Geschichte Vom Sündenbock und dem guten Rutsch
Konz · Eine Ausstellung über jüdisches Leben in der Region Trier ist bis Mitte April in der Konzer Pfarrkirche St. Nikolaus zu sehen.
Judentum und Christentum haben in Trier und Umgebung eine Geschichte mit vielen Nuancen und Facetten. Beispielsweise war Karl Marx, der berühmteste Sohn Triers, Jude. Er konvertierte aber zum Christentum, um seinen Beruf als Anwalt ausüben zu können. Doch die Ausstellung Jüdisches Trier, die ab sofort in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Konz zu sehen ist, zeigt mehr aus dem jüdischen Leben in der Region als nur den Blick auf ein paar „Promis” und ihr Verhältnis zum Judentum.
Bei der Betrachtung und der Lektüre der Texte und Bilder auf den 13 Stelltafeln erfährt man, dass gerade im 19. Jahrhundert das jüdische Leben in Trier ausgesprochen rege war, dass aber zu allen Zeiten Juden auch im Fokus standen, wenn es galt, einen Sündenbock für Probleme zu finden. Woher der Begriff „Sündenbock“ kommt, erklärte Peter Szemere, der auch Führungen für Schulklassen anbietetet, in seinem anekdotenreichen Vortrag über die Ausstellung ebenfalls.
Einen größeren Raum nehmen die Erläuterungen der jüdischen Feste ein. Beispielsweise hat das jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schana seine Spuren im Alltag hinterlassen. Der sprichwörtliche „Gute Rutsch“, den man sich an Silvester wünscht, basiert auf einer sprachlichen Verfremdung des Rosch ha-Schana.
Die Ausstellung hat ganz bewusst darauf verzichtet, den Holocaust und die Judenverfolgung während der Nazizeit in den Mittelpunkt zu stellen. Natürlich wäre die jüdische Geschichte in Trier unvollständig ohne entsprechende Verweise. „Aber uns war wichtig, die Gesamtheit von 2000 Jahren jüdischen Lebens in Trier darzustellen“, sagt Ralf Kotschka, Kurator der Ausstellung. Das jüdische Leben habe oft sehr abgeschottet und im Verborgenen stattgefunden. Das wolle man ändern, indem man die Religion und das jüdische Leben in die Gesellschaft tragen möchte.
Neben den Stelltafeln gibt es noch eine Medienstation mit Videos und Interviews zur Vertiefung der vielfältigen Informationen.
Die Ausstellung richtet sich nicht nur an Kirchenbesucher und Interessierte, die während der normalen Öffnungszeiten den Weg in die Pfarrkirche St. Nikolaus suchen, sondern speziell auch an Schulklassen.