Vor allem Frauen stehen oft am Abgrund

Saarburg · Von der Arbeit leben können, ordentlich versichert sein und später einmal eine ausreichende Rente beziehen - für immer mehr Menschen bleiben diese Ziele Wunschtraum. Die Arbeiterwohlfahrt des Kreises Trier-Saarburg macht in der Volksbank in Saarburg auf diesen sozialen Sprengstoff aufmerksam.

 Das Problem Armut im Alter wird immer drängender, wissen Beate Lauer von der Volksbank, Edith van Eijck und Hans-Georg Götze von der Arbeiterwohlfahrt (von links). TV-Foto: Herbert Thormeyer

Das Problem Armut im Alter wird immer drängender, wissen Beate Lauer von der Volksbank, Edith van Eijck und Hans-Georg Götze von der Arbeiterwohlfahrt (von links). TV-Foto: Herbert Thormeyer

Saarburg. Gerade ist wieder ein Rekord des Exportlandes Deutschland zu vermelden: Waren im Wert von einer Billion Euro sind im vergangenen Jahr ausgeführt worden. Von diesem Boom merken jedoch immer weniger Menschen etwas. Darauf macht die Arbeiterwohlfahrt (Awo) des Landkreises Trier- Saarburg in einer Ausstellung in der Schalterhalle der Volksbank Saarburg aufmerksam.
Noch bis zum 29. Februar werden hier die Gefahren von Alterarmut, Pflege- und Hilfsbedürftigkeit bei nicht ausreichendem Einkommen und Rentenansprüchen offen angesprochen. "Wir können unseren Kunden nur dringend raten, sich frühzeitig gegen Altersarmut abzusichern", sagt die Teamleiterin des Geldinstituts, Beate Lauer. Die Organisation der Bank als Genossenschaft verpflichte, darauf immer wieder hinzuweisen.
"Gerade Frauen sind von Altersarmut bedroht", bedauert der Awo-Kreisvorsitzende, Hans- Georg Götze. "Mit Mini-Einkommen können keine Rentenansprüche aufgebaut werden. Bereits 200 000 Frauen arbeiten in Rheinland-Pfalz auf 400-Euro- Basis und stehen damit am finanziellen Abgrund", fügt er hinzu. Das führe zu immer mehr Unterstützung durch den Staat und Subventionierung von Firmen, die Minilöhne zahlen.
Dass es auch anders geht, zeigen die Niederlande. "Dort hat ein Ehepaar eine Mindestrente von 1400 Euro und einen Mindestlohn von fast neun Euro", weiß Götze. Das sei doch ein Staat, der vergleichbar strukturiert ist wie Deutschland. "Warum geht das nicht bei uns?", fragt der Kreisvorsitzende. Hierzulande könne es passieren, dass eine Frau 45 Jahre arbeitet und am Ende einen Rentenanspruch auf Armutsniveau hat.
Wenn der Ehemann als Versorger ausfällt, bekommt die Witwe 55 Prozent als Rente. "Das bezieht sich jedoch auf den Anspruch zum Zeitpunkt des Todes", macht die Stellvertretende Vorsitzende des Awo-Ortsvereins in Saarburg, Edith van Eijck, klar. Immer mehr Menschen fallen aus der Mittelschicht in die Bedürftigkeit. Van Eijck fordert: "Wenn Deutschland ein Sozialstaat ist, dann muss der Gesetzgeber für gerechte Löhne sorgen und die 400-Euro-Jobs abschaffen."
Auch mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau sei es im Sozialbereich nicht weit her. Die Awo hilft mit der Empfehlung weiterführender Beratungsangebote und bei Behördengängen, so gut sie kann. Doch fortschreitende Demenz als Volkskrankheit und Vergreisung der Bevölkerung werden das Problem für die gesamte Gesellschaft weiter verschärfen.
"Wir werden das Thema 2012 am Kochen halten", gibt sich Awo-Kreisvorsitzender Götze kämpferisch. Die Awo wird verstärkt mit Info-Ständen an die Öffentlichkeit gehen und plant eine Veranstaltung, damit die Altersarmut als Problem ins Bewusstsein gerückt wird. doth

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