Von Eseln und Weltveränderern

WAWERN. Das Streben des Menschen nach Veränderung und Fortschritt ist so alt wie die Menschheit. Welch seltsame Züge es manchmal annimmt, zeigt Hans Greis in seiner Satire "Wie die Esel die Welt verändern wollten".

 Hans Greis präsentiert sein neuestes Buch "Wie die Esel die Welt verändern wollten". Foto: Michael Hoff

Hans Greis präsentiert sein neuestes Buch "Wie die Esel die Welt verändern wollten". Foto: Michael Hoff

Krimi-Leser werden den Spannungsbogen vermissen. Hans Greis' "Kleine Geschichten aus dem Land der Esel" kombinieren Satire, Intellekt und tiefere Bedeutung. Sie spielen in einer fabelhaften Zeit, an einem fabelhaften Ort, mit dem fabelhaften Gedanken, die Welt zu verändern. Man erahnt das Ende der Geschichte

Weil die Esel erkannt haben, dass das Führen von Kriegen nicht ihre Probleme lösen kann, beschließen sie, alles anders zu machen und Vorbild für alle anderen Tiere zu sein. Sie stürzen die alte Ordnung und wählen einen neuen Präsidenten: Alkibiades (angespielt wird auf den Prototypen des Opportunisten, der seine Heimatstadt Athen aus Machtgier an die Spartaner verriet). Er soll sie in eine neue Zukunft führen. Wie diese aussehen wird? Man wird sich wundern. Wie die Geschichte endet? Man ahnt es. Hans Greis, Jahrgang 1944, ist in der Literatur-Szene kein Unbekannter, und seine Gesellschaftssatire ist nicht seine erste Veröffentlichung. Zusammen mit Erwin Otto gibt er seit 1992 die Literaturzeitschrift "Literamus Trier" heraus, sein erstes Buch "Luisa. Ein wundersamer Reisebericht" erschien 1990. Drei Jahre später folgte der Entwicklungsroman "Nilles: Außenseiter", der sich mit dem Schicksal eines Flakhelfers im Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt. Der begeisterte Hobbywinzer und Ortsbürgermeister von Wawern arbeitet seit 1969 als Lehrer an der Hauptschule in Saarburg. Die Idee, eine Satire zu schreiben, kam ihm vor zwei Jahren eher durch Zufall. Auf der Suche nach gesellschaftskritischen Texten für seine Zeitschrift konnte er niemanden finden, der sich an das Thema heranwagte. Darauf beschloss er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Das Schreiben der "Kleinen Geschichten" verselbstständigte sich im Laufe der Zeit mehr und mehr, und es wuchs ein knapp 120 Seiten starkes Werk heran. "Wie die Esel die Welt verändern wollten" erzählt in 49 Episoden von dem Streben der Esel, ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben und dem Versuch, dabei sich selbst zu finden. Die Geschichten changieren zwischen Schwank und Satire, zwischen Fabel und Märchen. Greis bedient sich einer dem Genre angemessen einfachen Ausdrucksweise, die aber niemals durch sprachliche Schlichtheit auffällt. Sein Sprachbewußtsein ist niemals vordergründig und es lohnt sich, den Scharfsinn zwischen den Zeilen zu suchen. Anspielungen auf die Gegenwartspolitik lassen sich oftmals vermuten, die Exempel aus dem Leben der Esel bleiben jedoch so allgemeingültig, dass sich in der Geschichtsschreibung zahlreiche Parallelen finden ließen. Die Feldzüge der kriegslustigen Wölfe zum Beispiel bringt man leicht mit der Herrschaft der Nationalsozialisten in Verbindung, sie erinnern aber ebenso an die napoleonischen Kriege oder den US-amerikanischen Imperialismus. Es geht Greis nicht darum, aktuelle Ereignisse beim Namen zu nennen, sondern die Schwächen und Konflikte menschlichen Handelns aufzudecken. Wie unlogisch und paradox dies manchmal erscheint, führt er am Beispiel der Esel vor. "Wie die Esel die Welt verändern wollten. Gesellschaftskritisch-satirische Texte" mit Illustrationen von Danny Green ist 2006 im Wissenschaftlichen Verlag Trier erschienen.

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