Von Verona geht's nach Pisa

SCHWEICH. Sie trauen sich zu sagen, was die Frau denkt: Ob Terrorismus, Embryonenforschung, Wahlen und andere große oder kleine alltägliche Katastrophen. Fünf exzellente Protagonistinnen spielten sich am Weltfrauentag den eigenen und den Frust der Zuschauer von Leib und Seele.

 Als "Verona-Frau" mit neuem Haar und rundem Po sorgt Gisela Walter (Mitte) für Vergnügen. Flankiert wird sie von Silke Müller (links) und Birgit Schöndorf.Foto: Katja Krämer

Als "Verona-Frau" mit neuem Haar und rundem Po sorgt Gisela Walter (Mitte) für Vergnügen. Flankiert wird sie von Silke Müller (links) und Birgit Schöndorf.Foto: Katja Krämer

Gerda(Ursula Pfeiffer-Amslinger) versteht die Welt nicht mehr: BeimEinkaufen trifft sie ihre Bekannte, die 57-jährige Hedwig (HeidiHennen). Und die ist hochschwanger. Damit nicht genug. DassHedwig das Kind für ihre Tochter Sabrina austrägt, verschlägtsogar Klatschweib Gerda die Sprache. Im Gespräch, in tiefstes saarländisches Platt vertieft, schreit Hedwig plötzlich auf: Das Ungeborene soll vor der Geburt nur mit Hochdeutsch und geballtem Weltwissen stimuliert werden. "Das Kind, das Samantha heißen wird, darf auf keinen Fall so werden wie die deutschen Schüler, die doch so viel dümmer sind als alle anderen da draußen", verkündet Hedwig dem amüsierten Publikum.

Szenenwechsel: Durch unentwegte Förderung vor und nach der Geburt und mehrsprachige Erziehung vor dem Abstillen ist die mittlerweile neunjährige Samantha als Intelligenzwunder zu Gast in einer Fernsehshow. Bald steht das Abitur an - noch vor dem Einsetzen der Geschlechtsreife, die einen Leistungsabfall mit sich bringt. "Nur so lässt sich die schiefe Turmstudie wieder korrigieren", weiß Hedwig. Glaubhaft spielt Gisela Walter das Schulmädchen im Faltenrock und weißem Blüschen: Während das hochintelligente Mädchen der Fernsehmoderatorin (Silke Müller) geballtes Wissen wie ein programmierter Computer präsentiert, wechselt die ewig lächelnde Übermutti der Neunjährigen die Windel und reicht zwischendurch das Fläschchen. Ebenso gekonnt wie die fünf Powerfrauen die gött(e)liche Bildungspolitik und die Embryonenforschung unter die Lupe nehmen, singen und erzählen sie von Frauenschicksalen vor, während und nach den Wechseljahren. Ein Song über Frauen, die stets Verantwortung tragen für das ganze Leid der Welt, vergnügt das Publikum gleichermaßen wie das Lied "Schuld daran sind nur die Gene".

Heidi Hennen brilliert. Als Redner des "Bündnis Wohlsein die Blauen" rät sie, als volltrunkene, den Alkohol verherrlichende Figur, zu spirituosem Empfinden. Ihr Ratschlag für die Grünen: Bevor sie ganz rot werden, doch lieber blau zu werden. Aus dem Leben gegriffen sind die wortwitzigen Szenen, die sich im zwölften Stück des Homburger Frauenkabaretts zwei Stunden lang unterhaltsam aneinander reihen.

"Terrorismus ist die Gefahr, und der schlimmste Terrorist ist der Körper", singen die fünf Powerfrauen. "Mach ihn fertig mit Problemzonen-Spezialisten vom Nasen- bis zum Wadenbein, dann wird endlich Frieden sein."

Geschichten über Männer und Schonheits-Chirurgen

Ob Schönheits-Chirurgen, Politiker, Männer oder "Verona-Frauen": Gekonnt rückt ihnen die Kabarettgruppe mit dem selbst geschriebenen Programm zu Leibe. "Verona-Frauen sind nämlich Vorlage und nicht Unterlage", gibt Birgit Schöndorf zu Bedenken. Sie geht nur mit Männern aus, die bei der Frage, ob sie Verona kennen, an Oberitalien denken - seit zwei Jahren ging sie nicht mehr aus.

"Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist im Alltag und im Berufsleben immer noch nicht umgesetzt", sagt Edith van Eijck, Veranstalterin und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) im Kreis Trier-Saarburg. "Wir wollen auf unterhaltsame Art und Weise Anregungen geben." 200 überwiegend hoch erfreute Frauen und 50 mutige Männer entließen das Quintett nicht ohne Zugabe von der Bühne.

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