Von Oberemmel in die weite Welt

Endlose Strände, wunderschöne Landschaften, heiße Samba-Rhythmen - und mittendrin ein Oberemmeler: Seit vier Jahren arbeitet Friedrich Prot von Kunow als deutscher Botschafter in der brailianischen Hauptstadt Brasília.

 Friedrich Prot von Kunow aus Oberemmel leitet die deutsche Botschaft in Brasilien. Foto: privat

Friedrich Prot von Kunow aus Oberemmel leitet die deutsche Botschaft in Brasilien. Foto: privat

Oberemmel/Brasília. Moselwein ist in Brasilien hoch im Kurs. Das spricht natürlich in erster Linie für die Qualität des hiesigen Weins. Vielleicht liegt es aber auch zum Teil an ihm: Friedrich Prot von Kunow, dem deutschen Botschafter in Brasília. Schließlich ist der ranghöchste Mann in der deutschen Botschaft in Brasilien Kind einer Winzerfamilie aus der Moselregion: In Oberemmel hat der 64-jährige Diplomat seine Kindheit verbracht, fast wäre er selbst Winzer geworden. Häufiges Umziehen und viele Reisen

Wäre da nicht sein vier Jahre jüngerer Bruder Eberhard gewesen, der heute das Weingut Hövel in Oberemmel leitet. "Aus Gründen, die ich auch nicht genau weiß, war es in unserer Familie von vornherein klar, dass mein Bruder Winzer würde und ich einen anderen Beruf ergreifen sollte", sagt Friedrich Prot von Kunow heute.Ein anderer Beruf, weit weg vom Weinbau - wohl niemand in von Kunows Familie hätte daran gedacht, dass ihn seine Arbeit mal durch fast alle Teile der Erde und bis zur höchsten Stufe des diplomatischen Dienstes führen würde. Doch das war Friedrich Prot von Kunow wohl selbst nicht klar, als er sich für ein Jura-Studium entschied: "Solche Berufsentscheidungen sind einfach oft von Zufällen abhängig." Freunde brachten ihn auf die Idee, sich beim Auswärtigen Dienst zu bewerben. Die Herausforderung, die schwierige Aufnahmeprüfung zu meistern, reizte ihn. Er setzte sich durch und stand damit vor der nächsten Frage: "Ich habe mich damals ernsthaft mit meiner Frau besprochen, ob ich diesen Beruf ergreifen sollte", erinnert sich von Kunow, "denn das ist klar: Die ganze Familie ist von dieser Entscheidung betroffen."Auswärtiger Dienst, das bedeutete häufiges Umziehen und viele Reisen. "Man sollte sich im Vorfeld schon darüber klar sein, ob man das sein Berufsleben lang machen möchte." Bedauert haben seine Frau und er die Berufswahl aber nie. Seine drei zwischen 27 und 32 Jahre alten Kinder haben Friedrich Prot von Kunow jahrelang begleitet, jetzt aber führen sie ihr eigenes Leben - in Luxemburg, Köln und Berlin. Währenddessen hat ihr Vater als Leiter der deutschen Botschaft in Brasilien 60 Mitarbeiter unter sich, vertritt Deutschland nach außen, reist viel im Land herum und macht Reklame für seine Heimat. "Zu den schönsten Aufgaben dabei gehört natürlich die Werbung für den deutschen Wein", sagt von Kunow und zeigt damit, dass er seine familiären Wurzeln nicht vergessen hat. Bundespräsident Horst Köhler war schon bei ihm zu Gast, Kanzlerin Angela Merkel und Umweltminister Sigmar Gabriel werden noch kommen. Besonders gefreut aber habe er sich über einen Besuch des Trierer CDU-Bundestagsabgeordneten Bernhard Kaster. Besuch aus der Heimat - ein bisschen Heimweh, das hat von Kunow nämlich schon ab und zu: "Ich vermisse die Freunde, unsere wunderschöne Landschaft und das Ambiente, das dort herrscht."Jedes Jahr im September kommt der Diplomat nach Deutschland - "dies nutze ich regelmäßig, um nach Oberemmel zu kommen und zumindest eine Woche bei meinem Bruder und dessen Familie zu verbringen". Und um das ein oder andere Weinfest mitzumachen. Doch wer weiß, vielleicht hat Friedrich Prot von Kunow dazu künftig öfter Gelegenheit: Im nächsten Jahr beginnt für den Oberemmeler der Ruhestand - möglicherweise ja dann in der Moselregion. Extra Lebenslauf Friedrich Prot von Kunow wurde 1944 im brandenburgischen Guben geboren. 1948 zog er mit seinen Eltern und seinem Bruder nach Oberemmel, ging dort zur Volksschule und besuchte danach bis zum Abitur 1964 das Gymnasium in Saarburg. Nach dem Wehrdienst studierte er bis 1970 in Göttingen und Bonn Jura und absolvierte von 1970 bis 1974 seine Referendarzeit am Oberlandesgericht in Koblenz. Anschließend trat er in den Auswärtigen Dienst ein. Stationen seiner Arbeit waren unter anderem São Paulo (Brasilien), Harare (Simbabwe) und Paris. Seit dem 28. September 2004 ist von Kunow als deutscher Botschafter in der brasilianischen Hauptstadt Brasília tätig. (neb)

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