Vortrag über die Regeln des Lernens

15 Gebote des Lernens hat Universitätsprofessor Peter Struck aus Hamburg aufgestellt. Wie es mit dem Begreifen besser geht und was die Hirnforschung dazu beitragen kann, beschrieb er in seinem Vortrag in Irsch. Doch das deutsche Schulsystem will so gar nicht dazu passen, wie Pisa- Studien schon oft bewiesen.

Irsch. (doth) Ein dünnes Heftchen hält Professor Peter Struck von der Universität in Hamburg seinen über 200 Zuhörern im Bürgerhaus Winzerkeller in Irsch mit der Feststellung entgegen: "Das ist der Lehrplan aus Finnland." Hätte er die deutsche Ausgabe mitgebracht, wäre ein Kleintransporter nötig gewesen.

Anne Ferner-Steuer vom Förderverein der Grundschule Irsch hatte den Kontakt zu dem renommierten Hochschullehrer geknüpft und ihn mit dem "Lernschwerpunkt Theater" neugierig gemacht. Schulleiterin Maja Brandscheit hörte die Worte des Professors gerne: "Theater spielen, das ist Lernen mit allen Sinnen. Besser geht's nicht."

42 000 Schulen gibt es in Deutschland. Nur 5000, davon die Hälfte Privatschulen, sind nach Strucks Ansicht leistungsfähig. Wie anders dort der Unterricht läuft, wurde in kleinen Filmen eingespielt. Verschiedene Jahrgänge lernen miteinander. Kinder sind immer beschäftigt, dürfen sich nach ihren Interessen aussuchen, was sie machen wollen. Lernen und Bewegung wechseln sich ab. Schüler bringen sich gegenseitig den Stoff bei. Kein Schüler wird gezwungen, stundenlang ruhig auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben. Ja sogar Kaugummi kauen soll die Hirntätigkeit anregen.

"Hirnforscher sagen, Kinder lernen bis zum 11. Lebensjahr am besten", erklärt der Professor. Die Grundschule sei daher ein Erfolgsmodell, das unbedingt ganztags und über zehn Jahre hinweg angeboten werden sollte, damit lernschwache Kinder nicht von leistungsfähigeren abgekoppelt werden.

Immer stärker klafft in den letzten Jahren die Leistungslücke zwischen Mädchen und Jungs auseinander. Struck hat dafür eine ganz einfache Erklärung: "Mädchen wollen Erwartungen erfüllen, Jungs mehr ausprobieren." Das deutsche Schulsystem gehe auf die Jungs nicht genügend ein.

In Studien hätten Hirnforscher festgestellt, dass durch bloßes Zuhören am wenigsten gelernt wird. Kommt ein Bild dazu, wird es schon besser. Spricht der Schüler den Lernstoff aus oder singt ihn sogar und bewegt sich dabei, ist der beste Erfolg gewährleistet.

Ganz wichtig ist für den Professor der gesunde Schlafrhythmus von Schülern. "Nicht in der Schule lernt das Hirn, sondern während es träumt." Das gab der Professor seinen Zuhörern auf den Weg: "Die leistungsfähigsten Schulen pfeifen auf den deutschen Lehrplan mit einzelnen Fächern. Sie vermitteln und fördern Selbstständigkeit, Teamfähigkeit, Erkundungs- und Handlungskompetenz mit vernetztem Denken und Kreativität." Extra Zur Person: Professor Peter Struck (67) hat Pädagogik, Biologie und Kriminologie studiert. Er war zehn Jahre Volks- und Realschullehrer und danach vier Jahre lang Schulgestalter in der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung in Hamburg. Seit 1979 hat er eine Professur für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter "Die 15 Gebote des Lernens - Schule nach Pisa". (doth)

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