Waldracher freuen sich auf Schulsanierung

Waldrach/Hermeskeil/Zerf · Die Reaktionen auf die Kreistagsentscheidungen zur Zukunft der Schulen im Hochwald und Ruwertal (der TV berichtete am 16. Juni) fallen unterschiedlich aus. In Waldrach herrscht Freude über den Entschluss zur Sanierung der Grund- und Realschule plus. An der Integrierten Gesamtschule (IGS) Hermeskeil, die auch 111 Schüler aus der VG Ruwer besuchen, wird gejubelt über die Chance aufs Abi, die einer anderen Schule der Stadt missfällt.

Waldrach/Hermeskeil/Zerf. Es war ein Moment mit Symbolcharakter: Als drinnen im Sitzungssaal des Kloster Kartaus\' in Konz die große Mehrheit des Kreistags Trier-Saarburg - es gab nur vier Nein-Stimmen und eine Enthaltung von Landrat Günther Schartz (CDU) - für die Einrichtung der Oberstufe an der IGS Hermeskeil votierte, läuteten draußen die Glocken. Nach dem Beschluss spendete die große Hermeskeiler Delegation unter den 60 Zuhörern Applaus. Der Kreis wird nun beim Land den entsprechenden Antrag stellen. Schartz sieht dessen Genehmigung als "Formsache" an, wie er in der Sitzung betonte. Denn die vorgeschriebene Mindestanzahl an Anmeldungen (51) wird die IGS erfüllen können. Davon zeigte sich Christa Breidert später im TV-Gespräch überzeugt. Das aktuelle Votum bedeute eine "große Erleichterung. Der Kreistag hat nun zu Ende gebracht, was er vor sechs Jahren mit dem Beschluss zur Einführung der IGS begonnen hat", sagte die Rektorin. Man sehe sich aber nicht als Sieger.
Elternsprecher Heinz-Peter Düpre freute sich über eine "Entscheidung, die deutlicher ausgefallen ist, als ich gehofft hätte". Es habe sich ausgezahlt, dass alle Akteure der IGS Überzeugungsarbeit bei den Kreispolitikern geleistet und ihrem Anliegen mit einer Unterschriftenaktion mit 4645 Unterzeichnern Nachdruck verliehen hätten.
Was das wichtigste Argument für die Oberstufe sei, hatten zuvor mehrere Redner im Kreistag betont: die Vertrauensfrage. Viele Eltern hätten seit 2009 ihre Kinder in der festen Annahme an der IGS angemeldet, dass sie dort später auch die Chance aufs Abi bekommen.Bekenntnis zur Berufsschule


Klar zur Sprache kam im Kreistag aber auch, dass eine Oberstufe an der IGS die Berufsbildende Schule (BBS) in Hermeskeil vor zusätzliche Probleme stellen könnte. Deshalb sprach sich das Gremium explizit dafür aus, dass Lösungswege zur Stärkung der Bildungsangebote in Hermeskeil gesucht werden müssen. Es folgte mehrheitlich dem Antrag der FWG, dass der Kreis das Land in Hermeskeil zu einem Pilotprojekt in Form einer Kooperation zwischen IGS und BBS auffordert. Dies ist nach dem Schulgesetz bisher nicht möglich.
BBS-Leiter Heinz Oberbillig sagte am Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung: "Wir sehen die Einführung der Oberstufe an der IGS nach wie vor als negative Entscheidung für den Standort Hermeskeil. Es nutzt aber nichts, zurückzuschauen. Positiv ist, dass alle Kreistagsfraktionen betont haben, die BBS erhalten und weiterentwickeln zu wollen."
Umstritten war unter den Politikern die Entscheidung über die Zukunft der Realschule (RS) plus Kell/Zerf. Diese soll künftig nur noch am Standort Kell fortgeführt werden. Dort sind für 8,8 Millionen Euro die Sanierung der bestehenden Gebäude und ein Neubau geplant. Der bisherige Unterricht an zwei Standorten - das sogenannte dislozierte System - wird damit zum Auslaufmodell. Zerf steht als Realschulstandort vor dem Aus, wenn in drei bis vier Jahren der Neubau in Kell fertig sein soll.
Das Gros der Kreistagsmitglieder war der Meinung, "dass die Dislozierung für die Zukunft nicht mehr haltbar ist und die Konzentration auf Kell die einzige richtige Option ist", wie es Matthias Daleiden (FWG) formulierte. Widerspruch kam von der SPD. Seine Fraktion sei dagegen, dass die Dislozierung "ohne Not aufgegeben wird. Wir stehen für den Erhalt der Schule an beiden Standorten und fordern, dass beide Gebäude saniert werden. Die Kosten dafür sind auch nicht höher als bei einem Neubau in Kell", sagte Lothar Rommelfanger.
Nicht so kritisch bewertete jedoch Konrektor Andreas Hochhalter den Beschluss. Er sagte dem TV: "Wenn der Kreis seine Entscheidung wahr macht und eine moderne Erweiterung in Kell vornimmt, wäre das eine große Chance für unsere Schule." Was allerdings nicht passieren dürfe, sei, dass der Kreis mit der Umsetzung dieser Pläne zu lange wartet. Ganz anders fällt das Urteil des Zerfer Ortsbürgermeisters Dieter Engelhardt (SPD) aus. Er sprach gegenüber unserer Zeitung von einer "Riesen-Enttäuschung" und sieht seine Gemeinde als "Leidtragende einer verfehlten Schulpolitik des Kreises."Meinung

Sieger und Verlierer
Es gebe "keine Gewinner oder Verlierer" sagte Landrat Schartz, als der Kreistag die Zukunft der Schullandschaft im Hochwald geklärt hat. Das hört sich gut an, stimmt aber nicht. In einer komplizierten Gemengelage hat das Gremium Beschlüsse gefasst, die sehr wohl Sieger und Verlierer hinterlassen. Großer Gewinner ist die IGS, wo nun doch eine Oberstufe eingeführt wird. Ein Schritt, an dem der Kreis letztlich nicht vorbeikam. Denn es wäre kaum vermittelbar gewesen, warum er 2010 eine Schule gründet und die Gebäude für 15 Millionen Euro sanieren lässt, wenn er dort später keine Chance aufs Abi gewährt. Ob der Beschluss auch langfristig richtig war und Hermeskeil stärkt, kann zwar nur die Zukunft zeigen. Zweifel sind aber angebracht. Denn der ohnehin schon gebeutelten Berufsschule wird das Leben noch schwerer gemacht. Wenn sie irgendwann mangels Schülern doch geschlossen werden muss, hätte der Kreistag am Montag den Anfang vom Ende eingeleitet. Zur Realschule Kell/Zerf: Wenn selbst die Akteure der Schule nicht mehr am System mit zwei Standorten feshalten, muss man es auch nicht künstlich aufrechterhalten. Dieser Kreistagsbeschluss war konsequent. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Der Kreistag hat einstimmig beschlossen, dass "umgehend" die 7,6 Millionen Euro teure Sanierung der Grund- und Realschule plus in Waldrach in Angriff genommen wird. "Das ist eine sehr gute Nachricht, die uns Sicherheit bringt", sagte Rektor Michael Elbert gestern unserer Zeitung. Er verweist darauf, dass die RS plus vor einigen Jahren eine unbefristete Ausnahmegenehmigung des Landes zur Zweizügigkeit - zwei Klassen pro Jahrgangsstufe - erhalten hat und sich seitdem von der vorgeschriebenen Untergrenze der Gesamtschülerzahl wieder deutlich wegbewegt habe. Aktuell besuchen 232 Jungen und Mädchen den Unterricht in Waldrach. "Diese Entwicklung bestätigt, dass wir eine stabile zweizügige Schule sind, und dazu gehören auch ordentliche Gebäude", betonte Elbert. ax

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