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell am See, Konz und Saarburg. Mit Rommelfanger konkurrieren sechs Kandidaten um das Direktmandat für den rheinland-pfälzischen Landtag: Bernhard Henter (CDU), Stephanie Nabinger (Grüne), Claus Piedmont (FDP), Georg Bauer (Die Linke), Detlef Müller-Greis (FWG) und Jens Ahnemüller (AfD). cmk

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