Von Treibern, Trompetern und toten Tieren

ZÜSCH/THIERGARTEN. Wenn die Mosel für Wein steht, dann steht der Hochwald – nomen est omen – für viel Wald, viel Wild und damit für ein besonders attraktives Revier für all diejenigen, die in ihrer Freizeit gerne Waidmanns Heil suchen. Der TV ist mit auf die Pirsch gegangen und hat eine große Treibjagd im Staatswald Züsch-Thiergarten begleitet.

Seit mehreren Stunden kämpft sich die Gruppe um Jagdleiter Bernhard Buss mittenmang durch das Dickicht. "Hopp, hopp", so rufen die Treiber in den Wald hinein. Damit spornen sie nicht nur ihre Hunde an, auf deren Fell schon der Schweiß glänzt. Weil untereinander kein Sichtkontakt besteht, dienen die Rufe auch als Anhaltspunkt, damit die Treiber eine lange Kette bilden und auf einer Linie das Gebiet absuchen. So soll den Schützen, die auf den Ständen der Tiere harren, die da kommen, das Wild praktisch in die Arme getrieben werden. Zwar haben die Hunde schon einige Male angeschlagen. Auch sind die Treiber bereits auf frische Losungen, also die Hinterlassenschaften von Wildschweinen, gestoßen - die "wie Maggi riechen", wie Georg Haupert, Revierförster in Thiergarten, weiß. Bis dato hat die Gruppe jedoch noch kein scheues Waldtier aufscheuchen können, das einem Jäger vor die Büchse geraten wäre. Doch da, lautes Gebell, Geraschel im Gebüsch, und plötzlich springt direkt vor den Augen der Treiber ein großer Hirsch aus der Deckung. Kurz darauf fällt in einiger Entfernung ein Schuss. Doch zunächst ein Blick zurück. Begonnen hat die Bewegungsjagd am frühen Morgen auf dem Rastplatz "Fraubachtal" bei Züsch. Insgesamt 120 Männer und Frauen haben sich dort versammelt. Die Waidmänner kommen aus ganz Deutschland, und auch eine größere Gruppe niederländischer Jäger ist mit von der Partie. "Treibjagden gibt es bei uns nicht mehr. Deshalb ist das hier für uns besonders interessant", sagt Paul de Koning, der zum zweiten Mal im Hochwald auf die Pirsch geht. Zunächst gibt Buss jedoch klare Verhaltensregeln vor. Er erklärt, dass nicht alle Tiere erlegt werden dürfen, und betont: "Achten Sie auf einen guten Schuss und brechen Sie das Tier an Ort und Stelle auf. Sonst können wir das Wild nicht verkaufen." Dann wird mit Jagdhörnern zum Halali geblasen, 80 Jäger brechen auf, um auf ihren Ständen Platz zu nehmen. Der Rest wird auf sechs Treibergruppen aufgeteilt. Erst sechs Stunden später treffen sich alle in der Nähe des Sandkopfs am "Fuchsbau" wieder. Dort wird Strecke gelegt, wie es im Fachjargon heißt. Sprich: Sämtliche erlegten Tiere werden auf einer Wiese aufgereiht und von den Waidmännern begutachtet. Fünf Stück Rotwild, elf Rehe, zwei Wildschweine und drei Füchse sind es an diesem Tag. Klar also, dass längst nicht alle Waidmanns Heil hatten. Also Enttäuschung? "Nein", versichert Sascha Traut aus Nockenthal. "Ich habe zwar noch nicht mal eine Bewegung gesehen. Langweilig ist es aber trotzdem nicht gewesen. Man hat ja immer diese innere Spannung." Den größten Grund, zufrieden zu sein, hat an diesem Tag ein junger Mann aus Stuttgart. "Heute hat es sich richtig gelohnt", freut sich Martin Kinne, der das erste Rotwild in seinem Jägerleben geschossen hat. Das Geweih eines Achtender-Hirschs darf er als Trophäe mit nach Hause nehmen. Und darf sich dabei auch bei den Treibern um Buss bedanken, die ihm das Tier praktisch auf dem Silbertablett serviert hatten.

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