Vor dem Einstieg in den Umstieg?

Das Projekt "Bioenergiedorf Grimburg" nimmt konkrete Gestalt an. Die Pfalzwerke wollen vier Millionen Euro investieren, um den Hochwaldort mit erneuerbarer Energie zu versorgen und dort ein Nahwärmenetz zu installieren. Bei einer Einwohnerversammlung stießen die Pläne jedoch auf ein geteiltes Echo.

 Auf dem Weg zum Bioenergiedorf? In Grimburg wird derzeit kontrovers über das Projekt diskutiert. TV-Foto: Axel Munsteiner

Auf dem Weg zum Bioenergiedorf? In Grimburg wird derzeit kontrovers über das Projekt diskutiert. TV-Foto: Axel Munsteiner

Grimburg. Das Stimmungsbild im voll besetzten Bürgerhaus war uneinheitlich: Zwischen den Polen "Das ist eine große Chance, die es in den letzten 100 Jahren nicht gab" (Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber) und "Wahnsinn, was man hier aufziehen will" (Heinz Paulus) bewegten sich bei der Einwohnerversammlung die Urteile, die über das seit 2005 geplante Projekt "Bioenergiedorf" gefällt wurden. Mit den Pfalzwerken ist ein Energiedienstleister gefunden, der vier Millionen Euro investieren will, um das gesamte Dorf mit einer "Zentralheizung", deren wichtigster Bestandteil eine neue Biogasanlage ist, auszustatten. An sie könnten 170 Wohneinheiten angeschlossen werden. Ausdrücklich betonte Pfalzwerke-Projektleiter Andreas Krebs: "Es gibt für die Bürger keinen Anschlusszwang. Das Risiko liegt nur bei uns. Wir sind aber fest überzeugt, dass die Zeit für uns arbeitet. Die Energiepreis-Entwicklung wird dazu führen, dass bald jeder merkt, dass auch für ihn der Umstieg auf die Versorgung mit Bioenergie die günstigere Variante ist". Auch Karl Keilen vom Mainzer Umweltministerium und FH-Professor Peter Heck vom Umwelt-Campus Birkenfeld warben vor über 80 Zuhörer dafür, dass sich die Grimburger unabhängig von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas, die in Zukunft noch viel teurer würden, machen sollten. Dass sich ein ganzes Dorf eigenständig mit Energie aus Biomasse versorgt, wäre bisher in Rheinland-Pfalz einmalig. Wer mitmachen wolle, müsse mit einer einmaligen Anschluss-Gebühr von 5000 Euro rechnen. Hinzu komme ein Grundpreis von 130 Euro monatlich und ein Betrag von 3,57 Cent pro verbrauchte Kilowattstunde, informierte Krebs über das Kostenangebot, das die Pfalzwerke den Grimburgern vorlegen wollen. Weber kündigte an, dass er zu erwartende Zuschüsse an die Gemeinde dafür verwenden wolle, die Anschluss-Gebühren zu halbieren. Mehrere Bürger standen dem Vorhaben aufgeschlossen gegenüber. So betonte Heinz Bonerz: "Ob ich mich anschließe, muss ich zwar noch durchrechnen. Hier wird aber eine Option angeboten, die man nicht verwerfen sollte." Auch Roderich Kiesswetter stellte die Frage in den Raum: "Warum machen wir das nicht?" Andererseits gab es aber auch mehrere kritische Stimmen: Alfons Lauer bemängelte, dass die Pfalzwerke keine Verträge mit Landwirten aus Grimburg oder den unmittelbaren Nachbarorten abgeschlossen haben und die geplante Biogasanlage somit nicht von Einheimischen beliefern wird. "Man verbläst also für den Transport tausende Liter Diesel. Von Klimaschutz kann man also nicht reden", pflichtete Paulus bei. Michael Wahlen betonte, dass er beim Angebot der Pfalzwerke "kein Einspar-Potenzial" sehe. Ein anderer Bürger äußerte die Befürchtung, dass man sich mit dem Anschluss einem "Monopolisten ausliefert und dann zahlen muss, was dieser verlangt."Am Ende der Diskussion stand so viel fest: Es gibt im Ort unterschiedliche Meinungen über das "Bioenergiedorf". Die Entscheidung, ob es kommt, muss der Gemeinderat am Donnerstag, 10. April, 19.30 Uhr, grundsätzlich fällen. Der Ausgang ist offen: Denn die CDU-Fraktion, die im Rat mit einer Stimme die Mehrheit besitzt, hat zuletzt ihre starken Bedenken, ja sogar Ablehnung gegen das Projekt geltend gemacht. Siehe Hintergrund, Seite 8.

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