Von betenden Brüdern und zerstörerischen Bomben

HERMESKEIL. An einem Ort der Stille, Einkehr und Besinnung wird am Sonntag ein großes Jubiläum gefeiert. Vor 75 Jahren haben die Franziskaner in Hermeskeil ihr neues Kloster und die Kirche "Zum Heiligen Geist" errichtet. Der TV beleuchtet die Geschichte des Konvents, die viel Licht, aber auch einige düstere Momente aufweist.

Als 21. in der Reihe der Klosteroberen hat der amtierende Guardian des Hermeskeiler Franziskanerklosters Bruder Joachim Becker unter anderem eine wichtige Aufgabe: Der Leiter der Gemeinschaft wird die Chronik des Konvents weiterschreiben, das - wenn der Orden im Winter seine Präsenz in Remagen beendet - unter den 50 Franzikanerklostern in Deutschland das einzige im Bistum Trier sein wird. Diese Chronik reicht weit zurück, beginnt aber nicht erst 1931, wie die Jubiläumsfeier am Sonntag vermuten lässt. Deren Anlass ist vielmehr die Errichtung des neuen Klosters und der Kirche zum Heiligen Geist vor 75 Jahren.Neuanfang auf "Frau Holle"

In den Hochwald waren die Franziskaner aber schon früher gekommen. Eng verbunden sind diese Anfangstage mit Pater Engelbert Michels, der auch als der "Stölpe Pater" bekannt ist. Wie die Chronik zu berichten weiß, fungierte der aus Metz in seinen Heimatort zurückgekehrte Franziskaner seit 1918 als Hausgeistlicher im Hermeskeiler St. Josef-Krankenhauses. Mit Hilfe des damaligen Dechanten Wilhelm Greff gelang es ihm vier Jahre später, die Niederlassung seines Ordens in Hermeskeil zu bewirken. Im Frühjahr 1922 machten sich nämlich drei Franziskaner-Patres aus Fulda auf den Weg nach Hermeskeil, um dort und in den umliegenden Kapellengemeinden die Seelsorge und den Beichtdienst zu übernehmen. Ihr klösterliches Leben konnten sie sich zuächst aber nur sehr notdürftig einrichten. Im Mühlenweg bezogen sie ein Bauernhaus, dessen Stall und Scheune sie - von der Bevölkerung tatkräftig unterstützt - zu einer kleinen Kapelle umbauten. Dieses "alte Klösterchen" ist noch heute vielen Hermeskeilern ein Begriff. Doch dieser Standort konnte nur eine Zwischenlösung sein, und so wurde schon bald über einen Neubau nachgedacht. Er begann 1930 auf einem Ackerfeld auf der kleinen Anhöhe mit dem Flurnamen "Frau Holle". Ein Jahr später war der vom Düsseldorfer Architekten Clemens Holzmeister entworfene zweifügelige Klosterbau mit Innenhof und Kirche fertig, so dass die Brüder im Oktober 1931 feierlich Einzug in ihr neues Heim halten konnten. Kennzeichen blieben aber auch in dieser neuen Umgebung, dass die Brüder nicht weltabgeschieden lebten, sondern den Zugang zu den Gläubigen suchten, sich um die Seelsorge kümmerten und Pfarrvertretungen übernahmen. Dabei reichte das Einsatzgebiet der Patres damals bis weit ins Saarland oder das Moseltal hinein. Einen schweren Einschnitt erlebte das Franziskanerkloster nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Die kirchenfeindlichen Nazi-Machthaber beschlagnahmten 1939 kurzerhand das Kloster, quartierten dort zunächst Soldaten ein und funktionierten es später zur Unterkunft für den weiblichen Reichsarbeitsdienst ein. In dieser Zeit musste ein Teil der Patres ins alte Klösterchen zurückkehren, zwei fanden im Krankenhaus, einer bei Privatleuten eine Bleibe. Allerdings durften die Brüder auch weiterhin Kirche und Sakristei benutzen. Lazarett für Schanzarbeiter

Im November 1944 ordnete die Gauleitung schließlich an, dass das Kloster als Lazarett für Schanzarbeiter genutzt wird. Nur wenig später kam es dann zur Katastrophe: Am 19. Dezember 1944 ging die Kirche bei einem Luftangriff amerikanischer Flugzeuge , die das Bahnhofsviertel bombardiert hatten, in Flammen auf und wurde völlig zerstört. Auch das Klostergebäude wurde stark beschädigt und stand fortan leer. Nur mühsam gelang nach Kriegsende der Wiederaufbau von Kirche und Kloster, der sich alles in allem über fast zwei Jahrzehnte hinzog. Allerdings war die Kirche bereits 1951 wieder so weit hergerichtet, dass in ihr Gottesdienst gehalten werden konnte und sie ihre bischöfliche Weihe erhielt. Fortan konnte sich das klösterliche Leben in ruhigeren Bahnen entfalten. Zu den weiteren wichtigen Stationen zählte 1983 der Ausbau des Kellers, in dem Gästezimmer eingerichtet wurden. Von 1988 bis 1996 war das Hermeskeiler Kloster das Noviziatshaus der Kölnschen Franziskanerprovinz. "Mittlerweile haben die Franziskaner aber nur noch ein gesamtdeutsches Noviziatshaus in Rheda-Wiedenbrück", erklärt Bruder Joachim Becker. Der letzte bedeutende Markstein war schließlich, dass das Kloster seit 1997 eines von bundesweit vier so genannten Mitlebehäusern ist. Will heißen: Männer und Frauen - Platz ist insgeamt für acht Personen - können in Hermeskeil eine Woche lang "an unserem franziskanischen Leben teilnehmen und mit uns beten, arbeiten und essen", wie Bruder Joachim betont.

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