Von Leidenschaft, die aus Geysiren gespeist wird

Wiltingen/Ockfen · Die Winzer Markus Molitor und Roman Niewodniczanski haben die einst weltberühmte Saarweinlage Ockfener Geisberg 50 Besitzern abgekauft und rekultiviert. Mit einem Fest in Wiltingen haben sie sich bei den Altbesitzern und politisch Verantwortlichen bedankt.

 Roman Niewodniczanski hält die Steine, die die geologische Besonderheit des Ockfener Geisbergs ausmachen, in Händen: Quarzit und Porphyr. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Roman Niewodniczanski hält die Steine, die die geologische Besonderheit des Ockfener Geisbergs ausmachen, in Händen: Quarzit und Porphyr. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"

Wiltingen/Ockfen. Dies ist kein Bericht über einen Weinberg oder seine Geschichte oder über das große Fest, mit dem die "Wiederauferstehung" eines der einst gefragtesten Weine der Welt gefeiert wurde, nein, dies ist eine Geschichte über Leidenschaft und Tradition. Über die Leidenschaft zweier Winzerfamilien, für die nächsten Generationen etwas Bleibendes zu schaffen und über die Bewahrung und Begründung der Tradition weltberühmter Saar-Rieslinge.
Jeder, der beim Geisbergfest zu Gast im Weingut Van Volxem im Schatten des über 100 Jahre alten Wiltinger Doms war, hat diese Leidenschaft und das Herzblut gespürt, mit dem dort gearbeitet wird. Ebenfalls vor knapp über 100 Jahren gehörten die Weine aus dem Ockfener Geisberg zu den teuersten Lagen der Welt, teurer gar als die traditionsreichen (und heute zu Mondpreisen gehandelten) roten Bordeaux-Chateaux. Im Laufe der Jahrzehnte verödete der über 14 Hektar große Weinberg zunehmend, der Anbau lohnte sich für die vielen Parzellen-Besitzer nicht mehr (der TV berichtete).
Bis Roman Niewodniczanski von Van Volxem und Markus Molitor aus Bernkastel Anfang des Jahres 2015 auf den Plan traten und innerhalb kürzester Zeit Nägel mit Köpfen machten. Sie erwarben den kompletten Weinberg zu einem großzügigen Kurs von mehr als 50 Altbesitzern und rodeten die Bäume und Büsche in den Drieschen.
Die beiden befreundeten Inhaber der (mit bisher über 70 Hektar Rebfläche) größten Weingüter an Mosel und Saar haben schon länger über eine intensivere Zusammenarbeit nachgedacht: "Wir wollen jetzt gemeinsam eine große Tradition wiederbeleben und Werte für die Zukunft schaffen." Wirtschaftlich entscheidend sei, dass die zusammenhängende Gesamtfläche durch neuartige Maschinen effizient bewirtschaftet werden kann. Ökologischer und nachhaltiger Weinbau sind beiden Winzern - auch hier mit Blick auf kommende Generationen - wichtig. "Das mache ich für meine zukünftigen Enkel", sagt Niewodniczanski und lacht.
Das gemeinsame Fest im idyllischen Garten von Van Volxem in Wiltingen diene auch dazu, aufgetretene Irritationen bei Politik, Jägern und Altbesitzern auszuräumen. Bei Livemusik, Wein und gutem Essen entwickelten sich viele klärende Gespräche, am Ende des langen Tages spiegelte sich Zufriedenheit in allen Gesichtern. Unisono erklärten Altbesitzer und Kommunalpolitiker, dass sie das prestigeträchtige und auf die ganze Saar-Region ausstrahlende Projekt vorbehaltlos unterstützten.
Besonders dankt Niewodniczanski seinem Betriebsleiter Dominik Völk, der "hat die ganze Arbeit gemacht" und dem Ockfener Ortsbürgermeister Gerd Benzmüller, der ihm viele Türen geöffnet und unermüdlich am Geisberg-Projekt geschafft habe. Der Name Geisberg, so belegen es historische Quellen, kommt vom Wort Geysir, sprudelnden Quellen, die den Wasserreichtum der Lage begründen. Das und der Boden vulkanischen Ursprungs, eine Mischung aus mineralischem Hunsrück-Quarzit und Porphyr mache im Wesentlichen die Qualität der Lage aus.
Der Porphyr sei dafür verantwortlich, dass die Säuren filigran blieben und nicht zu sauer schmecken, erklären die Winzer. Eine gute Voraussetzung also, dass sie ihre Vision verwirklichen können, den Ockfener Geisberg über die nächsten Jahrzehnte wieder zur Toplage zu entwickeln. "Das wird die Essenz des Saar-Weines, mineralisch, bekömmlich und aromatisch, bei niedrigem Alkohol", sagen Molitor und sein Freund Niewo. Die Wein-Nasen sind zurecht gespannt, in einigen Jahren wissen sie mehr. DT

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