Vom Speicher in die Merziger Kirche

Elf Monate ist der Dachboden des Pfarrhauses von St. Peter in Merzig das Zuhause der Heiligen Familie und ihres Gefolges. Kurz vor Weihnachten siedeln die Figuren in die Kirche um - in die Landschaftskrippe mit Stall.

 Petra Helm und Herbert Bastian beim Aufbau der Krippe in St. Peter. Foto: Rolf Ruppenthal

Petra Helm und Herbert Bastian beim Aufbau der Krippe in St. Peter. Foto: Rolf Ruppenthal

Merzig. (red) Sanft weckt Küsterin Petra Helm die Heilige Familie und ihr Gefolge aus ihrem Schlaf. Auf dem Dachboden des Pfarrhauses von St. Peter in Merzig, geschützt von weißen Leintü- chern, haben die großen Krippenfiguren ihren Platz gefunden - von Mitte Januar bis wenige Tage vor dem Heiligen Abend. Alle Jahre wieder um den 20. Dezember verlassen sie den Speicher für ihren großen Auftritt an Weihnachten in der romanischen Kirche.

Ruhen Kaspar, Melchior und Balthasar noch 14 Tage unter weißen Tüchern, stehen Jesus, Maria und Josef samt dem Engel, den Hirten und den Tieren in der Sakristei schon parat. "In diesem Jahr trägt die Gottesmutter nur ihr rotes Samtkleid und den weißen Schleier", verrät Petra Helm, seit gut einem Jahr Küsterin von St. Peter.

Heiliger Rock für eine Nacht in Merzig



Auf den meerblauen Samtmantel, der Maria in den vergangenen Jahren zierte, wird sie in diesem Jahr verzichten. "Seit 15 Jahren bauen wir die Gelenkfiguren auf", sagt Helm und lässt ihren Blick über Josef in seiner braunen Samtkutte, das Kind in der Krippe und die Hirten, rustikal in Baumwolle gewandet, gleiten. "Unsere alte Krippe ziert jetzt eine Kirche in Saarbrücken."

Während sich die Küsterin um die Figuren und die Ausgestal- tung der Landschaftskrippe kümmert, haben Hans-Josef Hoffmann und Enkel Nikolas den Part des Aufbaus übernommen. "Seit zwei Jahren helfe ich meinem Opa", sagt der 13-Jährige und sucht im Werkzeugkasten nach geeigneten Schraubenziehern. Die erste Kniebank im südlichen Querhaus muss für die Krippe weichen.

Drei bis vier Stunden haben die freiwilligen Helfer für den Aufbau einkalkuliert. Bevor der Stall samt der Äste und Wurzeln aus der Garage von Pastor Bernd Schneider in die Kirche gekarrt wird, bauen die beiden Hoffmanns eine Bühne, auf der die Krippe steht, rechts unterhalb des Altars unter einem Tannenbaum. "Von seiner Krippe aus kann das Christkind das Gemälde sehen, das an den Aufenthalt des Heiligen Rocks in der Pfarrkirche erinnert", sagt Petra Helm. "Die Tunika Christi, die nach dessen Kreuzestod unter den Soldaten verlost worden war, machte am 8. Juli 1810 auf seinem Rückweg von Augsburg nach Trier für eine Nacht Station in St. Peter in Merzig", erzählt sie (siehe Extra) und beobachtet, wie sich der Unterbau der Krippe Stück für Stück zusammenfügt.

Sie überlegt sich Alternativen zu Moos, mit dem die Krippe traditionell ausgestattet ist. "Ich werde Tannen nehmen, Moos aus dem Wald zu holen, ist wegen des hohen Schnees unmöglich." Zehn Mini-Weihnachtssterne werden den Weg zum Christkind säu- men, zehn größere in der Krippenlandschaft leuchten.

Wie die Krippe so wird auch die übrige Weihnachtsdekoration in der Kirche Stück für Stück vollkommener, für die die freiwilligen Helfer Sergio Faustino, Herbert Bastian und Bernd Kehs verantwortlich zeichnen. Nach Stunden harter Arbeit stehen Krippe und Weihnachtsbäume. Weihnachten kann kommen. Extra Der Heilige Rock war in den unsicheren Zeiten der Franzosenkriege nicht ununterbrochen im Trierer Dom. Die Reliquie wurde 1790 nach Ehrenbreitstein (Koblenz), 1794 von dort nach Würzburg gebracht. Auch Würzburg schien nicht mehr sicher, man floh mit dem Rock nach Bamberg, nach Böhmen, wieder zurück nach Bamberg und schließlich nach Augsburg. Der damalige Trie rer Kurfürst Clemens Wenzeslaus hatte 1802 auf sein Kurfürstentum und auf das Erzbistum verzichtet und sich in sein zweites Bistum Augsburg begeben. Dorthin wurde auch der Heilige Rock gebracht. Mit Unterstützung Napoleons gelang es schließlich 1802 dem von Napoleon eingesetzen Bischof Charles Mannay (1802-1816), den Heiligen Rock 1810 nach Trier zurückzuholen. Der Weg der Reliquie führte auch über das Saarland. Bis Saarbrücken konnte der Transport geheimgehalten werden. In Merzig gab es für das Volk kein Halten mehr, und Tag und Nacht kamen die Leute in die Kirche St. Peter, um dort zu beten. Auch die Ankunft in Trier sorgte für großes Aufsehen. Fast 230 000 Pilger kamen in der Zeit vom 9. bis zum 27. September 1810, um den Heiligen Rock zu sehen. Der Heilige Rock wurde fortan in einem neuen Ausstellungsschrein (der bis 1933 benutzt wurde) gezeigt und in der Heilig-Rock-Kapelle im Altar des Ostchores aufbewahrt. (Quelle: Bistum Trier)

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