Vorzeigeprojekt in Konz: Schülerinnen kümmern sich mit Arbeitsgemeinschaft einmal pro Woche um Senioren

Konz · 14 Schülerinnen der Realschule plus in Konz besuchen regelmäßig ältere Menschen im Seniorenhaus zur Buche. Von dem Vorzeigeprojekt der Konzer-Doktor-Bürgerstiftung und der Realschule plus sind alle Beteiligten begeistert.

 Zwischen Anni Mohr (links, 103) und Alina Moret (14, daneben) liegen 89 Jahre – das hindert sie nicht daran, zusammen Mensch ärgere Dich nicht zu spielen.

Zwischen Anni Mohr (links, 103) und Alina Moret (14, daneben) liegen 89 Jahre – das hindert sie nicht daran, zusammen Mensch ärgere Dich nicht zu spielen.

Foto: (h_ko )

Emely Steglich (16) unterhält sich mit Elisabeth Philippi (94), Alina Moret (14) spielt mit Anni Mohr (103) Mensch ärgere Dich nicht. Obwohl die beiden Seniorinnen 78 oder gar 89 Jahre älter als die Schülerin sind, verstehen sie sich mit ihnen. Die beiden Mädchen verbringen zusammen mit zwölf weiteren Schülerinnen der Realschule plus in Konz ihre Montagnachmittage im Seniorenhaus zur Buche.Spazieren, backen, spielen


Aus der Runde im Aufenthaltsraum sind ab und zu Lacher zu hören, mal von einer älteren Stimme, mal von einer jungen. Die Mädchen und die alten Damen und Herren spielen zusammen, gehen spazieren oder backen Plätzchen und Kuchen. Manchmal hören die Schülerinnen einfach nur zu, wenn die älteren Menschen ihnen eine Episode aus ihrem Leben erzählen.

"Die Mädchen machen das in ihrer Freizeit, es gibt keine Verpflichtung", betont Lehrerin Ursula Poss-Nickenig. Sie hat eine Arbeitsgemeinschaft (AG) initiiert. Es sollte keine Einmalaktion, sondern ein nachhaltiges Projekt werden, das auf Jahre hin angelegt ist.

Die AG gibt es seit Schuljahresanfang. Schon jetzt sind laut Poss-Nickenig Interessenten für das nächste Jahr da. Darunter seien auch Jungen - bisher beteiligen sich nur Mädchen.

"Die Schülerinnen sollen Menschen im vierten Lebensalter anders kennenlernen und die Angst vor den Pflegeberufen verlieren", sagt die Lehrerin. Dieser Plan ist bisher aufgegangen: "Es macht mir Spaß, mit alten Menschen zu arbeiten", sagt zum Beispiel die 16-jährige Emely.

Sie spricht von interessanten Zeitzeugenberichten aus dem Zweiten Weltkrieg und der Erfahrung, von der sie profitieren könne. Ihr Ziel ist es, später im Gesundheitssektor zu arbeiten. Ähnlich sieht das die 14-jährige Alina. Auch sie will später einen sozialen Beruf ergreifen. "Ich finde es schön zu sehen, wie sich die Senioren freuen, zum Beispiel wenn wir mit ihnen backen", sagt die 14-Jährige.

Ein dickes Lob bekommen die Schülerinnen von der Leiterin der Realschule plus, Gabriele Schmidt: "Hut ab, das ist ganz klasse von unseren Mädels!" Auch Ines Bohrer ist begeistert: "Die AG zaubert unseren Hausgästen ein Lächeln ins Gesicht." Die Leiterin des Seniorenhauses zur Buche im Konzer Stadtzentrum macht eine echte Vertrautheit zwischen den Mädchen und den Senioren aus. "Das ist ein Gewinn für alle", folgert sie. Für das Seniorenhaus sei das eine Chance, junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern.

Buche-Mitarbeiterin Nina Reuter betreut das Projekt mit den Schülern und weiß, dass zwei der Mädchen später in der Pflege arbeiten wollen. In der Buche funktioniere das Projekt auch bei Demenzkranken. Die Schülerinnen hätten keine Scheu. Sie erzählt von einem Mädchen, das sich wunderbar mit einer älteren Dame versteht, die einen Schlaganfall erlitten hat. Das Vertrauen zwischen den beiden ist inzwischen so groß, dass sie sich hauptsächlich über Blicke und Körperkontakt verständigen.

Dass sich die Schüler in der AG engagieren, schätzen auch die Senioren. Sie sind begeistert von dem Projekt. "Das ist eine tolle Abwechslung", sagt Elisabeth Philippi. Anni Mohr pflichtet ihr bei: "Die Pfleger haben ja nicht genug Zeit." Nach zwei Stunden gehen die Mädchen nach Hause. Anni Mohr wird sie in der nächsten Woche wieder im Eingangsbereich des Seniorenhauses erwarten.Extra

 Elisabeth Philippi spielt Karten: Bei der Arbeitsgemeinschaft der Realschule plus beteiligen sich auch die Schülerinnen Lisa Harges, Laura Elsen, Tia Metzdorf, Pheline Jungandreas und Emely Steglich. TV-Fotos (2): Christian Kremer

Elisabeth Philippi spielt Karten: Bei der Arbeitsgemeinschaft der Realschule plus beteiligen sich auch die Schülerinnen Lisa Harges, Laura Elsen, Tia Metzdorf, Pheline Jungandreas und Emely Steglich. TV-Fotos (2): Christian Kremer

Foto: (h_ko )

Die Konzer-Doktor-Bürgerstiftung trägt die Arbeitsgemeinschaft der Realschule plus mit. Die Stiftung hat die Türen des Seniorenhauses zur Buche für Schüler seit 2008 aufgestoßen. Der zurückgetretene Gründer und Chef der Seniorenhäuser, Ralph Clark, war auch im Stiftungsvorstand tätig. Zusammen mit dem Stiftungsvorsitzenden Hartmut Schwiering hat er 2008 - im Gründungsjahr der Stiftung - das Projekt "Brücken schlagen zwischen Generationen" begonnen. "Wir haben damals einen Leitfaden entwickelt, wie man Schüler mit Menschen im vierten Lebensalter zusammenbringen kann", sagt Schwiering. Zunächst haben sich daraus einzelne Besuche von Schülern in den beiden Konzer Seniorenhäusern zur Buche ergeben. Es gab Konzerte, Theater- und Musicalaufführungen. Erst die Arbeitsgemeinschaft der Realschule plus von Lehrerin Ursula Poss-Nickenig, die dieses Schuljahr angelaufen ist, hat die Idee systematisiert. Schwiering hofft darauf, dass ein nachhaltiges Projekt entsteht. Eines steht schon fest: "Bei der Entlassfeier der Realschule plus werden wir den Schülerinnen einen Ehrenpreis der Stiftung überreichen", sagt der Stiftungsvorsitzende.cmk

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