Von Sommerpause keine Spur

TRIER. Die Themen "Feuerwehr" und "Windkraft" sorgten im Verbandsgemeinderat Trier-Land für Turbulenzen. Die Konsequenz: Am 30. Juli wird es eine Sondersitzung geben.

Es war eine denkwürdige Sitzung, die der Verbandsgemeinderat Trier-Land am Mittwoch absolvierte. Für Trier-Land-Verhältnisse war sie überaus turbulent. Die Gipfel der Turbulenzen: Es dauerte fast eine Stunde, bis der erste richtige Tagesordnungspunkt angepackt wurde. Der VG-Rat wird am 30. Juli zu einer Sondersitzung zusammen kommen. Kurz vor 22.30 Uhr war der Rat für einige Minuten beschlussunfähig, weil sich der sowieso schlecht gefüllte Saal im Laufe des Abends immer mehr leerte. Irmgard Fürst spricht von Erpressung

Doch der Reihe nach: Es klang wie eine Formalität, als Bürgermeister Wolfgang Reiland beantragte, das Thema "Feuerwehrgerätehaus Schleidweiler" zusätzlich auf die Tagesordnung zu setzen. Der Grund dafür war eigentlich erfreulich. Die Arbeiten an dem Gebäude kommen so gut voran, dass früher als geplant mit dem Endausbau begonnen werden könnte. Die 85 000 Euro, die für 2004 eingeplant waren, müssten früher abgerufen werden. Die Arbeiten an dem Gebäude laufen größtenteils in Eigeninitiative der Wehrleute. "Es ist nicht akzeptabel, dass dieses Thema so kurzfristig auf die Tagesordnung kommt", erwiderte Irmgard Fürst (SPD). Ihre Fraktion sei nicht bereit, in der Sitzung eine Entscheidung zu treffen. Die Appelle der anderen Fraktionen ("Sie sind in der Verantwortung. Zeigen sie Vernunft. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten. Das Ehrenamt der Feuerwehr wird mit Füssen getreten.") nutzten nichts. "Wenn wir jetzt nichts machen, werden Mehrkosten entstehen, denn wir müssen das Gebäude winterfest machen", sagte Bürgermeister Reiland. "Das ist Erpressung", erwiderte Irmgard Fürst. Eine Zweidrittel-Mehrheit wäre nötig gewesen, um das Thema auf die Tagesordnung zu hieven. Sie kam nicht zustande. Stattdessen beantragte Karl-Heinrich Orth (CDU) eine Dringlichkeitssitzung. Eine Formalität schien auch die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes der VG zum Thema "Windkraft" zu werden. Alle Einwände und Anregungen, die einen Beschluss nötig machten, gingen zügig über die Bühne - bis die Rede auf die geplante Windkraftanlage in Ralingen, Gemarkungen Godendorf und Edingen, kam. Dort sollen, so der Wunsch der Gemeinde, sechs Windräder Platz finden. Dagegen haben aber mehrere Fachbehörden etwas. Das Hauptargument: "Bei diesem Bereich, der vom Landesamt für Geologie und Bergbau bei der Fortschreibung des Regionalen Freiraumkonzeptes der Planungsgemeinschaft Region Trier zur Ausweisung als Vorranggebiet zur Rohstoffsicherung gemeldet worden ist, handelt es sich um eine von zwei Rohstoffsicherungsflächen in Rheinland-Pfalz, die den Rohstoff Gips/Anhydrit ausweist. Dabei handelt es sich um einen nicht ersetzbaren Abbinderegler in der Zementproduktion." "Das ist traurig und nicht nachvollziehbar", eröffnete Klaus Schneider (FWG) eine emotionale Diskussion. "Die Rohstoffsicherungsanlagen sind beantragt, aber noch nicht ausgewiesen", äußerte Oswald Disch, CDU-Ratsherr und Ralinger Ortsbürgermeister, sein Unverständnis. Auf der Gemarkung Eisenach, nur 200 Meter weiter, sei Windkraft möglich, in seiner Gemeinde nicht. "Das ist nicht nachvollziehbar. Das Firmengelände wird auch in 100 Jahren nicht das geplante Windpark-Gelände erreichen", sagte Disch und fuhr schweres Geschütz auf. Der Gemeinderat habe einen Kalksandsteinbruch verhindert. "Darauf haben die Betreiber gesagt, dann kriegt ihr auch keine Windkraft", erläuterte er. Orth und Hoellen halten Ralinger Fahne hoch

"Wir brauchen den endgültig abgewogenen Plan, sonst haben wir Wildwuchs", sagte Bürgermeister Reiland. Er sieht keine Chance, die Forderungen der Fachbehörden (Kreisverwaltung, Geologisches Landesamt etc.) abzubiegen. Auch Peter Schuster, Ortsbürgermeister von Trierweiler, drängt auf eine Entscheidung. Die Gemeinden müssten schnell wissen, wo Windkraftnutzung möglich ist. Karl-Heinrich Orth hielt die Ralinger Fahne hoch: "Es wird einem die Pistole auf die Brust gedrückt. Diesen Zeitdruck mache ich nicht mit." Als ihm Thomas Hoellen (SPD) mit den Worten "wir müssten eigentlich ablehnen" zur Seite sprang, war klar, dass an diesem Abend keine Entscheidung möglich war. Sie soll am 30. Juli fallen.

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